"Street Life" lieferte ein besonderes Vier-Sterne-Konzert
Wohl dem, der sich am Samstag, 24. April, mit dem Livestream-Konzert von „Street Life“ im Kulturwerk Wissen verlinkt hatte. Das Konzert folgte höchsten Ansprüchen, getragen von der genialen Besetzung der Band, bis zu den überragenden Gesangseinlagen von Sabine Kraft, Laura Zaydowicz und Patrick Lück.
Wissen. Konzert ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, es handelte sich eher um eine Session, bei der die Musiker ihre künstlerischen Fähigkeiten auch improvisatorisch ausleben konnten. Wenn „Street Life“ als Partyband die Säle zum Kochen bringt, dabei Patrick wie ein Derwisch über die Bühne springt, war dieses Mal alles ganz anders. Wie bei einem Unplugged-Konzert saßen alle Künstler mehr oder weniger auf ihren Stühlen, was aber die Qualität des Auftritts in keiner Weise schmälerte.
Vielleicht war dadurch die Stimmung noch intensiver, weil die Musik regelrecht aufgesaugt werden konnte. Bei seiner Begrüßung nannte Patrick Lück, der Mastermind der Band, den Auftritt „Favourite Music Session“. Mit dieser Bezeichnung sollte ausgedrückt werden, dass jeder der Musiker seine eigenen Lieblingssongs vorstellen durfte, dadurch wurde diese unglaubliche Vielfältigkeit erreicht.
„Street Life“ traf bei der Auswahl der Songs voll ins Schwarze, der gesamte Auftritt lebte von der Abwechslung und Spontanität der Interpretationen, mal standen absolute Welthits auf der Set-Liste, dann wieder eher unbekannte Songs von Weltstars. Die Band bot das gesamte Spektrum moderner Musik an: Rock, Pop, Classic, Country, Soul und Balladen.
Sozusagen als Intro für die Session diente „Change the world“ von Eric Clapton, musikalisch und gesanglich absolut top, das konnte man aber bei allen Songs feststellen. „Ain´t no sunshine“ von den Neville Brothers folgte der Tina Turners Monsterhit „What´s love got to with it“, wobei der Gesang beider Sängerinnen absolut faszinierte. „White Horses“ von den Rolling Stones kennt jeder, doch die Band wagte sich an die Interpretation des Hits von Alicia Kays und Adam Levine, dem Star von „Maroon 5“, Experiment voll gelungen. „Cherish“ von Kool & the Gang sowie „Calm after the storm“ von den Common Linnets waren eher für die etwas ruhigeren Momente im Leben gedacht. Dann stellte Patrick Lück seinen Lieblingssong vor: „Little Patience“ von Guns ´N Roses, ein relativ unbekannter Song der Band, doch von genialer Musikalität.
Das gesamte Programm zu erörtern würde zu lange dauern, darum an dieser Stelle noch einige Highlights: „Top of the World“ von den Chicks, einer Girlie-Countryband aus den USA, erzeugte Gänsehautatmosphäre bei den Zuhören, der Einklang und die Stimmgewalt der beiden Sängerinnen beeindruckte zutiefst. Bei „While my guitar gently wheaps“, im Original von den Beatles, aber in der Fassung von TOTO interpretiert, glänzte Carlos Müller als Gitarren-Virtuose.
„Don´t stop believin´“ von Journey ist wegen der sehr hohen Stimme des Sängers Steve Perry einer der schwierigsten Songs des Rocks. Dem Gesang von Laura Zaydowicz konnte man nur staunend und bewundernd zuhören. Eric Clapton kam als Lieblingssong von Elmar Hüsch zum Zuge, er hatte dessen Song „River of tears“ (frei übersetzt „Ein Fluss voller Tränen“) eingespielt. In diesem Song verarbeitete Clapton den Tod seines vierjährigen Sohnes, der aus dem 48. Stockwerk seines Appartements in New York in den Tod gestürzt war. Mit „Tears in heaven“ brachte Clapton ebenfalls seine Trauer über den Schicksalsschlag zum Ausdruck.
Die Session wurde beendet von zwei unter die Haut gehenden Songs: „Belfast Child“ von den Simple Minds, in welchem der unselige Religionskrieg in Nordirland verarbeitet wird. Den krönenden Abschluss setzte „Street Life“ mit dem Schmusesong „Don´t give up“ (Gebe niemals auf) von Peter Gabriel und Kate Bush.
In seinem Dank am Ende des Session nahm Patrick Lück gerade diesen Song zum Anlass, dass man auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben soll, das Leben geht halt immer weiter. „Es werden auch hoffentlich bald wieder bessere Zeiten anbrechen, und wir dürfen uns auf unser Publikum freuen. Ich möchte mich im Namen aller Bandmitglieder bei Dominik Weitershagen bedanken, der als Chef des Kulturwerkes es ermöglichte, dass wir hier auftreten durften.“
Anwesende Pressevertreter waren ebenfalls von dem Auftritt von „Street Life“ hin und her gerissen. Bei dieser Performance stimmte einfach alles, die Band spielte trotz weniger Proben wegen der Pandemie so überzeugend auf, dass man nur den Hut ziehen kann. Wäre Publikum anwesend gewesen, hätte das Kulturwerk mit Sicherheit gebebt. (Wolfgang Rabsch)
„Street Life“ spielte in dieser Besetzung:
Carlos Müller (Gitarre)
Dominik Weitershagen (Gitarre)
Elmar Hüsch (Keyboard)
Marco Bussi (Schlagzeug)
Ernst Wagner (Bass)
Laura Zaydowicz (Gesang)
Sabine Kraft (Gesang)
Patrick Lück (Bandleader/Gesang)
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