Werbung

Nachricht vom 25.06.2023    

Ostrocker begeisterten ihre Fans in Altenkirchen

Von Wolfgang Rabsch

Es war wie eine Reise in eine längst vergessene Zeit: Die "Ostrocker" brachten ehemaliges DDR-Feeling in den "KulturSalon" nach Altenkirchen. Die Sehnsucht nach Freiheit, versteckte Botschaften und eine unglaubliche Ausdauer rissen das Publikum vom Hocker.

Ostrocker in Altenkirchen (Foto: Wolfgang Rabsch)

Altenkirchen. Das Konzert der "Ostrocker" begann im "KulturSalon" in Altenkirchen mit dem legendären Einspieler von Walter Ulbricht, dem ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, der wörtlich sagte: "Genossen, müssen wir denn allen Dreck aus dem Westen übernehmen? Mit der Monotonie des Westens und dem Yeah, Yeah, Yeah, oder wie das heißt, sollte man Schluss machen". Von dieser Vorgabe ließ sich die Band jedoch in keiner Weise beeindrucken und legte ein fast dreieinhalbstündiges Konzert hin - ohne Unterbrechung. Hit an Hit aus glorreichen DDR-Zeiten: es war wie eine Orgie in Ostalgie.

Da alle Bandmitglieder tatsächlich auch heute noch in den neuen Bundesländern leben und Kinder der Republik waren, haben sie eventuell etwas andere Gene in sich. Sie wollten ihrem Publikum etwas bieten und waren dabei bis an ihre eigenen Grenzen gegangen, denn dreieinhalb Stunden Vollgas auf der Bühne zu geben, ohne jede Unterbrechung, ist man von vielen heimischen Bands nicht gewohnt.

Auch in der DDR begeisterte Rock die Jugend
Die "Ostrocker" fetzten vom ersten Song an los und bewiesen, dass die Rockszene in der damaligen DDR viele Fans hatte. Gegenüber dem westlichen Rock hatten die Musiker in der DDR einen schweren Stand, da sie wie eingangs von Walter Ulbricht erwähnt, praktisch als langhaarige "Revoluzzer" gebrandmarkt wurden, die dem Sozialismus Schaden zufügen.

Trotzdem hatten Bands wie Karat, Silly, Puhdys, City, Pankow und Elektra eine große Fangemeinde. Eine wahre Wohltat, die Texte der Hits zu verinnerlichen, ohne Anglizismen und Gendern, die sehr vorsichtig versuchten, die Sehnsucht der Jugend der DDR nach Freiheit auszudrücken. Trotzdem wurden in fast jedem Lied, wenn man genau hinhörte, Botschaften versteckt, die genau dieses Gefühl ausdrücken wollten. In der damaligen DDR wurden die Texte von den Staatsorganen genauestens unter die Lupe genommen, wer zur Republikflucht oder Aufstand aufrief, der stand mit einem Bein in Bautzen (berüchtigtes Gefängnis).

Ein Abend voller (N)Ostalgie
Nun aber endlich zur Musik: Der wohl bekannteste Hit, der aus dem Osten kam, nämlich "Über sieben Brücken musst du gehen", wurde nicht wie von Vielen irrtümlich angenommen, von Peter Maffay geschrieben, sondern wird für ewig mit Herbert Dreilich, dem inzwischen verstorbenen Leadsänger von Karat, in Verbindung gebracht. "König der Welt" und vor allen Dingen "Der blaue Planet", sowie "Albatros", "Schwanenkönig" und "Blumen aus Eis" wurden von der Band absolut authentisch und voller Empathie interpretiert. Vor allem bei dem letztgenannten Song ließen sie es richtig krachen, DDR-Rock vom Allerfeinsten, jeder beanspruchte sein Instrument bis zur Grenze der Belastbarkeit.



Alle Hits und alle Gruppen können hier nicht beschrieben werden, dennoch blieben die Hits von Silly und City haften, bei denen sich Heike Tresp als wahre "Teufelsgeigerin" erwies, insbesondere bei dem Klassiker "Am Fenster" von City.

„Die "Ostrocker" hatten im Laufe des Konzerts wohl die Zeit vergessen, denn ein dreieinhalbstündiges Konzert ist man hier nicht gewohnt. Alle Protagonisten auf der Bühne schonten sich nicht, aber auch ihr Publikum kam nicht zur Ruhe. Der Platz vor der Bühne verwandelte sich im Laufe des Konzerts zu einer großen Tanzfläche voller glücklicher Menschen.

Erbarmungslos forderten die begeisterten Besucher Zugaben, die von der Band nicht ausgeschlagen werden konnten. Als endlich die Lichter auf der Bühne ausgingen, konnten alle Beteiligten auf einen außergewöhnlichen Abend zurückblicken.

