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Nachricht vom 14.11.2010    

Der Schutz des Sonntages soll verteidigt werden

Die Sonntagsschutz-Kampagne der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Betzdorf-Kirchen ist von der Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen ausdrücklich unterstützt worden. Mit großer Mehrheit schlossen sich die Synodalen einem entsprechenden Antrag an. Die "Sonntagsfrage vor Ort" soll jetzt ins Blickfeld gerichtet werden.

Luise Kölzer aus Daaden (links) war eine der drei Gewinnerinnen eines „Kirchen-Quiz“ beim Kreiskirchentag im August in Altenkirchen. Bei der Kreissynode in Flammersfeld überreichte Superintendentin Andrea Aufderheide (rechts) den Siegerinnen ein großformatiges Bild der jeweiligen Heimatgemeinde. Foto: Petra Stroh

Kreis Altenkirchen/Flammersfeld. Der Schutz des Sonntages soll außer-, aber auch innerkirchlich noch intensiver verteidigt werden: Mit großer Mehrheit schloss sich die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen bei ihrer Herbsttagung in Flammersfeld einer Sonntagsschutz-Kampagne der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Betzdorf-Kirchen an.
Viele wachsame Blicke gelten allen Tendenzen zur Gefährdung des Sonntages; vor allem aber der zunehmenden Ökonomisierung. Gleichzeitig fragt man sich aber auch selbstkritisch, ob eigene (kirchliche) Veranstaltungen an einem Sonntag sich erkennbar genug von der Konsumwirtschaft verkaufsoffener Tage in den Städten und Gemeinden unterscheiden. Einem "scharfen Blick" dienen soll die Zustimmung zu einem auf der Synode vorgestellten Initiativantrag, der die "Sonntagsfrage vor Ort" noch einmal stärker ins Bewusstsein rückt.
Darin bittet die Synode, dass alle evangelischen Kirchengemeinden im Kreis Altenkirchen demnächst in ihren Presbyterien auch über die Konsequenzen der beschlossenen Zustimmung zur ‚Sonntagserklärung’ der ACK Betzdorf/Kirchen beraten. Wie handhabt man vor Ort den Sonntagsschutz? Protestiert man bei Überschreitungen? Werden mutig Formen der "alternativen Sonntagsgestaltung" vertreten?
Die Gemeinden sollen dann - so der Beschluss - auf der Herbstsynode 2012 über die unternommenen Schritte und Erfahrungen berichten. Ebenfalls 2012 erwartet die Synode vom Kreissynodalvorstand eine Übersicht, die festhält, an welchen Sonntagen in welchen Gemeinden und Städten des Landkreises ein verkaufsoffener Sonntag war, und insbesondere auch, wo dabei von Seiten einer politischen Gemeinde oder Stadt ein christliches Fest oder Thema für einen Konsum steigernden Verkaufssonntag verwendet wurde.
Zur Verteidigung eines "konsumfreien Sonntages" will man auch mit anderen Kirchen, insbesondere mit Vertretern der katholischen Kirche, in Kontakt treten, um mittelfristig ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen.

Im Herbst 2012 will die Synode aufgrund der gesammelten Fakten erneut beraten und überlegen, wie man sich gemeinsam noch intensiver gegen eine Aushöhlung des Sonntages wehren will.
"Der Sonntag verkörpert die Freiheit des Menschen, sich nicht von ökonomischen Interessen und Zwängen leiten zu lassen, sondern diesen bewusst eine Begrenzung zu setzen", hatte Superintendentin Andrea Aufderheide im Vorfeld der Diskussion in der Synode unterstrichen. Sie forderte im Gemeindehaus in Flammersfeld, wo sich die Abgeordneten aus den 16 Evangelischen Kirchengemeinden zu ihrer Herbstsynode trafen, eine "Freiheit zur Ruhe und Freiheit zur Gemeinschaft mit Gott als Schöpfungsrecht zu schützen".



"Der Sonntag ist ein religiöses Gut und ein Kulturgut, das nicht aufgegeben werden darf", unterstrich auch Bürgermeister Josef Zolk (Flammersfeld), langjähriger Landesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse Rheinland-Pfalz (CDA), als Gast der Synode.
Dass auch zunehmend viele Einzelhändler unglücklich auf die steigende Zahl von verkaufsoffenen Sonntagen reagieren, konnte Schulpfarrer Martin Haßler (Betzdorf) berichten. Er hatte als Vorsitzender des ACK Betzdorf-Kirchen die "Sonntagserklärung" im Mai vorgestellt und brachte nun den entsprechenden Synodenantrag ein.

"Gut, dass ihr als Kirche interveniert", hatten Einzelhändler gelobt. Gegenüber dem Pfarrer machten sie deutlich, dass sie gerne drauf verzichten würden, sonntags ihre Läden zu öffnen. Der Druck anderer lasse aber solche Alleingänge nicht zu, wurde bedauert. "Wir bitten unsere Kirchengemeinden und die Verantwortlichen in Politik und Verbänden um Rückmeldungen über Ideen, Fortschritte und Vorschläge, um eine heilsame Sonntagskultur in unserer Region zu entwickeln", heißt es im Schlusssatz des Synodenbeschlusses, der auch die Gemeindegruppen dazu auffordert, sich nicht an privatem Konsum und kommerziellen Verkauf fördernden Veranstaltungen am Sonntag zu beteiligen, selbst dann nicht, wenn dafür Geld angeboten werde.

Die Kreissynode, die sich im kommenden Mai in Kirchen erneut trifft, dann mit dem Schwerpunktthema "Missionarisch Volkskirche sein", beschloss einstimmig den Haushaltsplan 2011, der erneut nur durch eine Rücklagenentnahme gedeckt wird. Zudem erhöhte die Kreissynode die kreiskirchliche Umlage. Statt wie bislang 35,55 Euro, zahlen die Gemeinden in 2011 nun 36 Euro pro Gemeindeglied an den Kirchenkreis, damit dieser die kreiskirchlichen Aufgaben finanzieren kann.

Außerdem setzte sich die Synode für den Ausbau des Religionsunterrichtes an heimischen Schulen (unter anderem in Hamm und Wissen) ein und beantragte eine weitere Pfarrstelle für dieses Arbeitsgebiet.
Abgestimmt wurden Verfahren zur künftigen Organisation der Kirchenmusik und der mittelfristigen Finanz- und Personalentwicklung. Zudem gab es bei der Kreissynode, die mit einem Abendmahlsgottesdienst begann, eine "Siegerehrung". Drei Frauen hatten beim Kreiskirchentag im August ein "Kirchen-Quiz" erfolgreich absolviert. Nach dessen Auswertung erhielten Clarissa Saynisch (Flammersfeld), Ute Deger (Wissen) und Luise Kölzer (Daaden) als Preis ein großformatiges Bild ihrer Heimatgemeinden. (pes)



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