Wahlkreis 2: Dr. Matthias Reuber schafft direkten Einzug in Landtag
Dr. Matthias Reuber aus Birken-Honigsessen wird in den nächsten fünf Jahren für die CDU den Wahlkreis 2 Altenkirchen im rheinland-pfälzischen Landtag in Mainz vertreten. Er holte sich das Direktmandat mit 38,0 Prozent der Stimmen vor Matthias Gibhardt (SPD/Altenkirchen) mit 33,2, Christian Chahem (FDP/Altenkirchen) mit 9,3 und Ulli Gondorf (Grüne/Mehren) mit 8,0.
Altenkirchen. Der Wahlkreis 2 Altenkirchen bleibt in Hand der CDU wie bereits seit vielen Jahren. Dr. Matthias Reuber (Birken-Honigsessen) setzte sich mit 38,0 Prozent der Wahlstimmen vor Matthias Gibhardt (SPD/Altenkirchen) mit 33,2, Christian Chahem (FDP/Altenkirchen) mit 9,3, Ulli Gondorf (Grüne) mit 8,0, Jan-Michael Krämer (Die Linke/Kausen) mit 3,5 und Roswitha Jeckel (Freie Wähler/Niederneisen) mit 8,0 durch. Die AfD hatte keinen Kandidaten nominiert. Reuber, der 1576 Stimmen vor Gibhardt liegt, löst Jessica Weller (Gebhardshain) ab, die das innerparteiliche Rennen gegen den Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes Birken-Honigsessen verloren hatte. Der Wahlkreis 2 für die Landtagswahl besteht aus den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm, Wissen und Gebhardshain (alt). Die Wahlbeteiligung lag bei 59,0 Prozent nach 66,4 Prozent vor fünf Jahren. 115 Stimmbezirke mussten ausgezählt werden.
Erst ein Dämpfer, dann der Sieg
Sehr zufrieden mit dem Resultat war logischerweise Reuber. Zunächst sehr optimistisch in den Tag gestartet, hatte er einen "ersten Dämpfer" erhalten, als die Prognose auf ein sehr schwaches Abschneiden der Christdemokraten hingedeutet hatte. "Ich war schließlich froh, dass es für mich in dieser Deutlichkeit geklappt hat", schob er im Laufe des Abends, als die Ergebnisse nach und nach seinen Sieg in Aussicht stellten, die 18-Uhr-Nachricht beiseite. Dank Corona blieb die Party aus. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: "Wenn die Situation im Sommer hoffentlich wieder besser ist, wird nachgefeiert", versprach er. Gibhardt war von der Voraussetzung ausgegangen, sich mit Reuber auf Augenhöhe zu begegnen. "Ich bin traurig und finde es schade, dass es nicht geklappt hat", beschrieb er seine Gefühle, freute sich dennoch, dass die SPD bei der Zweistimmenauswertung die Nase vorne hatte. Dieses Ergebnis spreche für einen guten Wahlkampf. "Klar hätte ich gerne gewonnen, aber dennoch bin ich zufrieden", ergänzte er und betonte, dass die Option, über die Landesliste (Platz 43) in den Landtag einzuziehen, von vorneherein schon gar keine gewesen wäre.
"Weiter am Ball bleiben"
"Zwiegespalten" sah Chahem das Geschehen am Abend. Er hatte sich auf Landesebene ein besseres Abschneiden erhofft. Dennoch sei er "sehr, sehr dankbar, mein Resultat ist nicht selbstverständlich für eine kleine Partei", betonte er, zumal es mit 9,3 Prozent deutlich über dem Wert des Jahres 2016 (7,5 Prozent) lag. Chahem sah sich in seiner Kandidatur bestätigt und will in Zukunft "weiter am Ball" bleiben und "mitmischen". Gondorf haderte ein wenig mit dem Abschneiden seiner Partei auf Landesebene mit Blick auf Baden-Württemberg und mit dem Wissen von den 18,3 Prozent, die die Grünen bei der Kommunalwahl erzielt hätten. Auf der Suche nach Gründen "haben wir vielleicht die falschen Akzente" gesetzt. Sein persönliche Quote stufte er mit diesen Worten ein: "Ich bin zufrieden."
