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Nachricht vom 03.02.2020    

Online-Gambling wird legal: ein neuer Staatsvertrag lockert den Glücksspielmarkt

Begeisterte Anhänger von Glücksspiel dürfen sich freuen, denn bald wird Deutschland seine bisher sehr strikte Gesetzgebung hinsichtlich Online-Gambling auflockern und – unter gewissen Einschränkungen und Sicherheitsvorkehrungen – das Zocken im Internet legal machen. Der neue Staatsvertrag, der am 1. Juli 2021 in Kraft treten soll, wird von Anbietern und Usern als längst überfällig betrachtet, bedenkt man, dass in Deutschland allwöchentlich um gigantische Summen gespielt wird – beim ganz legalen, seit langem anerkannten Lottospiel.

Ist das Internet wirklich unsicherer als dubiose Wettbüros? Quelle: Unsplash

Deutsches Online-Glücksspiel unterliegt Regel-Chaos

In der Tat ist die Einstellung gegenüber Glückspiel in der Bevölkerung wie auch in der Regierung ein wenig verwirrend, und auch die Gesetzeslage war bisher nicht gerade transparent. Derzeit ist es im Internet offiziell nicht erlaubt, allerdings boomender Schwarzmarkt gewaltig – 2018 hatten Internet-Casinos bereits einen Marktanteil von 55 Prozent am Bruttospielertrag. Staatlich geregelt waren bisher Offline-Sportwetten und die Offline- und Online-Services staatlicher Lotterien. Der Grund, dass Gambling per Computer, Smartphone oder Tablet bereits hochbeliebt ist, liegt allerdings am Fehlen einer übergreifenden europäischen Regulierung, die es Anbietern in anderen Ländern ermöglicht mit einer gültigen EU-Lizenz auch in Deutschland zu operieren. Malta und Großbritannien, wo Internet-Gewinnspiele zugelassen sind, gehören dabei zu den stärksten Anbietern. Auch Schleswig-Holstein besitzt als einziges deutsches Bundesland eine Sonderregulierung, seitdem es vor acht Jahren einen Sonderweg einschlug, aus dem Glücksspielstaatsvertrag ausscherte und Lizenzen für Online-Glückspiele vergab.

Live-Casinos werden immer beliebter

In einer derart unübersichtlichen Situation schien die bisherige strikte Regulierung in Deutschland einigermaßen überholt, zumal sich Online-Gambling realistisch auf diese Weise ohnehin nicht unterbinden ließ. Der Trend geht immer weiter weg von Casinos und Spielhallen, hin zur Unterhaltung im Web, die jederzeit und überall zugänglich ist. Live-Casinos vermitteln dabei eine besonders wirklichkeitsnahe Umgebung, Poker, Black Jack und Roulette können auf diese Weise ganz bequem vom mobilen Gerät aus gespielt werden, ohne das Haus verlassen zu müssen. Kein Wunder also, dass die Forderung nach einer neuen Regulierung immer lauter wurde, zumal der Schwarzmarkt immer stärker wird.

Zentrale Glücksspielbehörde soll Sicherheit schaffen

Der neue Staatsvertrag wird nun also Spielen im Internet legalisieren, allerdings mit diversen Einschränkungen zum Jugendschutz und Verhindern von Spielsucht. Monatlich soll ein Einzahlungslimit von 1000 Euro festgelegt, zudem soll eine Sperrdatei eingeführt werden. Eine zentrale Glücksspielbehörde soll ins Leben gerufen werden, um den Jugend- und Spielerschutz zu gewährleisten. Jeder Spieler muss demnach ein offizielles Spielerkonto einrichten, während sich die Anbieter zu einem automatisierten System verpflichten müssen, das bei der Früherkennung suchtgefährdeter Spieler helfen soll. Auch hinsichtlich der Werbung für Internet-Glücksspiele werden deutliche Einschränkungen gemacht.

