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Nachricht vom 22.03.2021    

Gymnasium Betzdorf-Kirchen: Abitur-Entlassfeier für die Geschichtsbücher

Von Daniel-David Pirker

Einen etwas anderen Abschluss erlebten die 94 Abiturienten des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Der gewohnte feierliche Rahmen anlässlich der Zeugnisvergabe war Corona-bedingt nicht möglich. Stattdessen fand die Entlassfeier virtuell statt - und wird nicht nur deshalb lange in Erinnerung bleiben.

Hielten tiefgründige Reden (von links): der kommissarische Schulleiter Joachim Langhauser, Abiturientin Adelina Nazarenus und der Erste Beigeordnete der VG Betzdorf-Gebhardshain Joachim Brenner. (Screenshots: ddp)

Betzdorf-Kirchen. Es heißt, Krisen bringen das Schlechteste und das Beste in den Menschen hervor. Diese besondere Abitur-Entlassfeier des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums bewies, dass zumindest Letzteres stimmen muss. Denn diese Veranstaltung war anders als die vorangegangen. Natürlich lag dies an der Pandemie. Mit viel Aufwand und technischem Know-How wurden die dezentral gehaltenen Reden in einem Video zusammengeschaltet, aufgelockert mit Film-Clips und der musikalischen Umrahmung des Ensembles unter Leitung der Lehrer Angela Isenberg und Christian Seiffarth. So betonte der kommissarische Schulleiter Joachim Langhauser in seiner Ansprache, dass es den Verantwortlichen aus Schülerschaft und Lehrerkollegium ein wichtiges Anliegen gewesen sei, den Abiturienten eine würdige Abschlussfeier zu ermöglichen.

Natürlich sind da die üblichen Glückwunsche und Danksagungen auch bei einer solchen virtuellen Zeugnisvergabe Pflichtprogramm. Was aber in Erinnerung bleiben wird, ist die Tiefgründigkeit, die aus den diversen Reden atmete. Wie ein roter Faden zog sich das Motto des diesjährigen Abschlussjahrgangs: „Looking for Freedom“, angelehnt an den Kult-Song von David Hasselhoff, mit dem der Schauspieler und Musiker 1989 dem Mauerfall eine Hymne gab.

„Es werden auch andere Zeiten kommen.“

So verbirgt sich hinter dem von den Schulabgängern gewählten Leitspruch weit mehr als eine ironische Bezugnahme auf einen Pop-Song, der heutzutage vor allem mit einem Schmunzeln gehört wird. Dazu passt das Bild mit dem der Abi-Jahrgang sein Motto illustriert: ein Bully, der die Mauer schulischer Zwänge durchbricht, wie es der Joachim Langhauser beschrieb. Alles scheine nun möglich: Abenteuer, Lebenslust, die Leichtigkeit des Seins. Aber, ja aber: In Corona-Zeiten sei dies zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht so einfach, so der kommissarische Schulleiter.

Doch Langhauser machte Hoffnung: „Es werden auch andere Zeiten kommen, in denen ihr in den Bully steigt und mit Freunden losfahren werdet. Lernt auf eurer Reise interessante Länder und Menschen kennen. Macht neue Erfahrungen, erlebt Gemeinschaft und Geschichten mitten aus dem Leben. Aber: Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende und es kommt die Zeit, in der ihr eure beruflichen Perspektiven in den Blick nehmen müsst.“ Die Schule habe hier das Fundament gelegt, auf dem die Abgänger nun aufbauen könnten. Dabei gab Langhauser, dessen eigene Zeit am Gymnasium in nicht allzu ferner Zukunft ebenfalls sein Ende finden wird, den Rat mit auf dem Weg, sorgfältig abzuwägen, Herausforderungen anzunehmen und mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein. Die Abgänger sollten sich an einem Rat Hermann Hesses orientieren, wonach die besten Waffen gegen die Infamitäten des Lebens drei Werte sind: Tapferkeit, die stärke, Eigensinn, der Spaß mache und Geduld, die Ruhe gebe.

