Kein Open Air Sommer in Mehren: Zwischen Felsenkeller und Kirchengemeinde gab es Zwist
Von Angela Göbler
Der Open Air Sommer, den das Kulturbüro Haus Felsenkeller geplant hat, findet statt. Um den Veranstaltungsort gab es allerdings Gerangel: Statt der Glockenspitze in Altenkirchen hatte Organisator Helmut Nöllgen nämlich zunächst die Freilichtbühne in Mehren angepeilt, das Projekt dann aber abrupt verlagert.
Altenkirchen/Mehren. Der AK-Kurier hatte bereits über den Wechsel des Veranstaltungsortes berichtet: Grund dafür, so Nöllgen, sei das Eingreifen von Mehrens Pfarrer Bernd Melchert gewesen. Der wiederum zeigt sich von dem Vorwurf überrascht, denn tatsächlich scheinen hinter dem Aus für die Veranstaltungsreihe mehrere Missverständnisse und Fehlinterpretationen zu stehen, wie auch Mehrens Ortsbürgermeister Thomas Schnabel vermutet.
Für das Haus Felsenkeller sollte der Open Air Sommer auf der Mehrener Freilichtbühne ein Großprojekt mit rund 150 Künstlern werden, das nun auf der Altenkirchener Glockenspitze steigen wird: Über die Dauer von drei Monaten verteilt sind rund 30 Veranstaltungen zwischen Juli und September unter freiem Himmel geplant. Kabarett und Comedy, Theater, Konzerte und ein Kinder- und Jugendprogramm soll es geben, dazu kulinarische Themenabende, Open-Air-Kino und Referenten aus dem Bildungsbereich.
Dabei hatte der Gemeinderat von Mehren den Planungen rund um die Mehrener Freilichtbühne zunächst zugestimmt, wenn auch nur mit knapper Mehrheit. „Dass nicht alle in einem kleinen Dorf völlig begeistert von einer solchen Veranstaltungsreihe sein würden, war im Vorfeld klar“, so schrieb Organisator Helmut Nöllgen in einer – kurzfristig zurückgezogenen - Pressemitteilung. Nach Einschätzung des Kulturtreibenden sei es aber vor allem dem Betreiben von Gemeindepfarrer Bernd Melchert zuzuschreiben, dass der Open Air Sommer nicht in Mehren stattfinden kann.
Kultursommer im "Mikrokosmos Mehren"?
Pfarrer Melchert wundert sich indes über „den Einfluss, der mir zugeschrieben wird.“ Nach dem Ratsbeschluss für den Open Air Sommer habe er überhaupt erst aus der Presse von dem Projekt erfahren und Nöllgen angerufen. Dabei habe es ihn besonders verwundert, „im Mikrokosmos Mehren“ zwei so unterschiedliche Welten vorzufinden: „In der Kirchengemeinde feiern wir seit Weihnachten nur online Gottesdienste, wir hatten Corona-Tote in der Gemeinde und ich habe die Not in den Altenheimen und bei den Patienten gesehen. Also haben wir den Lockdown ernstgenommen, aber gleich nebenan sollen dann große Präsenzveranstaltungen stattfinden? Das passt doch nicht zusammen!“ Seine Bedenken habe er auch in einem Telefonat mit Verbandsgemeinde-Bürgermeister Fred Jüngerich zum Ausdruck gebracht, sich dabei aber nie gegen die Events per se ausgesprochen.
Denn nach eigenen Worten hat Melchert gar nichts gegen die Kulturveranstaltungen an sich: Nur dass das dem Veranstaltungsort benachbarte Kirchengelände – zum Beispiel der Parkplatz des Gemeindehauses – in die Planung einbezogen wird, hat der Pfarrer vor diesem Hintergrund abgelehnt. „Aber“, so betont Melchert, „das bezieht sich ausschließlich auf das von der Kirchengemeinde selbst genutzte Gelände.“ Deshalb habe er auch um eine Absperrung zwischen dem Kirchengrund und der Freilichtbühne gebeten. Deren Areal gehört zwar formal der Kirchengemeinde, ist aber an die Gemeinde verpachtet. „Und da hätte ich mich nie eingemischt, da habe ich gar nichts zu sagen, denn was die Gemeinde auf ihren gepachteten Grundstücken macht, entscheidet sie selbst, nicht ich.“
Gab es Gegenwind vom Pfarrer?
Helmut Nöllgen bleibt derweil dabei, Pfarrer Melchert habe ihm angekündigt, „er werde nichts unversucht lassen, das Gemeinde- und Kulturbürovorhaben zu verhindern und die Menschen sollten bis zum Schluss der Pandemie zu Hause bleiben oder auf dem Jakobsweg wandern gehen.“ Der Pfarrer habe sogar „Jahrzehnte alte Akten ausgegraben, aus denen hervorgehe, dass nichts ohne die Kirchengemeinde um das gesamte Gelände um Dorfteich, Bolzplatz und so weiter ginge.“ Pfarrer Melchert schüttelt hier erneut den Kopf: Diese Sätze habe er so nie von sich gegeben.
Die fraglichen Aktenvermerke kann jedoch Mehrens Ortsbürgermeister Thomas Schnabel aufklären: Die seien in Erbpachtverträgen aus den 1970er Jahren entdeckt worden, jedoch nicht vom Pfarrer, sondern von einem Altenkirchener Rathausmitarbeiter, der den Nutzungs- und Gestaltungsvertrag zwischen der Gemeinde und dem Kulturbüro für die Veranstaltungsreihe vorbereitete: „Da wurde wohl einiges falsch verstanden, was hätte geklärt werden können.“
Welche Missverständnisse zwischen den Beteiligten sich letztlich zu dem Zwist aufgestapelt haben, lässt sich kaum noch entwirren. Helmut Nöllgen jedenfalls ist froh, sein Veranstaltungsprojekt nicht einstampfen zu müssen und mit der Altenkirchener Glockenspitze eine neue, passende Bühne gefunden zu haben. Und für die Mehrener Freilichtbühne gibt es bestimmt auch ein Leben nach Corona.
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