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"Hand in Hand - Gegen Gewalt!"
Die erfolgreiche Kampagne der Polizei "Hand in Hand - Gegen Gewalt! Für die Zukunft unserer Kinder" wird fortgesetzt. Dabei werben türkisch-stämmige Fußballstars, darunter Yildiray Bastürk vom VfB Stuttgart, für eine gewaltfreie Erziehung.
Region/Berlin. Die Fußballer Yildiray Bastürk, Halil Altintop und Hamit Altintop engagieren sich jetzt für die Kampagne "Hand in Hand – Gegen Gewalt! Für die Zukunft unserer Kinder". Mit der im Mai 2007 gestarteten Aktion wirbt die Polizei für eine gewaltfreie Erziehung. Denn für Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, stellen Gewalterfahrungen in der Familie immer traumatische Erlebnisse dar. In den neuen Fernsehspots tritt neben den Fußballstars auch eine türkei-stämmige Polizistin für die friedliche Lösung von Konflikten ein. Darüber hinaus bezieht die Polizei auch in Anzeigen in türkischen Medien mit Hilfe der Promis Position gegen Gewalt. Weitere Impulse zur Unterstützung der Erziehungsarbeit sind in einem Faltblatt zusammengefasst. Neben den Prominenten unterstützen renommierte türkische Organisationen und Unternehmen die Kampagne der Polizei.
"Ein Kind, das Liebe erhält, wird auch immer Liebe geben", sagt Yildiray Bastürk. Er ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst und nutzt sie für die Kampagne "Hand in Hand – Gegen Gewalt! Für die Zukunft unserer Kinder". Damit leistet er einen Beitrag zur Förderung der Integration von türkischen Migranten. "Kinder lernen zuallerst von ihren Eltern. Das gilt auch für Verhaltensweisen bei der Konfliktlösung. Wer als Kind gewaltsames Verhalten der Eltern als den ‚Normalfall’ erlebt, wird davon geprägt. Eltern müssen deshalb daran denken, dass sie in jeder Hinsicht Vorbilder für ihre Kinder sind, und sich auch so verhalten. Eltern sollten immer daran denken, dass Kinder ein feines Wahrnehmungsvermögen haben", sagt der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Jörg Schönbohm, Innenminister von Brandenburg.
Auch für die zweite Staffel der Kampagne hat die Integrations-Beauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Professor Dr. Maria Böhmer, die Schirmherrschaft übernommen. "Die Resonanz auf die erste Staffel der Kampagne war in der türkei-stämmigen Bevölkerung außerordentlich positiv. Das ist ein Zeichen dafür, dass gewaltfreie Erziehung nach wie vor ein wichtiges Anliegen in den Familien ist und sie sich durch die Kampagne angesprochen fühlen", so Böhmer. "Wer Gewalt in der Familie als Konfliktlösungsmittel am eigenen Leib verspürt hat, wird später mit hoher Wahrscheinlichkeit auch selbst Gewalt anwenden. Deshalb gilt es, diesen Gewaltkreislauf zu durchbrechen", sagt Erwin Hetger, der Vorsitzende der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes und Landespolizeipräsident von Baden-Württemberg.
Die Kampagne wird von einem starken Bündnis getragen. Neben den Prominenten stehen auch namhafte türkische Organisationen und Unternehmen wie die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD), die Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer (TD-IHK) und die Türkisch Deutsche Gesundheitsstiftung (TDG) hinter der Aktion. Der zur Doðan Media Group gehörende Fernsehsender "Euro D" strahlt die Kampagnenspots aus, die Tageszeitung "Hürriyet" schaltet entsprechende Anzeigen. Darüber hinaus publiziert eine Vielzahl weiterer türkischer Sender und Zeitungen kostenlos die Medien der Kampagne. Alle Partner des Bündnisses eint ein gemeinsames Anliegen: Die gewaltfreie Erziehung als Basis einer erfolgreichen Zukunft von Kindern.
Laut der Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2007 ist die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger bei gefährlicher und schwerer Körperverletzungen im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent angewachsen. Während die PKS das so genannte Hellfeld beleuchtet, geben die Ergebnisse einer Schülerbefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) aus dem Jahr 2005 Einblick in das Dunkelfeld jugendlicher Gewaltkriminalität. Diese lassen gerade bei Körperverletzungen auf eine rund doppelt so hohe Belastung bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund schließen. Die Ursachen dafür finden sich unter anderem in den oftmals schwierigeren Lebensverhältnissen, die bei jungen Migranten häufiger von Arbeitslosigkeit und niedrigen Bildungsabschlüssen geprägt sind als bei deutschen Jugendlichen. Auch berichten Schüler mit Migrationshintergrund häufiger, dass sie Gewalt in ihrer Familie erlebt haben. Fast jeder dritte südeuropäische, türkische und ehemals jugoslawische Jugendliche wurde der KFN-Studie zufolge von seinen Eltern in der Kindheit geschlagen. Doch gerade der Vorbildfunktion der Eltern im Hinblick auf den friedfertigen und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten innerfamiliären Umgang kommt eine zentrale Bedeutung zu.
In der Erziehung gilt es, klare Grenzen aufzuzeigen. Gewalt – psychische wie physische – darf dabei aber keine Rolle spielen, dies muss allen Eltern und Kindern klar vermittelt werden. Deshalb lauten die zentralen Botschaften der Kampagne: Erziehen Sie Ihr Kind ohne Gewalt. Zeigen Sie ihm friedliche Alternativen der Konfliktlösung auf. Seien Sie Ihrem Kind ein positives Vorbild, indem Sie selbst Konflikte ohne Gewalt lösen. Pflegen Sie bei der Erziehung auch den Kontakt zur Kindertagesstätte oder Schule Ihres Kindes. Werden Sie hellhörig, wenn Ihr Kind von Gewalttaten erzählt oder gar verletzt nach Hause kommt. Helfen Sie Ihrem Kind beim Lösen von Alltagsproblemen wie Lernschwierigkeiten, Isolation oder mangelndem Zuspruch. Fördern Sie seine Stärken.
In der ersten Staffel der Kampagne "Hand in Hand – Gegen Gewalt! Für die Zukunft unserer Kinder" traten die türkei-stämmige Fernsehmoderatorin Nazan Eckes, der Fußballer Nuri Þahin sowie der Unternehmer und Europaabgeordnete Vural Öger als prominente "Testimonials" für die Förderung der gewaltfreien Erziehung ein. Die Resonanz auf die Kampagne war äußerst positiv. Die Polizei hat oftmals neben Moschee- und Kulturvereinen auch Kommunen und Elterninitiativen mit einbezogen und die Impulse der Aktion für entsprechende Veranstaltungsreihen genutzt. Bei einer dieser Veranstaltungen wurden die Fernsehspots mit Nazan Eckes, Nuri Sahin und Vural Öger gezeigt, was spontanen Beifall beim Publikum auslöste. Solche Reaktionen zeigen: Die Kampagne hat den richtigen Ton getroffen. Das Faltblatt "Þidetten Kurtulma Yollarý" ("Wege aus der Gewalt"), das auch die "Hürriyet" mit einer ihrer Ausgaben verteilt hat, wurde bislang bundesweit rund 285.000 Mal verteilt.
Weitere Informationen zur Kampagne "Hand in Hand - Gegen Gewalt! Für die Zukunft unserer Kinder"“ in türkischer Sprache und eine Liste mit entsprechenden Anlaufstellen finden sich im Internet unter www.polizei-beratung.de. Dort sind auch die Fernsehspots der ersten und zweiten Staffel eingestellt.