„Den heutigen Tag, den kann Ihnen niemand nehmen.“

Landrat Enders

Man kann annehmen, dass die meisten der Abiturienten diese Werte in den letzten zwölf Monaten bereits unbewusst gelebt haben. Immerhin waren die Schulbedingungen und Prüfungen wegen der Pandemie von permanenten Ungewissheiten geprägt gewesen, wie Landrat Dr. Peter Enders verdeutlichte. Er betonte seine Hoffnung, wonach der nächste Jahrgang seinen Abschluss wieder unter normalen Bedingungen feiern könne. „Damit blicke ich weit in die Zukunft in diesen Zeiten, in denen wir uns vielfach von Woche zu Woche hangeln müssen. Aber Zukunft ist es, worum es heute geht, nämlich ihre Zukunft.“ Und die Weichen dazu hätten die Abiturenten mit der erfolgreichen Hochschulreife nun selbst gestellt. Wenn die Einschränkungen der letzten zwölf Monate einmal Geschichte sein werden, würden die Abiturienten wahrscheinlich wehmütig darauf zurückblicken, dass sie ihren Abschluss anders feiern mussten. Aber: „Den heutigen Tag, den kann Ihnen niemand nehmen.“
Nahezu nahtlos knüpfte der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain an die Rede von Enders an. Der Landrat hatte den Abiturienten nämlich mit auf dem Weg gegeben, sich für die Gesellschaft einzusetzen. „Ihr Engagement, Ihre Ideen sind immer gefragt – in den Vereinen, der Politik, den Verbänden in unserem Gemeinwesen“, so der Landrat. In die gleiche Richtung äußerte sich Brenner, der auch für seinen Amtskollegen Uli Merzhäuser aus der VG Kirchen sprach: „Seien Sie nicht bloß Konsumenten – seien Sie aktiv, kreativ und zuweilen auch kritisch.“

„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.“



Adelina Nazarenus

Nachdenklich und reflektiert zeigte sich Adelina Nazarenus, die für ihren Abschlussjahrgang die Abiturrede hielt. Zwar blickt sie dankbar auf ihre Schulzeit zurück. Und ja: „Die Zeit in der MSS war für uns nicht die einfachste. Wir halfen uns, wo es ging.“ Doch das positive Miteinander sei nicht immer gegeben gewesen: „Es wurde gelästert und gestritten, was das Zeug hielt.“ Hass, Neid und Streit hätten immer wieder Platz gefunden – und das aus den banalsten Gründen. Dabei hätten sie als Abschlussjahrgang doch eine Vorbildfunktion, wie sie mit Blick auf die nachwachsenden Stufen heraushob. Anfeindungen, Mobbing und Verurteilungen entwickelten sich schon bei den jüngsten Schülern. Sie gab ihren nun ehemaligen Mitschülern mit auf dem Weg, dass Worte und Gedanken Menschen definierten – und nicht Äußerlichkeiten. Ihren Appell unterstrich sie mit einem Zitat von Immanuel Kant: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.“ Zeugnis von ihrer eigenen Reife bewies sie mit einer realistischen Einschätzung des Abiturs. Es sei lediglich ein Kapitel von vielen, das man nun abgeschlossen habe. „Und genau deswegen wünsche ich mir für jeden von euch, dass ihr die Freiheit findet, die ihr sucht.“ (ddp)
___________________

Die Schülersprecher Colin Haubrich (links) und Paul Milosevic dankten in ihren Ansprachen zwei Abiturientinnen, die sich besonders für die Schülervertretung engagiert hatten: Louisa-Sophie Betz und Adelina Nazarenus, die auch die Rede für ihre Abschlussstufe hielt.



Jeannette Kern (links) und Angela Isenberg sprachen stellvertretend für die Stammkursleiter. Ihre späteren - eher ernsten – Reden, in denen sie unter anderem den Wert von Freiheit hervorhoben, leiteten sie mit einem virtuellen Sketch locker ein.

