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Pressemitteilung vom 04.03.2023    

Uni Siegen und Region arbeiten an Lösungen für die Zukunft des ländlich-industrialisierten Raumes

Die Universität Siegen arbeitet eng mit der Region zusammen, um Lösungen für die Zukunft des ländlich-industrialisierten Raums zu entwickeln. Das Projekt "Fusion" ist jetzt offiziell gestartet.

Ein Praxisfeld beschäftigt sich mit der Mobilität im ländlichen Raum. (Foto: Pixabay)

Siegen/Region. Wie kann umweltschonende Mobilität speziell in Dörfern aussehen? Was können Unternehmen außerhalb der Metropolen tun, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Und welche Gesundheitsberufe sollte es in Zukunft geben, damit der ländliche Raum medizinisch gut versorgt werden kann? Im Projekt "Fusion" werden in den nächsten fünf Jahren Lösungen für solche drängenden Zukunftsfragen entwickelt. Der Fokus liegt auf Südwestfalen sowie den angrenzenden Kreisen im Dreiländereck, speziell Altenkirchen und der Lahn-Dill-Kreis.

Im Projekt arbeiten die Universität Siegen und die Region – also Verbände, Kommunen, Unternehmen, Gewerkschaften, Sozialpartner und Bürger – eng zusammen, um den Wissensaustausch in alle Richtungen zu fördern. Mit circa zehn Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt im Rahmen der Initiative "Innovative Hochschule“. "Die Uni Siegen nimmt die Verantwortung für die Region sehr ernst. Transfer ist für die Uni ein Muss“, sagt Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Uni Siegen. "Jetzt geht es darum, Erkenntnis- und Erfahrungswissen, das aus der Grundlagen- und Anwendungsforschung gewonnen wird, auf die Straße zu bringen. Und gleichzeitig diesen Prozess auch mit Forschung zu begleiten.“ Prof. Dr. Volker Wulf, Prorektor für Digitales und Regionales, fasst die Fragestellungen zusammen: "Was kann die Uni dazu beitragen, dass sich die Region weiterentwickelt? Und wie muss sich die Uni entwickeln, um sich zu vernetzen, und um international und national wettbewerbsfähig zu sein?“

Das Projekt umfasst fünf Praxisfelder. Im Feld "Arbeit und Digitales“ erarbeiten die Forscher gemeinsam mit Unternehmen der Region Schulungskonzepte für Digitalisierung, zum Beispiel mithilfe von Augmented Reality. Es geht darum, wie man digitale Assistenzsysteme so gestalten kann, dass Unternehmen dem Fachkräftemangel möglichst gut entgegentreten können. Dabei soll ein Demonstrator eingesetzt werden, um mithilfe neuester Herstellungsmethoden Werkzeuge für regional ansässige Firmen herzustellen. Diese smarten Werkzeuge sind mit Sensoren ausgestattet, um den Anwendern in den Firmen zum Beispiel in Echtzeit hilfreiche Rückmeldungen zu geben und sie in ihrer täglichen Arbeit aktiv zu unterstützen.

Um "Ressourcenschonung und Dekarbonisierung“ geht es in einem weiteren Praxisfeld. Hier kooperieren die Wissenschaftler zum Beispiel mit lokalen Energieversorgern. Unter anderem wird die Frage behandelt, wie man bestehende Systeme für Wasserstoff ertüchtigen kann. Außerdem stellen die Forscher Fragen zur Mobilität speziell im ländlichen Raum. Sie schauen sich Mobilitätsströme mit Blick auf Ressourcenschonung an und wollen wissen, wie ein Dorfauto-Carsharing-System aussehen kann und wie man mit smarten Sensoren Fuhrparks effizienter gestalten kann.

Im Praxisfeld "Gesundheit und Altern“ geht es um die Frage, wie Südwestfalen mit Netzwerken und Technologien eine funktionierende medizinische Versorgung, und damit eine hohe Lebensqualität, sicherstellen kann. Dabei arbeiten die Wissenschaftler unter anderem eng mit älteren Menschen zusammen, um deren Bedarfe stärker in den Fokus zu rücken. Außerdem sollen Konzepte entwickelt werden, um neue Gesundheitsberufe zu qualifizieren und die Berufswelt zu unterstützen. Der Fokus liegt vor allem auf Prävention und Gesundheitsförderung.



Das Praxisfeld "Soziales und Inklusion“ setzt den Schwerpunkt auf Ansätze integrierter Planung im Bereich der Pflege für Menschen mit Behinderung und gemeinpsychiatrischer Versorgung. Die Wissenschaftler verknüpfen hier den ländlichen Raum mit digitalen Anwendungen.

"Kulturelle Kollaborationen und Post-Wachstum“ heißt ein weiteres Praxisfeld. Hier werden künstlerische Projekte speziell in den ländlichen Raum gebracht. In den nächsten drei Jahren wird es nacheinander um die Schwerpunktthemen "Wald“, "Land“ und "Wasser“ gehen. Es gibt weitere spontane, kurzweilige künstlerische Projekte unter Beteiligung der Bürger und mit Interaktionsmöglichkeiten. Außerdem geht es um Stadt-, Land- und Regionalentwicklung – auch darum, dass die Uni immer stärker in die Innenstadt zieht. "Hierüber sollen vermehrt Diskussionen mit der breiten Öffentlichkeit ermöglicht werden", heißt es in der Pressemitteilung.

Darüber hinaus gibt es zwei Querschnittsthemen: Der Strukturwandel innerhalb der Uni und der Transfer in die Region sowie aus der Region heraus. "Wir gehen mit Fusion die großen Herausforderungen der Gesellschaft und des zukünftigen Zusammenlebens an – und zwar als Kooperation zwischen Universität und Region“, erklärt Dr. Rainer Wieching vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und neue Medien. Er leitet und koordiniert das fünfjährige Projekt. "Eine wichtige Frage, die sich jetzt stellt, ist: Wollen die regionalen Akteure Wettbewerber sein oder wollen sie kooperieren?“, sagt Dr. Thomas Sattelberger (Staatssekretär a.D.).

Im Rahmen des Projekts fand jetzt die Auftakttagung mit mehr als 150 regionalen und internationalen Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik statt, die die Entwicklung und Zukunft des ländlich-industrialisierten Raums diskutierten. Der Vortrag von Prof. David Audretsch aus den USA brachte auch eine internationale Perspektive in das Thema. Audretsch und Wulf machten deutlich, dass nicht nur Deutschland und Europa, sondern auch andere Länder weltweit vor teils ähnlichen Herausforderungen bezüglich der Entwicklung ländlicher Räume stehen. Regional bedeute nicht provinziell, erläutert Prof. Dr. Petra Vogel, Prorektorin für Internationales und Lebenslanges Lernen. "Wir haben das Internationale im Blick, zum Beispiel mit den Partnern der Athena-Hochschulallianz.“ Die Erkenntnisse, die in Südwestfalen und anderen ländlich-industrialisierten Regionen gemacht werden, müssten international ausgetauscht und Forschende und Akteure miteinander vernetzt werden, um das gegenseitige Lernen voneinander zu fördern, so Wulf. (PM)



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