Analyse: Muss Wäschenbach (CDU) um Landtagsmandat bangen?
Von Daniel-David Pirker
Seit 2016 vertreten wieder zwei Abgeordnete den Wahlkreis 1 im Landtag. Doch das könnte sich mit der kommenden Wahl ändern. Aktuellen Prognosen zufolge muss Kandidat Wäschenbach (CDU) um sein Direktmandat zittern. Im Gegensatz zu seiner SPD-Konkurrentin Bätzing-Lichtenthäler ist der CDU-Kreisvorsitzende nicht über die Parteiliste abgesichert.
Region. Wer wird den Wahlkreis 1 im Landtag vertreten – Michael Wäschenbach oder Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD)? Lange Zeit hätte man antworten können: Sehr wahrscheinlich beide. Immerhin ist die Gesundheitsministerin mit Platz 7 auf der SPD-Landesliste relativ gut abgesichert und würde auch in den Landtag einziehen, wenn sie nicht die Mehrheit der Wählerstimmen im Wahlkreis auf sich vereinigen könnte. Für Michael Wäschenbach sieht es schon etwas anders aus: Nach derzeitigem Stand ist sein CDU-Listenplatz 19 alles andere als sicher.
Für Wäschenbach geht es nun um alles oder nichts. Schließlich ist der 66-Jährige auch Kreisvorsitzender seiner Partei. Es käme einer krassen Belastungsprobe für sein Standing in der CDU gleich, sollte er nicht wieder in den Landtag einziehen. Tatsächlich sind die Chancen darauf gesunken, glaubt man einer aktuellen Wahlkreisprognose. Das Institut election.de erstellt auch Vorhersagen für die einzelnen Wahlkreise und rechnet Gewinn-Wahrscheinlichkeiten aus. Demnach lagen die Chancen für Wäschenbach am 8. Februar noch bei 89 Prozent, für Bätzing-Lichtenthäler lediglich bei 11 Prozent. Aber einen Monat später scheint die Gesundheitsministerin ordentlich aufgeholt zu haben. Die Wahrscheinlichkeit für Wäschenbach in den Landtag einzuziehen hat sich deutlich verschlechtert. Seine Gewinn-Chancen waren mit Stand 7. März auf 54 Prozent geschrumpft (Bätzing-Lichtenthäler 46 Prozent). Während die erste Version dieses Artikels veröffentlicht wurde, erschien eine neue Prognose . Demnach konnte Wäschenbach zwar wieder etwas aufholen auf 60 Prozent Gewinn-Wahrscheinlichkeit, doch liegt er damit immer noch fast 30 Prozent hinter seinen Februar-Zahlen. Election.de wirbt auf seiner Website damit, bei der letzten Landtagswahl 44 der 51 Wahlkreise korrekt prognostiziert zu haben. Die von dem Institut vorhergesagten Wahl-Chancen sollte man also ernst nehmen.
Der unsichere Listenplatz Wäschenbachs ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, wie sehr der Kandidat und sein Team tatsächlich kämpfen in diesem Wahlkampf. Am Einsatz, aber auch an der Umsetzung von kreativen Ideen, wird es im für ihn schlimmsten Fall nicht gelegen haben – der Wäschi-Roboter oder Drive-in Wahlkampfstand sind hier nur zwei bildhafte Beispiele. Tatsächlich ist man von Bätzing-Lichtenthäler aus der Vergangenheit durchaus energischere Wahlkreis-Wahlkämpfe als ihren aktuellen gewohnt. Es war kein Zufall, dass sie als damals junge SPD-Kandidatin 2002 direkt in den Bundestag einzog. Genauso war es kein Zufall, dass sie bei der letzten Landtagswahl überdurchschnittlich gut abschnitt, auch wenn es am Wahltag nicht für das Direktmandat reichte. Immerhin muss man bedenken: Seit 2016 gehört auch die Verbandsgemeinde Rennerod (Westerwaldkreis) zum Wahlkreis 1, eine Region, die in der Vergangenheit dem CDU-Kandidaten gute Ergebnisse beschert hat.
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Bei dieser Wahl, bei der fast alle Themen und politischen Erfolge wie Verfehlungen oder Skandale von Corona überschattet werden, zählt Bätzing-Lichtenthäler nun als Gesundheitsministerin zu den mit Abstand wichtigsten Gesichtern der Landes-SPD. Tatsächlich könnte ihre wahrgenommene Corona-Bilanz im Gegensatz zu anderen Ressortchefs der Ampel-Koalition schlimmer aussehen, auch mit Blick auf die im Vergleich zu anderen Bundesländern gute Impfquote. Zwar läuft bei Weitem nicht alles glatt, aber andere Gesundheitsminister geben nicht selten ein schlechteres Bild ab. Wahrscheinlich kommt Bätzing-Lichtenthäler auch zugute, dass sie nicht nur im persönlichen Gespräch wirkt, sondern auch seit fast 20 Jahren den Umgang mit Medien diszipliniert trainiert hat. So kann sie doppelt von ihrem Ministeramt profitieren. Hinzu kommen die erwähnten über 20 Jahre, in denen dem Wähler im oberen Rheinland-Pfalz regelmäßig in analogen wie digitalen Medien „Sabine“ entgegenlächelt – oder in normalen Wahlkampfzeiten die Hand schüttelt.
Wäschenbach hingegen wird wie seine Parteifreunde im ganzen Land von bundespolitischem Gegenwind belastet. Die Bundes-CDU verschleißt sich in Skandalen und schlechter Perfomance ihrer Minister – und wenn man objektiv ist, auch ihrer Kanzlerin. Nun, bundespolitischen Gegenwind ist die SPD seit langem gewohnt. Auch muss man schon grübeln, wieso die Sozialdemokraten nach 30 Jahren an der rheinland-pfälzischen Regierungsspitze nicht mal jemand anderes die Führungsverantwortung überlassen sollten. Doch insbesondere die Popularität von Ministerpräsidentin Dreyer verschafft der SPD gute Chancen, wieder die Regierung anzuführen. Dagegen kommt ein CDU-Spitzenkandidat Baldauf nicht an, der sein volles Potenzial offenbar erst im Laufe des Wahlkampfs erreichen konnte. Das alles hilft auch Bätzing-Lichtenthäler als Wahlkreiskandidatin. Wäschenbach und die CDU hingegen müssen bangen. (ddp)
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