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Nachricht vom 01.05.2021    

Zuwanderung aufs Land kann für Kultur eine Chance sein

Kreative entdecken in der Pandemie den Westerwald. Lange wurden die kulturelle Infrastruktur und das Kulturangebot in ländlichen Regionen wie dem Westerwald als defizitär wahrgenommen und belächelt.

Das Musikkabarettduo „Die Schwarze Grütze“ aus Berlin wird am 13. und 14. August 2021 in der Stadthalle Montabaur bei der verlegten Westerwälder Kabarettnacht dabei sein. Foto: Veranstalter

Montabaur. Kommunalpolitik und Kulturakteure auch in unserer Region haben mit Unterstützung vom Land Rheinland-Pfalz und Sponsoren versucht das zu ändern. Der sich mit der Pandemie verstärkende Zuzug zu uns aufs „flache Land“ ist ein Zeichen dafür, dass dies gelungen ist. Inzwischen „flüchten“ auch immer mehr Kreative von der Stadt aufs Land. Jetzt gilt es die Weichen für das Kulturangebot im Westerwald in der Nach-Corona-Zeit richtig zu stellen und insbesondere auch die zuziehenden kreativen und kulturinteressierten Köpfe einzubeziehen. Dies stellt das Netzwerk „MT-Kulturtreff“ hoffnungsvoll fest.

Wann gibt es endlich wieder Kultur rund um den Mons Tabor?
Aktuell beschäftigt die im Netzwerk vereinten Kulturschaffenden aber noch die Frage: wann endet endlich diese blöde Pandemie? Wann können wir uns wieder treffen und Theater, Konzerthallen, Museen, Kleinkunstbühnen und andere Kulturorte wieder öffnen? Doch zunächst gelten seit dem 23.April 2021 die bundeseinheitlichen Regeln der „Notbremse“, nach der bei einer Inzidenz über 100 (wie derzeit auch im Westerwaldkreis) für das Publikum Kultureinrichtungen nicht öffnen dürfen. Leider wurden diese Regeln erforderlich, da das vorherige Verfahren immer schlechter funktionierte. Auch wenn die Situation in Rheinland-Pfalz und dem Westerwaldkreis noch vergleichsweise gut war, ist die Neuregelung vertretbar. Nicht nachvollziehbar ist, dass bei der Inzidenz über 100 grundsätzlich auch keine Open-Air-Kulturveranstaltungen statt-finden dürfen – auch nicht bei Erfüllung strenger Hygienevorgaben.

Kulturschaffende planen vorsichtig aber hoffnungsvoll
Aber rund um die Kreisstadt sind die Kulturschaffenden hoffungsvoll, dass das „pauschale Kulturverbot“ im fortgeschrittenen Sommer langsam endet. Am hoffnungsvollsten ist dabei das Kultur- und Naturerlebniszentrum „b-05“ im Montabaur Stadtwald, wo schon an Himmelfahrt die erste Ausstellung starten soll. „Die Außenterrasse wurde für das Café komplett regensicher überdacht und die Ausstellungsbunker erhalten coronakonforme Lüftungen und Luftreiniger“, so Dr. Irene Lorisika mit einem Hinweis auf den bereits verfügbaren Programm-Flyer für die Sommermonate. Auch die Kleinkunstbühne Mons Tabor ist optimistisch, in der diesjährigen Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ zumindest drei hochwertige internationale Konzerte in der Region präsentieren zu können. Ein Höhepunkt soll ein Gastspiel der „Dancas Ocultas“ aus Portugal am 22. August werden. Mit „Kultur im Keller“ verfügt die Kreisstadt über eine einzigartige Kulturstätte, die aber auch in Zeiten der Pandemie erhalten werden will: „Auch ohne Publikum muss die Heizung weiterlaufen und die Belüftungsanlage ständig in Funktion sein, damit das Ge-wölbe nicht beschädigt wird“, so Jutta Linden-Quirmbach vom KiK-Team, das deshalb um kleine Spenden bittet.