Der Abend im Zeitraffer
Der Abend im Zeitraffer (Erststimmen von Reuber und Gibhardt in Prozent nach dem Verlauf der ausgezählten Stimmbezirke/Reuber zuerst genannt): nach 21 Stimmbezirken: 31,9:35,9; nach 35: 36,7:35,9; nach 43: 40,0:32,0; nach 55: 37,9:34,6; nach 64: 40,5:32,2; nach 75: 39,5:32,8; nach 83: 38,9:33,0; nach 91: 38,0:33,6; nach 97: 38,0:33,5; nach 104: 37,8:33,4; nach 108: 37,4:33,7; nach 115: 38,0:33,2. Das WK-2-Resultat der Landesstimmen - SPD: 33,8 Prozent; CDU: 33,3; FDP: 6,1, AfD: 8,5; Grüne: 7,2; Die Linke: 2,6; Freie Wähler: 3,9; Piraten: 0,5; ödp: 0,5; Klimaliste: 0,3; Die Partei: 0,8; Tierschutzpartei: 1,8; Volt: 0,7.
In guter Gesellschaft
Reuber setzte mit seinem Erfolg die Tradition der Christdemokraten zwischen Willroth und Rosenheim fort: Der Wahlkreis 2, seit 1950 sehr unterschiedlich zugeschnitten, ist in der seit 1987 gültigen "Architektonik" bei den Wahlkreisstimmen immer fest in Hand der CDU. Viermal hatte sich Dr. Peter Enders (Eichen) das Direktmandat geholt (2001, 2006, 2011 und 2016). Er war im Jahr 1998 für Dr. Alfred Beth (Altenkirchen/gewählt 1997) nachgerückt, der zum zweiten Mal Landrat des Kreises Altenkirchen geworden war (1998 bis 2006), und musste selbst am 1. September 2019 von Weller abgelöst werden, weil er die Nachfolge von Michael Lieber (Betzdorf) auf dem Chefsessel im Kreishaus eingenommen hatte. In beiden Fällen galt die Regel "Trennung von Amt und Mandat". Auch im Jahr 1991 war Beth der Sieger gewesen.
Über die Landesliste
Parallel schafften es SPD-Politiker über die Landesliste ins Parlament am Deutschhausplatz in Mainz: die Wissenerin Eda Jahns 1991 und 1996 auf den Platzierungen 6 und 7; Thorsten Wehner 2006, 2011 und 2016 auf den Positionen 48, 34 und 26. Der Mann aus Wissen musste nach dem dritten Erfolg über den "Umweg" alsbald seinen Hut nehmen. Heijo Höfer (Altenkirchen) ersetzte ihn vom 1. Dezember 2016 an, nachdem bekannt geworden war, dass Wehner falsche Angaben in seinem Lebenslauf gemacht hatte. Er war kein Diplom-Mathematiker (wie er in seiner Vita angegeben hatte), sondern hatte das Studium abgebrochen. Und Höfer, der seinen Posten als Bürgermeister der damals noch nicht fusionierten VG Altenkirchen ebenfalls wegen der Differenzierung (Amt/Mandat) niederlegen musste (ehrenamtlicher Stadtbürgermeister in Altenkirchen durfte er trotz MdL-Status bleiben), hatte schon frühzeitig auf eine erneute Kandidatur verzichtet und den Weg für Gibhardt freigemacht.
Und über die Bezirksliste
Der Blick zurück ist unvollständig, ohne, aber abseits des Wahlkreises 2, auf Hans-Artur Bauckhage (1943 - 2018) eingegangen zu sein. Der Bäckermeister aus Daaden-Biersdorf erreichte 1987 als FDP-Mann die erste "Qualifikation" fürs rheinland-pfälzische Parlament. Es folgten vier weitere "Streiche" in den Jahren 1991, 1996, 2001 und 2006 (jeweils über die Bezirksliste). 2011 blieb Bauckhage außen vor, weil die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Er war stellvertretender Ministerpräsident und parallel Minister für Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (1999 - 2006). (vh)
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