Die "Ostrocker" traten in folgender Besetzung auf:
Heike Tresp (Vocals, Keys, Geige, Violine), Enrico Sperling (Drums), Burkhard Bagende (Bass), Olli Herzfeldt (Gitarre, Vocals) und Bandleader Christian Lieck (Vocals, Gitarre).

Ein Standort für Kultur in Altenkirchen
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für die Durchführung von Veranstaltungen, erreichten es die Verantwortlichen vom "Haus Felsenkeller", die Tennishalle der Glockenspitze aufwendig in den "KulturSalon" umgestalten zu dürfen. Durch viel Liebe zum Detail konnte praktisch die "Spiegelzeltatmosphäre" wieder hergestellt werden. Doch die Nutzung der Tennishalle ist zeitlich begrenzt, denn im September wird die Freiluftsaison der Tennisspieler beendet sein, danach wird wieder in der Tennishalle ihre ursprüngliche Nutzung betrieben.

In seiner kurzen Begrüßungsrede ging Helmut Nöllgen, der Geschäftsführer vom Haus Felsenkeller, auf diese Thematik ein. Er bedankte sich ausdrücklich beim AK-Kurier, der ausgiebig davon berichtet hatte, dass die Möglichkeit besteht, das Gebäude "Zur guten Quelle" in der Wilhelmstraße 40 in Altenkirchen in ein Kultur -und Begegnungszentrum umgestaltet werden kann. Seitens der Kommunalpolitik wären dazu positive Signale zu hören gewesen. (Wolfgang Rabsch)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       
     


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Kultur


"It Rocks!": 20 Schülerbands rocken das Kulturwerk in Wissen

Wissen. In Altenkirchen und Wissen ist der musikalische Nachwuchs bereit, die Bühne zu erobern. Unter dem Titel "It Rocks!" ...

Herbert Knebels "Affentheater" rockte den Kultursalon in Altenkirchen

Altenkirchen. Die vier Originale des "Affentheaters" mit Frontmann Herbert Knebel haben sich komplett dem Ruhrpott-Slang ...

Viel Lachen, Lesen und Reden mit Adriana Altaras in Hachenburg

Hachenburg. Mitveranstalter Thomas Pagel von der Hähnelschen Buchhandlung bekannte, dass ihn der Film „Titos Brille“ so angetörnt ...

Kunstmarkt in Hachenburg präsentiert Westerwälder Kunst der Gegenwart

Altenkirchen/Hachenburg. 16 seiner insgesamt 40 Mitglieder aus den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis ...

"Der Geheime Küchenchor" reist am 20. Juni im Kulturwerk Wissen in den Süden

Wissen. Das Publikum darf mit dem Chor und den Musikern auf der Bühne die kulturelle Vielfalt Südeuropas durch die Augen ...

Collegium vocale feiert Choral Evensong zum Orgeltag Westfalen in Siegen

Siegen. Bis heute wird der Choral Evensong täglich in den großen Kathedralen Englands gefeiert und ist geprägt von festlicher ...

Weitere Artikel


Golf-Club Westerwald e. V. erspielt 6.450 Euro für die Deutsche KinderKrebshilfe

Dreifelden. Neben dem sozialen Engagement kam auch der sportliche Ehrgeiz nicht zu kurz: Bruttosiegerin wurde Mei Ling Terborg. ...

Dank Bundestagsstipendium: Für Schülerin aus Nisterberg geht es in die USA

Nisterberg. Martin Diedenhofen ist Pate des sogenannten Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) und hatte die 16-Jährige ...

Medizinische Fachangestellte der BBS Wissen feiern Abschluss

Wissen. Geprägt war das erste Jahr der Ausbildung durch die Corona-Pandemie. In der Schule fand nur ein eingeschränkter Regelbetrieb ...

Zukunft der Feuerwehr in Betzdorf gesichert: Jugendfeuerwehr im Hellertal gegründet

Grünebach. Die erste Vorstellung und dann auch die Konstituierung der Jugendfeuerwehr (JF) war bereits am 30. November 2022 ...

Waldbrand riskiert: Unbekannte entzündeten Holzscheite auf Wiese.

Dauersberg. Durch unbekannte Täter wurden in der Verlängerung der Mittelbuschstraße Richtung Scheuerfeld Holzscheite von ...

Buchtipp: "Ein mörderisches Paar - Das Versprechen" von Klaus-Peter Wolf

Dierdorf/Frankfurt. Nicht nur mangels legaler Papiere kann die geplante romantische Hochzeit auf einer Insel mit Leuchtturm ...

Werbung