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Nachricht vom 30.05.2009    

Wege aus der Liquiditätskrise

Eine mittelstandsfreundliche Politik ist erste Voraussetzung, um einen Weg aus der Liquiditätskrise von Unternehmen zu finden. Das war der Tenor einer Informations-Veranstaltung in Koblenz.

Region/Koblenz. "Kreditklemme, Liquiditätssicherung". In den vergangenen Monaten wurden sie im Gefolge der Finanzkrise zu viel gebrauchten Schlagworten. Sachliche Hintergrundinformationen zum Thema bot unter dem Titel "Wege aus der Liquiditätskrise" eine Gemeinschafts-Veranstaltung des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer Koblenz in deren Festsaal.
Wirtschaftsminister Hendrik Hering hatte, der Berliner Verhandlungen über die Opel-Zukunft halber, nicht zur Veranstaltung kommen können. An seiner Stelle eröffnete Dr. Dirk Seifert, Leiter der Grundsatzabteilung des Ministeriums, den Abend mit einem Überblick über die Angebote des Landes, die vor allem dem Mittelstand über die schwierige wirtschaftliche Situation hinweghelfen sollen, von der Verdoppelung des Bürgschaftsrahmens auf 800 Millionen Euro bis zu Konjunkturprogrammen, die zum einen Baumaßnahmen im Verkehrsbereich und zum anderen der energetischen Sanierung von Schulen und Kindergärten zugute kommen.
Detailliert über das Soforthilfeprogramm der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH informierte deren Geschäftsführer Ulrich Dexheimer. Ein Programm, das möglichst schnell, ob über Bürgschaften oder direkte Kredite, Betrieben helfen soll, die aufgrund der Finanzkrise in Liquiditäts-Schwierigkeiten geraten sind. Bisher wurden, in enger Kooperation mit den jeweiligen Hausbanken, diese Möglichkeiten nur begrenzt in Anspruch genommen; der aufgestockte Bürgschaftsrahmen beispielsweise ist vorerst nur zu einem Zwanzigstel ausgenutzt, überwiegend für Bürgschaften zwischen 200.000 und 750.000 Euro. Diese Größenordnung zeige, so Dexheimer, dass die Hilfe tatsächlich in erster Linie dem Mittelstand zugute komme. Direkte Kredite sind dagegen bisher kaum nachgefragt.
Ein Hinweis darauf, dass von der zitierten "Kreditklemme", die schon IHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Podzun in seiner Begrüßung angezweifelt hatte, gar nicht unbedingt die Rede sein kann? Diese Vermutung bestätigte die von Joachim Türk, Chefredakteur der Rhein-Zeitung, geleitete Podiumsdiskussion mit den Kammerpräsidenten, Unternehmern und Vertretern der Banken. Allerdings ist es, je nach Bonität auch des Antragstellers, aufwändiger geworden, an Kredite beispielsweise für Investitionen zu kommen, wie Dr. Antje Eckel, geschäftsführende Gesellschafterin des gleichnamigen Futtermittelherstellers, und Dr. Karl Tack, Mitglied der Geschäftsleitung der Gebrüder Rhodius GmbH & Co. KG, aufgrund eigener Erfahrungen berichteten. Grundsätzlich aber haben die Banken den Kredithahn nicht zugedreht. Das betonten übereinstimmend Manfred Graulich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Koblenz, Walter Müller, Vorstandsmitglied der Volksbank Koblenz-Mittelrhein e. G. und Olaf Klose, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Region Rheinland-Pfalz/Saar/Wiesbaden der Deutschen Bank. Ebenso einhellig gestanden sie jedoch zu, dass vor der Kreditvergabe genauestens die Bonität des Antragstellers, die Situation seines Betriebes geprüft werde und dass diese auch Einfluss auf sein "Rating", seine Einordnung und damit die Zinsgestaltung habe. Desto wichtiger sei gerade in schwierigeren Zeiten wieder der Kontakt zur Hausbank geworden, die die finanzielle Situation ihres Kunden schon gut kenne.
Kreditklemme? Von der mochten auch weder IHK-Präsident Manfred Sattler noch HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag sprechen. Scherhag wies allerdings "aus eigener Erfahrung als Unternehmer" auf ein spezielles Problem des Autohandels hin. Der könne gegenwärtig aufgrund der Abwrackprämie zwar gute Geschäftserfolge vermelden, müsse aber gleichzeitig für eben diese Prämie erst einmal in Vorlage treten. "Wir finanzieren dem Staat riesige Summen vor", erklärte Scherhag. Das könne bei einigen Betrieben tatsächlich zu vorübergehenden Liquiditätsproblemen führen. Gerade in solchen Fällen, so Scherhag, biete die Handwerkskammer mit ihrer Betriebsberatung die Möglichkeit zur unkomplizierten, kompetenten Hilfestellung. Nachhaltig übte Scherhag im Hinblick auf die Mechanismen der Kreditvergabe Kritik an einer Steuerpolitik, die denjenigen bestrafe, der von den Banken beim Rating honoriertes Eigenkapital angesammelt habe, und forderte ein möglichst rasches Umdenken.
HwK-Hauptgeschäftsführer Alexander Baden räumte in seinem Schlusswort ein, dass die Krise beim Mittelstand mittlerweile zwar angekommen sei. Jedoch könne von einer diesen besonders hart treffenden, "flächendeckenden Kreditklemme" keine Rede sein, trotz in Einzelfällen möglicherweise verschlechterter Finanzierungsbedingungen. Weitaus wichtiger als die Beseitigung der "Kreditklemme" seien deshalb für den Mittelstand seitens der Politik bereitgestellte Möglichkeiten, die Erträge der Betriebe zu erhöhen. Die gerade verabschiedete Verordnung zur Ist-Versteuerung sei ein richtiger und wichtiger Schritt auf diesem Weg.
Informationen zur Kreditvergabe und zu staatlichen Förderprogrammen bei der Betriebsberatung der HwK Koblenz, Telefon 0261/398-251, Telefax 0261/398-994, beratung@hwk-koblenz.de, www.hwk-koblenz.de.
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Foto: Auf der Gemeinschafts-Veranstaltung des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer Koblenz diskutierten die Teilnehmer, darunter auch HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag (3. von rechts) über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Mittelstand.



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