Deutschland folgt dem Vorbild Dänemarks

So sieht der Plan aus, sofern die Regierungschefs der Bundesländer sowie die Länderparlamente im Februar zustimmen, im März steht dann die Zustimmung der Ministerpräsidenten an. Der bisherige geltende Staatsvertrag läuft offiziell am 30. Juni 2021 aus, weshalb somit der neue Staatsvertrag am 1. Juli in Kraft treten soll. Deutschland folgt damit dem Beispiel Dänemarks, wo es mit der Spillemyndigheden bereits eine zuständige Behörde gibt, die den Markt reguliert, während Internet-Glücksspiel an sich liberal gehandhabt wird. Seit 2012 werden hier durch die Behörde bereits Lizenzen an Glücksspielbetreiber vergeben, illegale Anbieter jedoch mittels moderner Searchbots aufgespürt und unterbunden.

Lotto verliert an Beliebtheit, der Schwarzmarkt im Internet blüht

Fraglich bleibt seit langem, warum Deutschland die Gefahren beim Online-Glücksspiel als weitaus schwerwiegender wertet als im analogen Bereich: Lotto erfreut sich hierzulande seit langem größter Beliebtheit, wenngleich auch hier wöchentlich um gigantische Summen gewettet wird und Suchtpotenzial besteht. 7,3 Millionen Bundesbürger spielen regelmäßig Lotto, über 21 Millionen wenigstens gelegentlich. 2018 setzten staatliche Glücksspielunternehmen des Deutschen Lotto- und Toto-Blocks 7,4 Milliarden Euro mit Lotterien und Wetten um, wobei die Einnahmen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgingen. Grund dafür war nicht zuletzt die zunehmende Beliebtheit von Glücksspielen im Internet, ganz ungeachtet dessen, dass sie offiziell illegal waren. Etwas anders sieht es bei Sportwetten aus: Insgesamt 8,8 Milliarden Euro wurden 2018 in diesem Bereich eingesetzt, die Wetteinsätze haben sich dabei in den vergangenen fünf Jahren damit mehr als verdoppelt.

Sportwetten – legal in dubiosen Wettbüros, bisher verboten im Internet

Interessant ist zudem, dass Wetten rund um Fußball, Pferdesport und den Rennsport ganz legal durch private kommerzielle Anbieter abgeschlossen werden können und offiziell nicht als „Gambling“ gelten, wenngleich auch hier große Summen auf dem Spiel stehen. Im Internet sind allerdings auch sie formell verboten, während dubiose Wettbüros nach wie vor blühten. Die neue Regelung mit Abschluss des Staatsvertrags sieht auch hinsichtlich Online-Sportwetten eine deutliche Ausweiterung vor, während es bei Live-Wetten deutliche Einschränkungen geben soll aufgrund bestehender Manipulationsgefahr. Eine Studie der Universität Hohenheim schätzt, dass der Umsatz von illegalen Sportwetten bisher bei rund sieben Milliarden Euro im Jahr liegen soll. Es ist also keineswegs verwunderlich, dass die bisherige deutsche Regulierung der Glücksspielbranche vielerorts als unlogisch und scheinheilig angesehen wurde.

Der neue Staatsvertrag, der von vielen konservativen Bundesbürgern kritisch betrachtet wird, mag in der Tat viele Vorteile in sich bergen – illegales Glücksspiel, besonders von lizenzlosen Buchmachern und zweifelhaften Wettbüros organisiert, könnte sich bald auf dem Rückzug befinden, wenn sich Spielbegeisterte auf einer ganz legalen Seite anmelden und auf bequeme und sichere Weise mit Poker, Roulette und anderen klassischen Spielen unterhalten können. Auch die ins Ausland, zu Anbietern in Malta oder anderen legalisierten Ländern, abfließenden Summen können auf diese Weise verringert werden, während der Anteil von Glücksspiel am Bruttoinlandprodukt zunehmen wird. (PRM)



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