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Nachricht vom 18.03.2021    

Leserbrief: Altenkirchener Gynäkologin verlangt sofortwirksame Coronaimpfung

LESERMEINUNG | Karin K. Kieseyer ist niedergelassene Gynäkologin in Altenkirchen und fordert zum Schutz ihrer Mitarbeiter, Patientinnen und ihrer selbst eine sofortwirksame Coronaimpfung. In einem offenen Brief wendet sie sich an Landrat Dr. Enders.

(Symbolbild: Pixabay)

Der Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrter Dr. Enders,

Altenkirchen glänzt durch weiter steigende Infektionszahlen. Wie auch zuletzt wieder zu lesen war. An dieser breiten Information der Bevölkerung sind Sie ja sehr tätig beteiligt:

„Landrat: Weiterhin unüberschaubares Infektionsgeschehen
'Wir haben weiterhin Inzidenz-Werte von über 100. Es gibt ein weiterhin unüberschaubares Infektionsgeschehen mit wenigen größeren Herden wie an unseren Krankenhäusern in Altenkirchen und Kirchen. Wir haben keine Wahl bei der Gestaltung der Allgemeinverfügung: Gemäß Landesvorgabe müssen wir vor diesem Hintergrund die wesentlichen Beschränkungen und Präventionsmaßnahmen aufrechterhalten. Immerhin konnten wir weiterhin die Einschränkung des Bewegungsradius verhindern, der in der Muster-Verfügung des Landes vorgesehen ist. Beim Wechselunterricht für die Grundschule argumentiert das Land damit, dass die Kinder zumindest für ein paar Tage vor den Ferien soziale Kontakte haben sollen. Bei den Kindertagesstätten gilt: Es gibt keine Pflicht zum Besuch, aber viele Eltern sind eben darauf angewiesen', erläutert Landrat Dr. Peter Enders.“

Was bitte meinen Sie mit wesentlichen Präventionsmaßnahmen?

Ich arbeite jetzt seit 12 Monaten ununterbrochen in meiner Praxis in der Mitte von Altenkirchen mit meinen Mitarbeiterinnen durch die Pandemie. Mit überdurchschnittlich vielen Schwangeren und an Krebs erkranken Patientinnen.

Der Kindergarten neben mir wurde gerade geschlossen. Zwei positiv getestete Kinder von positiven Eltern aus einer bekannten regionalen größeren kunststoffverarbeitenden Firma befanden sich dort. Zusammen mit dem Kind einer Mitarbeiterin. Und zusammen mit dem Kind einer schwangeren Patientin von mir, die einen insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes hat und überhaupt noch nicht über die Tatsache informiert war, dass ihre Tochter gestern mit COVID positiven Kindern gespielt hat. Die Info hat sie dann kurzfristig in der Praxis von mir bekommen. Nicht vom Gesundheitsamt, welches erst mal (aber natürlich mit BioNTech geimpft) geschwiegen hat.

Wir sind alle nicht geimpft. Oder nur unzureichend wie ich letzte Woche mit Astra Zeneca.
Wenn der überhaupt wieder auf den Markt kommt, kann ich nicht mit einer Immunität vor Ende Mai rechnen. Bis dahin bin ich sicher infiziert und als 58-jährige Ärztin, die Jahrzehnte mehr als 60 Stunden pro Woche gearbeitet hat, vielleicht auch schon schwer erkrankt oder tot.



Der Impfstoff, der drei (!!!!!) Monate benötigt, um eine Immunität herzustellen, ist der einzige, der uns niedergelassenen Ärzten angekündigt wurde und jetzt vom Markt ist.

Natürlich habe ich gehört, dass es den Einen oder die Andere gibt, denen es gelungen ist, mal schnell das ganze Team nebenan im Altenheim mit BioNTech mit impfen zu lassen. Wie auch immer…..

Meine Patientinnen-Kontakte bei pränataldiagnostischen Untersuchungen dauern zum Teil 30-60 Minuten. Und auch meine Mitarbeiterinnen verbringen solch lange Zeiten in einem Raum mit Patientinnen. Die Beratung einer Patientin zu Beginn ihrer Schwangerschaft und die Erstellung eines Mutterpasses mit Blutabnahmen ist in 30 Minuten nicht erledigt.

Das ist ein nicht akzeptabler Zustand.

Sie haben ja gerade 3500 BioNTech Dosen in Hausarztpraxen verbracht. Wie wäre es jetzt endlich mit der vordringlichen Impfung von den Personen, die die Gesundheitsversorgung in Breite gewährleisten mit einem Impfstoff, der auch nach fünf Wochen endlich zu einer Immunität führt??

Das ist eine öffentliche Anfrage und Aufforderung, uns jetzt endlich zu impfen. Wir versorgten bis jetzt klaglos unsere Patientinnen, tragen Verantwortung für diese und unsere eigenen Angehörigen.

Das geht aber nicht mehr so weiter. Ich muss erwägen, ersatzlos, da es Vertretungen kaum noch gibt, meine Praxis zu schließen und die Osterferien zu verlängern, bis wir geimpft sind. Drei gynäkologisch-fachärztliche KollegInnen im Umkreis sind gerade zu Beginn des Jahres ohne NachfolgerInnen in Rente gegangen. Wundert das jemand?“

Karin Käte Kieseyer
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Altenkirchen


Lesen Sie auch:
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Mehr dazu:   Coronavirus  
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