Hilfe durch Förderprogramme von Bund und Land
Beim „Neustart Kultur“ richten sich auch im Westerwald einige Hoffnungen auf den von Bundesfinanzminister Olaf Scholz angekündigte Sonderfonds für Kulturveranstaltungen, der zum 1. Juni starten soll. Er enthält sowohl eine Aufstockung pandemiebedingter Mindereinnahmen, als auch eine Ausfallversicherung bei kurzfristig notwendigen Absagen. Ausfallkosten wie zum Bei-spiel Künstlerhonorare, Kosten für Dienstleister und so weiter, sollen erstattet werden. Auch in Mainz wird derzeit in der Landesregierung intensiv darüber nachgedacht, wie man Kulturveranstalter weiter unterstützen und den Neustart erleichtern kann. Wenn auch die Kommunen und Sponsoren in der Region ihren Teil dazu beitragen, wird das Kulturleben im Westerwald bald wie-der blühen! In dieser Einschätzung sind sich die Kulturschaffenden einig. Weitere aktuelle Infos rund um die Corona-Kulturförderung gerne unter: www.kulturbuero-rlp.de/beratung/kulturberatung.



Zuwanderung aufs Land: gut für die heimische Kultur
Ein wichtiges Thema wird aber neben dem „Neustart“ die sich beschleunigte Zuwanderung aufs Land sein. Angesichts steigender Mieten in den Städten sind die Gründe für den Umzug oder auch „Zurückzug“ zum einen ökonomisch motiviert. Zum anderen machen eine neue Wertschätzung der Natur, Großstadtmüdigkeit und die Sehnsucht nach Überschaubarkeit, Platz und Sicherheit, vor allem für junge Familien mit Kindern das Landleben nicht nur in Pandemiezeiten attraktiv. Interessanterweise verspricht für manche heutzutage das Dorf mehr Freiheit und Unabhängigkeit und dafür weniger Einsamkeit und Isolation als städtische Ballungsregionen.

Einerseits ist der Zuzug zu uns auf Wäller-Land zu begrüßen, war doch lange von Verödung des ländlichen Raums die Rede. Aber die Sorge ist berechtigt, dass mit dem verstärkten Ausweis von Neubaugebieten und der für notwendig gehaltenen Bereitstellung von zusätzlichen Gewerbegebieten immer mehr Flächen der Natur entzogen und versiegelt werden. Dabei ist es doch gerade die noch vorhandene Natur, die auch die Menschen aufs Land zieht. Da heißt es mit Bedacht vorgehen um unseren Dörfern nicht das „ländliche“ zu nehmen.

Mit dem bereits erlebten Zuzug und der Veränderung auch des Publikums bei den angebotenen kulturellen Veranstaltungen, wird ebenfalls noch einmal deutlich, wie wichtig auch im ländlichen Raum die (in unserer Landesverfassung zugesicherte) kulturelle Teilhabemöglichkeit ist. „Kulturelle Erlebnisse, die Möglichkeit selbst künstlerisch aktiv zu sein sowie Begegnungen und der Austausch mit den Menschen bei Veranstaltungen verschiedenster Genres, ist für unser gesellschaftliches Miteinander und gegenseitiges Verständnis unabdingbar wichtig“, stellt dazu Margret Staal vom Soziokulturellen Zentrum Haus Felsenkeller in Altenkirchen fest.

Bald soll auch zu einem weiteren „MT-Kulturtreff“ aller hoffnungsvollen Kulturschaffenden und weiteren Interessierten in und um Montabaur eingeladen werden. Weitere Infos gerne bei Uli Schmidt als Vorsitzender der Kleinkunstbühne Mons Tabor, der die regionalen Aktivitäten koordiniert: uli@kleinkunst-mons-tabor.de. (PM)



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