Birken-Honigsessen: Aus dem Bio-Hof wird Demeter-Hof Schützenkamp
Von Katharina Behner
Von ehemals konventioneller Landwirtschaft zum Bio-Hof und jetzt noch weiter: Auf dem Hof Schützenkamp in Birken-Honigsessen stellt Sebastian Müller mit seiner Familie nun auf das international höchste Ökosiegel „Demeter“ um. Der Hof Schützenkamp wird schon in dritter Generation von der Familie Müller bewirtschaftet.
Birken-Honigsessen/Schützenkamp. Bereits seit 1924 besteht Demeter e.V. als ältester Bio-Anbauverband Deutschlands. Demeter steht für bio-dynamisches Wirtschaften mit hohen Ansprüchen. Dabei arbeiten die Mitglieder bewusst und nachhaltig nach strengen Richtlinien. Der Bezeichnung „Demeter“ selbst kommt von der griechischen Göttin Demeter, die für Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides, der Saat und die Jahreszeiten zuständig ist.
Sebastian Müller, der den Hof seiner Vorfahren in dritter Generation führt, stellte bereits vor sechs Jahren auf „Bio“ um. 2019 gaben er und seine Frau Meike dem Land mit dem Einstieg in die Solidarische Landwirtschaft - kurz Solawi - einen weiteren besonderen Wert, der zudem die Gemeinschaft und das Miteinander pflegt und die Vielfalt ihrer regionalen Produkte auf dem Hof fördert.
Produkte werden das Markenzeichen „Demeter“ erhalten
Nachdem die Wandlung hin zum Bio-Hof gelang und genau in das Weltbild von Meike und Sebastian Müller passt, möchten sie nun noch einen Schritt weiter gehen, um ihrer ganzheitlichen Sichtweise gerecht zu werden.
Seit kurzem befindet sich der Hof in der einjährigen Umstellungsphase auf „Demeter“ und schon in diesem Jahr können sie ihre Ernte mit der Marke „Demeter“ ausloben.
Ein besonderes Augenmerk bei der Demeter-Bewirtschaftung liegt darin, chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel bei der Bewirtschaftung wegzulassen. Zur Steigerung der Bodenqualität werden spezielle Kompost- und Spritzpräparate dem Boden in geringen Mengen beigefügt. Diese bestehen unter anderem aus verschiedenen Heilpflanzen wie Scharfgarbe, Kamille oder Brennnessel. Rindermist und Quarzmehl und werden, bevor sie auf die Felder aufgebracht werden, dynamisiert, also verrührt.
Damit möchten die Müllers, wie die anderen Demeter-Bauern die Qualität des Bodens erhalten und diese sogar noch verbessern und ihn quasi „verlebendigen“. Dies geschieht, indem sie dem Boden mehr an natürlichen Präparaten zurück geben, als sie ihm entnehmen. Der Vorteil dabei ist, dass das Bodenleben aktiver und insgesamt fruchtbarer wird.
40 Prozent mehr Regenwürmer im Demeter-Boden
Sebastian Müller nennt hierzu ein anschauliches Beispiel: In einem Forschungsinstitut für biologischen Landbau wurden je nach Bewirtschaftung die Anzahl der Regenwürmer verglichen: Schon beim Bio-Anbau werden rund 30 Prozent mehr Regenwürmer pro Quadratmeter Erde gefunden als in konventionellen Böden. Im Demeter-Böden findet man sogar 40 Prozent mehr Regenwürmer. Für ein intaktes Bodenleben ist gerade der Regenwurm als effizienter Kompostierer unabdingbar und nicht umsonst wird er als Freund des Gärtners und der Landwirtschaft bezeichnet.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied von Bio zum Demeter-Zertifikat besteht darin, dass zu einem Demeter-Hof immer auch die Viehzucht dazu gehören und das Futter selbst angebaut werden muss oder nur in beschränktem Maß ein Zukauf erlaubt ist. Wie alle „Demeter-Rinder“ werden auch die Tiere auf dem Hof Schützenkamp nicht enthornt.
Gerade die ganzheitliche Betrachtungsweise bei der Bewirtschaftung des Hofes in der unter anderem die Tierhaltung nicht von der Bewirtschaftung des Landes zu trennen ist und somit einen Kreislauf bildet, waren für Meike und Sebastian Müller ausschlaggebend auf „Demeter“ umzustellen. In der Betrachtungsweise werden die Elemente, die Natur und die Gemeinschaft auf ihrem Hof als Ganzes gesehen.
Dies erscheint ihnen besonders in der heutigen Zeit wichtiger denn je, um in Einklang zu leben.
Vorteile bieten sich für Müllers zudem in der Gemeinschaft des Demeter e.V.: Jährlich finden verschiedene Präparateseminare und Gruppentreffen innerhalb der zugehörigen Region statt. Dies dazu, um Erfahrungen auszutauschen und voreinander zu lernen. "Dabei ist die Umstellung auf Demeter finanziell schon happig", so Meike Müller-Schlosser. Für die Gemeinschaft fallen beispielsweise Mitgliederbeiträge und Umlagen an, um jungen Menschen die Ausbildung in Demeter-Betrieben möglich zu machen.
Auch an Technik direkt auf dem Hof soll noch investiert werden. Um die dynamisierten natürlichen Präparate auf ihren rund 24 Hektar Land aufzubringen, wollen Müllers unter anderem noch eine spezielle Präparate-Spritze anschaffen.
Auf den etwa vier Hektar, die sie für ihre Solidarische Landwirtschaft bewirtschaften, wurden schon Anfang April die natürlichen Präparate mittels einer Rückenspritze ausgebracht, so dass der Boden für die neue Ernte bestens vorbereitet ist. Die Anteilhaber können sich somit in der kommenden Erntesaison auf ihre regionale Vielfalt in Demeter-Qualität vom Hof Schützenkamp freuen.
Weitere Informationen rund um die Solawi und die Umstellung auf dem Hof Schützenkampf findet man auf der Homepage hofschuetzenkamp.de. (KathaBe)
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