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Nachricht vom 24.02.2021    

Ulli Gondorf: Der Wohnbau ist eine komplexe Geschichte

Die Wohnungsnot ist in Deutschland flächendeckend verbreitet. Selbst das flache Land bildet inzwischen keine Ausnahme mehr. Die Mieten steigen. Die Immobilienpreise klettern kontinuierlich und ungebremst in nie erahnte Höhen. Abhilfe zu schaffen tut not - aber wie?

Baugebiete (wie hier in Peterslahr) stehen auf der Wunschliste vieler Ortsgemeinden, wenn in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld der neue Flächennutzungsplan aufgestellt wird. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen. "Woher kommt der steigende Wohnungsbedarf in Deutschland? Mit nur wenigen kurzen Ausreißern schrumpft oder stagniert die Bevölkerung seit vielen Jahren", stellt der Fernsehsender ntv in einem Beitrag auf der eigenen Homepage dar. Zum einen seien aber viele Menschen in den vergangenen Jahren in die großen Metropolen und boomende mittlere Städte, sogenannte Schwarmstädte, gezogen. Vor allem aber wohnten die Deutschen auf immer größerer Fläche pro Person. Grund dafür sei, so Experten, die wachsende Zahl an Paar- oder Einpersonenhaushalten in großen Häusern oder Wohnungen. "Wir brauchen dringend mehr Wohnraum. Der in kleinen Zentren brach liegende soziale Wohnungsbau braucht einen staatlichen Anschub", erklärte Ulli Gondorf, Kandidat der Bündnisgrünen im Wahlkreis 2 Altenkirchen für die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 14. März, während einer digitalen Diskussion am Dienstagabend (23. Februar) unter dem Titel "Wohnungslust und -frust auf dem Land - Zwischen Eigenheim, Genossenschaft und fehlenden Mietwohnungen".

Möglichst wenig Boden versiegeln
Es ist für die Grünen jedoch nicht einfach damit getan, neue Ein- oder Mehrfamilienhäuser ungebremst in den Himmel wachsen zu lassen. "Ja, wir brauchen preiswerten Wohnraum, dafür sollte möglichst wenig Boden versiegelt werden", forderte Claudia Leibrock, die dem Altenkirchener Stadtrat angehört. Gondorf ergänzte, dass seines Wissens nach 25 Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld neue Baugebiete ausweisen wollen, "dadurch wird die Flächenversiegelung weiter angeheizt. Wir können nicht alles zupflastern." Zum Hintergrund: Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld muss einen neuen Flächennutzungsplan aufstellen und in geeigneter Form die Begehrlichkeiten der Ortsgemeinden nach neuem Bauland einarbeiten. Kevin Lenz, unter anderem Beigeordneter der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, übertrug "die Not an Bauplätzen auf den gesamten Kreis". Aber, auch das machte er deutlich: "Weiter weg von den Bundesstraßen, da krieg ich fast alles hinterhergeworfen. In Hamm, Fürthen oder Pracht sind relativ viele Häuser und Grundstücke im Angebot", leitete er zu seinem eigenen Vorhaben über, im Großraum Altenkirchen seit drei Jahren ein Haus kaufen zu wollen: "Es sind kaum welche auf dem Markt, weil viele unter der Hand schnell weggehen. Und wenn eins öffentlich angeboten wird, werden stolze Kaufpreise aufgerufen."



"Ich hab' ja noch Enkel"
Bei der Betrachtung der Gesamtproblematik fällt logischerweise der Blick auch auf unbebaute, aber voll erschlossene Grundstücke in Stadt- oder Ortskernen, die dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Weit über 20 solcher Areale seien beispielsweise in Flammersfeld im Besitz eines Einzigen, getreu dem Motto "Ich hab' ja auch noch Enkel", beschrieb Gondorf und hoffte, dass durch die Erhebung von Wasser- und Abwassergebühren für unbebaute Grundstücke (was in der Alt-VG Flammersfeld bis zur Fusion mit der Alt-VG Altenkirchen nicht der Fall war) vielleicht ein paar doch zum Verkauf angeboten werden könnten. Lenz steuerte einen Fall aus Helmenzen mit "17 bis 18 Grundstücken" bei, die nicht verkauft werden sollen. Vor diesem Hintergrund plädierte er dafür, dass Kommunen in neuen Baugebieten die Grundstücke kaufen und sie mit Bedingungen wie einer Bebauung in maximal drei Jahren wieder veräußern. Anna Neuhof, unter anderem Kreistagsmitglied, sprach sich für "Auflagen bei der Art des Bauens" aus, die ökologische Bauweise müsse gefördert, die Installation von Fotovoltaikanlagen könnte vorgegeben werden.

Eine komplexe Geschichte
"Der Wohnbau ist eine komplexe Geschichte", resümierte Gondorf den rund 60-minütigen Austausch, bei dem weitere Themen wie das Baulücken- und Leerstandskataster der Verbandsgemeinde Kirchen, alternative Wohnformen, soziale Aspekte von Wohnen (Transferleistungsempfänger finden oft keinen kleinen und bezahlbaren Wohnraum), die Möglichkeit des Wohnungsbaus per Genossenschaft (Gondorf: "Wo sind die Akteure?") mit Anschubfinanzierung vom Land oder die im Vordergrund stehende Individualität beim Wohnen angerissen worden waren. Letztendlich gelte es, "intelligent und verdichtet zu bauen". Zuzug von Familien in bereits existierenden Wohnraum und daraus resultierende Erwerbstätigkeiten sowie die Eingliederung von Flüchtlingen bedeuteten für den ländlichen Raum zum einen den Erhalt von Kaufkraft vor Ort und zum anderen "gut ausgebildete junge Menschen, nach denen die Firmen bekanntlich händeringend suchen". (vh)


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