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Nachricht vom 17.11.2010    

Nachdenkliche Abende über Jesus und Pilatus geboten

Abende zum Nachdenken und Abende, die die Menschen in ihren Bann ziehen. Der Schweizer Professor Dr. Wilhelm von Kufferath von Kendenich fesselte mit seinen zwei Aufführungen seines Ein-Mann-Stückes "Ich Pilatus - Du Jesus" das Publikum in Herdorf und in Horhausen.

Foto (von links): Sascha Lixfeld, Paukist, Sabine Judt, Lektorin, Daniela Staudt, Flöte, Pfarrer Gerhard Stenz, Gerd Adam, Trompete, Professor Dr. Wilhelm Kufferath von Kendenich, Paul Hüsch, Orgel.

Horhausen/Herdorf. Für nachdenkliche und interessante Abende sorgte der Schweizer Professor Dr. Wilhelm Kufferath von Kendenich mit seinem Ein-Mann-Stück "Ich Pilatus - du Jesus" in den Pfarrkirchen St. Aloysius Herdorf und St. Maria Magdalena zu Horhausen. Paul Hüsch begleitete ihn an der Orgel, Daniela Staudt auf der Querflöte, Gerd Adam auf der Trompete und Sascha Lixfeld am Schlagzeug. Alle musikalischen Einlagen waren frei improvisiert und setzten die Handlungen akustisch beeindruckend um. Die Texte aus den Evangelien sprachen in Herdorf Sabine Judt und Schwester M. Janne Scheib in Horhausen.

Wilhelm Kufferath von Kendenich trug überzeugend sein Ein-Mann-Stück "Ich Pilatus - du Jesus" vor. Nachdenklich und die Sinne reizend. Pontius Pilatus ist alt geworden. Gebeugt sitzt der ehemalige römische Präfekt an einem Schreibtisch und fertigt seine Memoiren an. Und dabei setzt er sich noch einmal mit den Hintergründen seines Urteils gegen Jesus von Nazareth auseinander.

"Ich Pilatus - du Jesus". So lautet der Titel des Ein-Mann-Stückes, das Wilhelm Kufferath von Kendenich jetzt in Herdorf und Horhausen aufführte. Die Inszenierung ist ein Gespräch zwischen Pilatus und Jesus, eine Fiktion, basierend auf den heutigen Forschungen. Dabei ist dieses "Gespräch" recht einseitig. Pilatus redet zu einem Kruzifix und hält nur manchmal inne, so als ob der Gekreuzigte ihm antworte. Der Inhalt ist überaus interessant und breitet eine ganz neue Sichtweise der Geschehnisse um Jesu Tod vor den Zuhörern aus.

So rollt der römische Beamte die Vorgeschichte zum Prozess analytisch auf. Nüchtern betrachtet er Jesu Einzug in Jerusalem aus der Sicht der Besatzer: Das religiöse Leben und irgendwelche religiösen Zwistigkeiten hätten ihn, Pilatus, nicht interessiert.

Er, Jesus, habe Rom nicht bedroht, es habe sich um eine innerjüdische Angelegenheit gehandelt, macht Pilatus klar. "In meinen Augen warst Du nur ein spinnender Zimmermann." Doch die neue Lehre habe nicht solchen Zustrom erhalten, wie Jesus sich das gewünscht hätte. "Und Du wusstest: Es muss etwas Dramatisches passieren, damit sich Deine Lehre nicht im Sand verläuft." Und so berichtet Pilatus nüchtern, was dann passierte. Als Fremder habe Jesus den Tempel betreten. Nach jüdischem Recht stehe drauf der Tod. Da aber die Rechtsgewalt bei den Römern lag, musste eine Anklage vor dem römischen Gericht her. In den Augen der Besatzer war die Tat harmlos. Doch als Jesus in der Befragung durch den Richter - also Pilatus - geschwiegen habe, habe er sich nach römischem Recht schuldig gemacht. Pilatus musste ihn bestrafen: "Ich musste damals die politische Situation mit einbeziehen", erklärt der Präfekt. "Die Stimmung war gereizt, gerade zu Ostern. Und da hätte ein kleiner Funke genügt, um einen Aufstand auszulösen." Der hätte hunderte Soldaten und tausende Zivilisten das Leben gekostet. "Die Entscheidung war also klar. Lieber einer als tausende", analysiert Pilatus kühl. Nur um dann lobend fortzufahren. Ohne es eigentlich zu wollen, sei er zum Werkzeug Jesu geworden. Dieser habe strategisch geschickt den Urteilsspruch erzwungen und damit sein Heilswerk durchgeführt. "Hättest Du auf meine Fragen geantwortet und Deine Intentionen erklärt, wärest Du gescheitert."
Schließlich versucht Pontius Pilatus die Hintergründe dieses Verhaltens zu verstehen. Wie kann ein Mensch freiwillig und bewusst einen so fürchterlichen Tod auf sich nehmen, nur in der Einbildung, damit die Menschheit zu erlösen. Es sei eine Dimension im Spiel, die er nicht begreifen könne, gibt Pilatus zu. Vielleicht gehe es dabei um die "alles und alle umfassende, dienende Liebe". Ein Prinzip, dass er das "Christus-Prinzip" nennen wolle. Zwar könne er nicht mehr zu seinem Anhänger werden, aber: "Ich ehre uneingeschränkt das, was Du der Menschheit gebracht hast."
Die Zuschauer in den Gotteshäusern verabschiedeten den Schweizer Professor Dr. Wilhelm Kufferath von Kendenich schließlich mit lang anhaltendem Applaus. Nachdenkliche und zugleich äußerst spannende Abende fanden so ihren Abschluss.


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