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Nachricht vom 28.10.2010    

Ein neues Paradies für seltene Pflanzen und Tiere geschaffen

Die Renaturierung der Klebsandgrube "Wilhelm" bei Elkenroth/Weitefeld ist ein gutes Beispiel gelungener Rekultivierung. Etliche Tier- und Pflanzenarten profitieren von dieser gelungenen Naturschutzaktion. Dabei handelt es sich allein um 11 Pflanzen- und 24 Tierarten, deren Bestände stark bedroht sind.

Der Abschlussbetriebsplan zeigt das gesamte Areal. Fotos: anna

Elkenroth/Weitefeld. Die Renaturierung der Klebsandgrube "Wilhelm" in den Gemarkungen Elkenroth und Weitefeld wurde jetzt seitens der Naturschutzbehörde gemeinsam mit der SGD Nord vorgestellt - dies vor dem Hintergrund der Umsetzung der entsprechenden Pläne der dortigen FFH- und Vogelschutzgebiete. Die Gelbbauchunke und der Kammmolch sowie weitere Tier- und natürlich auch Pflanzenarten, die schon auf der roten Liste stehen, gehören zu den Profiteuren der Rekultivierung, die eigentlich anders vorgesehen war. In der Klebsandgrube "Wilhelm" wurde seit etwa 100 Jahren dieses bindefähige Lockersediment aus dem Tertiär abgebaut und fand Verwendung in der Feuerfestindustrie sowie in der Gießereitechnik. Zuletzt war es die Firma Calderis, die dort Klebsand abbaute, den Abbau aber Mitte der 1990er Jahre einstellte. Danach sollten die Gruben eigentlich mit Abraum und Erdaushub verfüllt und zugeschüttet werden. Dies hätte jedoch einen unvorstellbaren Verlust für den Naturschutz bedeutet.

Der Überzeugungsarbeit der Naturschutzbehörde ist es zu verdanken, dass die abbauende Firma, sowie die Waldinteressentenschaft ein Einsehen hatten und die bereits begonnenen Verfüllungen abgebrochen und in Teilen der Grube sogar wieder rückgängig gemacht werden konnten. Denn das Areal der Grube "Wilhelm" befindet sich zwischen den Naturschutzgebieten "Weidenbruch" und "Hasselichskopf", gehört zum FFH-Gebiet "Feuchtgebiete und Heiden des Hohen Westerwaldes" und grenzt an das Vogelschutzgebiet "Neunkhausener Plateau". Diese Gebiete dienen auch als Trittstein im Rahmen der Biotopvernetzung zu den Naturschutzgebieten "Schimmerich" und "Galgenkopf" Richtung Daaden. Somit zählt es zum Schwerpunkt des Naturschutzes im Kreis Altenkirchen.

In Zusammenarbeit mit der für den Betrieb der Grube zuständigen Bergbehörde (Landesamt für Geologie und Bergbau), der Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung, dem Biotopbetreuer und der Firma Calderis wurde das Gelände nunmehr auf der Grundlage der bergrechtlichen Abschlussbetriebspläne im Sinne des Naturschutzes umgestaltet. Die ausführende Firma Giehl aus Kirburg schaffte mit schwerem Gerät die Voraussetzungen dafür, dass sich bereits vorhandene, zum Teil geschützte und gedrohte Biotope (wie größere Weiher, kleine flache Tümpel, Rohbodenbereiche) weiter ausdehnen und verbessern sowie neue Lebensräume bilden können. In diesen kleinflächig verzahnten Lebensräumen leben derzeit 11 Pflanzen- und 24 Tierarten, deren Bestände stark bedroht sind. Damit dies so bleibt, planen die Verantwortlichen durch Beweidung ein Zuwachsen des Geländes durch Wald zu verhindern. Diese Beweidung bedeutet natürlich eine Einzäunung eines Teilgebietes, eine touristische Nutzung soll jedoch ebenso möglich sein. Hierbei wird derzeit noch überlegt, Rundwanderwege, vielleicht auch kleine Aussichtsplattformen anzulegen, damit Besucher das Gebiet erkunden können. Im Inneren der Grube zu spazieren wäre zum Schutz von Flora und Fauna natürlich nicht gewollt.
Eine große Maßnahme der Rekultivierung war das Beseitigen eines Erddammes zwischen den beiden bestehenden Gewässersystemen, wodurch der Eindruck einer Flussauenlandschaft entstanden ist. Da es sich dabei um ein Sekundärbiotop (Flussaue) handelt, sind auch zukünftig weiterhin maschinelle Maßnahmen wie Roden und Auskoffern nötig, um so Rohböden zu schaffen, was in einer natürlichen Flussaue durch die Dynamik der Natur erledigt wird. Einen Teil dieser Maßnahmen wird die Firma Calderis erledigen. Weiterhin sind zukünftig eine Anpachtung und weitere Nutzung und Pflege der Flächen im Rahmen der Biotopbetreuung durch die Obere Naturschutzbehörde geplant. Hierzu sollen Pachtverträge mit den Waldinteressenten Elkenroth, mit denen bereits ein Pachtvertrag über den westlichen Teil des Gebietes besteht, sowie der Ortsgemeinde Weitefeld, die Grundstückseigentümerin des östlichen Grubenbereiches ist, abgeschlossen werden.
Zur Vorstellung des Projektes waren die Vizepräsidentin der SGD-Nord, Monika Becker, der Leiter des Landesamtes für Geologie und Bergbau Professor Dr. Harald Ehses, Kreisbeigeordneter Konrad Schwan, Vertreter der Oberen- und Unteren Naturschutzbehörden, des BUND, der Waldinteressenten, der Firma Calderis, sowie die Ortsbürgermeister gekommen. Ehses sagte, dass Rohstoffgewinnung notwendig sei und ohne Eingriffe in die Natur nicht erfolgen könne. Die Klebsandgrube "Wilhelm" sei ein positives Beispiel dafür, dass ein solcher Eingriff letztlich sogar eine Verbesserung in der Natur für ein Gebiet darstellen könne. (anna)


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