94 Schülerinnen und Schüler haben ihr Abitur bestanden. Wir gratulieren sehr herzlich:
Bastian Arndt, Steineroth
Aydin Imran, Betzdorf
Sophie Becher, Betzdorf
Anna Sophie Becker, Kirchen
Juliane Berg, Kirchen
Louisa-Sophie Betz, Mudersbach
Sophie Blecker, Scheuerfeld
Jonas Blum Steineroth
Tobias Boer, Niederfischbach
Lorenz Buchal, Kirchen
Lars Frederik Büdenbender, Kirchen
Li Burghaus, Niederfischbach
Evelyn Damm, Niederfischbach
Marie Antonia Decker, Derschen
Tom Dietershagen, Katzwinkel
Helena Dietrich, Neunkirchen-Zeppenfeld
Luana Dania Dietze, Kirchen
Emir Eminovic, Kirchen
Cinio Engel, Friesenhagen
Marcel Gergel, Niederdreisbach
Frederick Grahl, Kirchen-Wehbach
Tom Luca Greb, Friedewald
Armagan Gümüsbas, Betzdorf
Julia Hanselmann, Herdorf
Jana Held, Friedewald
Maximilian Henke, Kirchen
Lina Höfling, Kirchen
Lukas Hommes, Elkenroth
Jasmin Irmiter, Herdorf
Laura Jakobsen-Urwald, Katzwinkel
Felix Jung, Harbach
Leonard Jung, Niederfischbach
Luisa-Maria Karl, Kirchen
Jonas Kastrup, Betzdorf
Olga Kienolth, Wallmenroth
Mara Kleine, Niederfischbach
Laura Kleinschnittger, Gebhardshain
Tabea Knautz, Friedewald
Till Johannes Knoblich, Scheuerfeld
Lilli Kober, Niederfischbach
Kristin Köhler, Kirchen-Freusburg
Lorenz Krupp, Mudersbach
Florentine Fiona Laux, Niederfischbach
Ann-Katrin Limper, Kirchen-Herkersdorf
Michel Holger Linke, Daaden
Bastian Loch, Grünebach
Eduard Mironytcev, Herdorf
Maximilian Mohr, Alsdorf
David Morgenschweis, Scheuerfeld
Chiara Muhm, Niederfischbach
Naemi Lynn Müller, Katzwinkel
Adelina Nazarenus, Betzdorf
Alex Razvan Nina, Betzdorf
Lorenz Nöll, Friesenhagen
Abdulmelik Özcan, Niederfischbach
Erich Peter, Kirchen
Leon Noel Petri, Katzwinkel
Duc Anh Pham, Niederfischbach
Leonie Reifenrath, Katzwinkel-Elkhausen
Julia Rolland, Scheuerfeld
Christopher Röscher, Kirchen
Leon Rosenbauer, Kirchen-Offhausen
David Luca Leon Ruthardt, Gebhardshain
Sarah Salchow, Kirchen
Finn Sarrazin, Herdorf
Jana Schlechtingen, Niederfischbach
Joshua Schlosser, Wallmenroth
Jule Schmallenbach, Betzdorf
Nele Schmidt, Hövels
Tim Schmidt, Scheuerfeld
Jolina Stefanie Schneider, Betzdorf
Matthias Schneider, Weitefeld
Enrico Schnell, Neunkhausen
Cedrik Schöbe, Bitzen
Maximilian Scholl, Wallmenroth
Lucas Moritz Schuhen, Kirchen
Sophie Schuhen, Betzdorf
Erik Simon, Niederdreisbach
Franziska Solbach, Betzdorf
Sedef Sönmez, Betzdorf
Luca Maximilian Sonsalla, Betzdorf
Thilo Richard Stinner, Elben
Swantje Stock, Gebhardshain
Jakob Stockschläder, Betzdorf
Alexander Stohl, Wallmenroth
Luca Pascal Strunk, Weitefeld
Louis Tuppinger, Emmerzhausen
Emma Wäschenbach, Gebhardshain
Hannah Wäschenbach, Niederfischbach
Joshua Wäschenbach, Betzdorf
Lee Weber, Herdorf
Luisa Johanna Weber, Daaden
Maximilian Weisang, Derschen
Alisha Zöller, Kirchen














Mehr dazu:   Coronavirus  
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