Forderung nach Honorierung für das größte Land-Ökosystem Wald
Von Katharina Behner
Anlässlich des 50. Internationalen Tages des Waldes am 21. März wird der Forderung Nachdruck verliehen, die Dienstleistungen für das Ökosystem Wald zu honorieren. Die Leistung des Waldes als Co2-Senke und Klimaschützer monetär zu belohnen "wäre fair", darin sind sich nicht nur die vier Wald-Fachleute aus dem Kreis Altenkirchen einig.
Schönstein/Region. Am Donnerstag (18. März) trafen sich Nicolaus Graf von Hatzfeldt, Dr. Franz Straubinger (beide Hatzfeldt-Wildenburg`sche Verwaltung, Friedrich Freiherr von Hövel (Vorsitzender des Waldbauvereins Altenkirchen) und Michael Weber (Leiter Forstamt Altenkirchen) auf Schloss Schönstein, um der Forderung nach Anerkennung und Wertschätzung der von den vielen Forstbetrieben und Waldbesitzern geleisteten Arbeit für die Gesellschaft erneut Ausdruck zu verleihen. Dies passend zum Thema des diesjährigen Tages des Waldes, bei dem es noch einmal mehr um die Wiederaufforstung der geschädigten Wälder geht. Doch allein mit der Wiederaufforstung ist es nicht getan, um den Wald für die Zukunft im Klimawandel stark zu machen.
Bedrohliche Situation, die Unterstützung bedarf
Gravierend und bedrohlich sind die Auswirkungen der immer trockener werdenden Jahre, die Forscher auf die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung zurückführen. Gerade der nördliche Westerwald mit anliegenden Regionen zeigt sich als eine Trockenstraße von West nach Ost in Deutschland. Die Folgen sind weder für Waldfachleute noch Waldgenießer und Laien zu übersehen. Kalamitätsflächen und trockene Baumkronen prägen die einst grüne Waldlandschaft. Neben der Fichte leiden mittlerweile Buchen und Eichen stark, der „Zukunftsblick fällt schwer“, erklärt Nicolaus Graf von Hatzfeldt in der Darstellung der kritischen Lage.
Fakt ist allerdings: Um 90 Prozent sind die Einnahmen in der Waldwirtschaft eingebrochen und die Waldbesitzer fahren mit roten Zahlen auf Reserve - die Extreme der letzten Jahre haben die Holzpreise soweit gedrückt, dass es an die Substanz geht. Auch wenn es Förderprogramme zur Wiederaufforstung gibt, decken diese lange nicht die Kosten für Hege und Pflege eines klimaresistenten Waldes, den z.B. die Hatzfeldt-Wildenburg´sche Forstverwaltung als Weg wählt, um in der Zukunft mit dem Ökosystem Wald dem Klimawandel entgegen zu wirken. Noch etwa 100 Euro pro Hektar, sowohl in staatlichen als auch in Privatforsten, decken - wenn überhaupt - gerade noch die Betriebskosten, erläutern die Fachleute.
Keine Alternative sei es, den Wald sich selbst zu überlassen, führt Michael Weber aus. Denn der Wald, als wichtiger CO2-Speicher trägt maßgeblich zur Verbesserung der Klimabilanz bei und wirkt als „CO2-Senke“. Pionierpflanzen wie Ginster, andere Hecken und Sträucher, die sich im Falle der „Selbstüberlassung“ ansiedeln, bieten eine wesentlich geringe Bindung des CO2 als ein bewirtschafteter Wald. Der Aussage: „Die Natur wird’s schon richten“ müsse aus seiner Sicht eine Absage erteilt werden. Es sei die Aufgabe mehr denn je, Extreme abzuflachen.
Den Wald als Klimaschützer belohnen und honorieren
So gilt der Wald zurecht als Klimaschützer und die Forderung in Richtung Politik wird lauter, genau diese Leistung der Forstbetriebe, die eine Daseinsvorsorge für die Gesellschaft darstellt, zu honorieren. Sowohl in wertschätzendem Respekt, als auch in monetärer Anerkennung. Mit 14 Prozent stellt der Wald die größte CO2-Senke in Deutschland dar und genau das zu belohnen wäre nur fair, sind sich die vier Fachleute einig. Eine Steigerung der Senkung sei zudem zu erfahren, wenn Holz u.a. vielmehr der stofflichen Nutzung zugeführt würde, um das CO2 zu binden, etwa als Bauholz.
Erstmalig seit 1000 Jahren, so Dr. Franz Straubinger, fordern Waldeigentümer die Gesellschaft auf, etwas zu tun, damit befinde man sich an einem Scheidepunkt in der Waldgeschichte. Man biete für die Bevölkerung Erholung, Naturschutz, Klimaschutz, Wasserfilterung, Artenvielfalt. Aber „wo bleibt das 'Gegenreichnis'?“, fragt Straubinger. Für „lau“ gehe es nicht mehr.
Wie wertvoll der Wald als Klimaschützer ist, stellt zudem eine Studie der Universität Greifswald dar, in der allein die Klimaschutz-Leistung des Waldes mit 290 Euro pro Jahr und Hektar bewertet wird. Den investitionsreichen Waldumbau selbst können Waldbewirtschafter hin zum klimaresistent Wald und deren Pflege nicht mehr allein aus dem Holzverkauf bestreiten. Dieses Finanzmodell trägt sich nicht mehr und nach dem Grundsatz „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ ist eine angemessene Honorierung der Ökosystemleistung der Wälder kurzfristig bei den aktuellen Klimaschäden dringend notwendig.
Den richtigen Weg sehe man aus dem vom Bund geschaffenen Energiefond zu profitieren, so auch die Meinung verschiedener Verbände und Arbeitsgemeinschaften von Waldbesitzern in ganz Deutschland. Derzeit fallen 25 Euro an Belastung pro ausgestoßener Tonne Kohlendioxid an (CO2-Steuer). Genau hiervon könne der Wald als CO2-Senker profitieren.
Auch wenn dies kein neues Thema ist und sich im Grundsatz die vielen Forst- und Waldverbände einig sind, könne es zur Umsetzung noch dauern, meint Friedrich Freiherr von Hövel. Ein Jahr in forstpolitischer Frage sei nicht lange und in den politischen Gremien sei das Thema noch immer nicht angekommen. Doch die Zeit dränge, mahnt er.
Dabei sehen die Waldbesitzer die Forderung nach finanzieller Unterstützung unter keinen Umständen als Almosen an. Vielmehr sei das Verlangen eine dringende Notwendigkeit, um die Aufgabe weiterhin leisten zu können, den Wald als Ökosystem für die Gesellschaft zu erhalten, zu schützen und wieder aufzuforsten. (KathaBe)
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