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Nachricht vom 09.04.2021    

Im Wald wird wieder gepflanzt

Von Förster Frank Krause

In den vergangenen Jahren sind in unseren Wäldern riesige Freiflächen entstanden. Der Waldverlust ist der größte seit dem 2. Weltkrieg mit den anschließenden Reparationshieben der Alliierten!

In der Hand befinden sich einige Esskastanien. Kleine Pflanzen sind leichter zu pflanzen und wachsen besser an als große. Fotos: Frank Krause

Die Waldschäden
Region. Vor allem Fichtenwälder sind durch die ungewöhnlich große Trockenheit und die in Massen auftretenden Borkenkäfer abgestorben. Um die Verkehrssicherheit an Straßen und Wegen zu wahren und befallene Bäume brutuntauglich zu machen, aber natürlich auch, um das wertvolle Holz noch zu nutzen wurden die meisten Bäume mittlerweile gefällt und abtransportiert.

Was tun?
Was passiert nun mit diesen teils großen, oft völlig kahlen Flächen? Soll man sie sich selbst überlassen oder wieder aufforsten? Soll man die Flächen für andere Zwecke wie Windenergie oder Bau- oder Gewerbegebiete bereitstellen oder soll man sie künftig für landwirtschaftliche Zwecke nutzen?

Grundsätzlich sollen Waldflächen Waldflächen bleiben. Diese sind in den Kartierungen oft als Schutzflächen ausgewiesen, häufig mit mehreren Funktionen als Bodenschutzwald, Wasserschutzwald oder Sichtschutzwald, et cetera. Die Wälder rund um Anhausen bspw. liegen im Naturpark Rhein-Westerwald und dienen damit insbesondere dem Erholungszweck. Dadurch ist eine Umwandlung so gut wie ausgeschlossen.

Was auf den einzelnen Flächen geschieht, ist vom Willen (und Geldbeutel) des jeweiligen Eigentümers abhängig. Besitzer von kleinen Privatwäldern haben das Absterben ihrer Fichten häufig noch gar nicht bemerkt und überlassen die Flächen in der Regel sich selbst.

Sind jedoch das Land oder die Gemeinden Eigentümer des Waldes, so gehen diese planvoll vor, um die Flächen wieder in Bestockung zu bringen. Der öffentliche Wald ist ja dem Gemeinwohl verpflichtet und soll auch in der Zukunft Schutzfunktionen (für Pflanzen, Tiere, Boden, Wasser, etc.), Erholungsfunktionen und Nutzfunktionen (Produktion von Holz für Industrie und Bürger) zugleich erbringen.

Natur machen lassen oder aktiv pflanzen?
Beim planvollen Vorgehen werden die Freiflächen nach unterschiedlichen Aspekten eingeteilt:
-Kleinflächen mit circa einer Baumlänge (etwa.40 Meter) Durchmesser können sich durch Naturverjüngung schließen.
-größere Flächen, die Naturverjüngung mit zukünftig geeigneten Baumarten erwarten lassen kann man sich selbst überlassen oder ggfs. durch das Pflanzen von wenigen Bäumen oder Baumgruppen ergänzen.
-größere Flächen, wo kaum Naturverjüngung oder voraussichtlich nur Fichten-Naturverjüngung zu erwarten ist oder trockene Bodenverhältnisse und wo beispielsweise starker Brombeerwuchs zu erwarten ist, sollten zeitnah mit klimastabilen Baumarten aufgeforstet werden.

Naturverjüngung
Auf Freiflächen herrschen extreme Lebensbedingungen. Die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse gegenüber der vorher meist geschlossenen, dunklen Waldfläche unterscheiden sich sehr. Eine zusätzliche Naturverjüngung jeglicher Baumarten ist dabei in jedem Falle willkommen! Sie ist nicht nur kostenfrei, sondern sorgt für Schatten und Windberuhigung. Dadurch sinkt die Temperatur auf der Freifläche, während die Feuchtigkeit zunimmt. Sie bindet Nährstoffe, die jetzt aufgrund der höheren Temperatur und Aktivität der Bodenlebewesen schnell umgesetzt und ausgewaschen würden. Naturverjüngung hilft auch, die Pflanzenzahlen bei Neuanpflanzungen zu reduzieren.



Pflanzung
Die Pflanzen für die Wiederaufforstung werden von (Forst-)Baumschulen bezogen. Das Saatgut für die Pflanzenanzucht beziehen diese von Forstbetrieben mit hochwertigen Saatgutbeständen. Zwei bis fünf Jahre dauert es, bis die Pflanzen vermarktungsfähig sind. Wegen der großen Nachfrage sind die Pflanzen vor allem seltener, gebietsfremder und klimastabiler Baumarten zurzeit knapp.

Um den Wald zukunftsfähig und klimastabil aufzustellen, empfiehlt es sich die Baumarten-Zusammensetzung in Regionen anzuschauen, wo heute schon das Klima herrscht, das wir in den nächsten 60 oder 80 Jahren bei uns erwarten. Das sind dann Regionen wie in Südfrankreich bei Nimes oder in Nordspanien bei Girona.

Gepflanzt werden überwiegend Laubbäume wie Traubeneichen, Stieleichen und Roteichen, aber auch Elsbeeren, Esskastanie und Vogelkirschen, sowie weitere seltenere Baumarten. Da die Sägeindustrie für die Bauholzproduktion aber Nadelhölzer benötigt, werden auch Douglasien und verschiedene Tannenarten und mittlerweile auch Zedernarten gepflanzt. Grundsätzlich wird angestrebt, klimastabile Mischwälder heranzuziehen.

Wie geht es weiter?
Dass die Pflanzung Kosten und auch die Pflege der jungen Bestände Kosten verursacht, dürfte bekannt sein. Auch das kleinflächige Einbringen neuer Baumarten ist angesichts des rasch voranschreitenden Klimaveränderung vonnöten. Da nicht alle Flächen in den kommenden fünf Jahren mangels Verfügbarkeit und Geldmittel aufgeforstet werden können, werden sich etliche Flächen auch aus einer mehr oder weniger üppigen Naturverjüngung heraus entwickeln. Für Abwechslung und Mischung ist also gesorgt.

„Wir stellen jetzt die Weichen für die Waldzusammensetzung der kommenden 100 Jahre. Nutzen wir die Chance, die sich notgedrungen bietet, um den Wald so neu aufzustellen, dass all seine Funktionen erfüllen und den Anforderungen unserer Gesellschaft gerecht werden kann! Die Erhaltung und Umgestaltung der Wälder ist eine Generationenaufgabe!“



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