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Nachricht vom 01.06.2021    

Steinebacher Friedensaktivist Reeh protestiert vor Atomwaffen-Standort

Hermann Reeh, mittlerweile über 80 Jahre alt, tritt seit letztem Dezember wieder in das Pedal für seine neue Friedensradtour. Die zweite Etappe führte zum Fliegerhorst Büchel, wo mehrere Atombomben lagern. Dort entspann sich offenbar ein „interessanter Dialog“ mit einer Soldatin, wie Reeh in seinem Rückblick schreibt.

Vor dem Tor des Fliegerhorstes Büchel protestierte Hermann Reeh gegen die dort gelagerten Atombomben. (Foto: privat)

Steinebach/Büchel. In verschiedenen Etappen steuert der nimmermüde Aktivist Hermann Reeh seit letztem Dezember Stationen an, die aus seiner Sicht Frieden stiften – oder Krieg fördern. Nun ist er die zweite Etappe seiner Friedensradtour unter dem Motto „Der Frieden braucht einen Schutzschirm“ mit dem Fahrrad gefahren. Gestartet war der Aktivist am 7. Dezember 2020, am Tag als sich der „Kniefall von Warschau“ zum 50. Jährte. Das Ziel der ersten Etappe war Bonn, wo der ehemalige Bundeskanzler eine Friedenspolitik gestaltete. Die zweite Etappe ging von Kaisersesch in Eifel, über den Fliegerhorst Büchel nach Cochem, weiter durch das Tal der Mosel bis Koblenz.

Als Hermann Reeh abends nach zehn Uhr wieder Steinebach erreichte, hatte er 107 Kilometer mit dem E-Bike zurückgelegt. Der Fahrradakku war leer, aber auch seine Energiereserven waren erschöpft, räumt er in seinem Rückblick für die Presse ein.

Der darin enthaltene Tagesbericht gibt Hinweise darauf, was Reeh Kraft gekostet hat. Morgens war er demnach mit dem Zug nach Kaiseresch in der Eifel gefahren, von dort führte der Weg durch Berg und Tal (20 Prozent Gefälle, 16 Prozent Steigung) zum Fliegerhorst Büchel. Hier sind mehrere Atombomben unter der Aufsicht der US-Armee in Spezialbunkern deponiert. Dort begegnete er einem anderen Fahrradfahrer, der bereit war, ihn mit seinem Transparent vor dem Fliegerhorst zu fotografieren. Für weitere Bilder befestigte Reeh das Transparent und ein Plakat an dem Zaun vor der Einfahrt in das militärische Lager. Da er keinen Fotografen mehr fand, machte er einige Bilder mit dem Fahrrad und dem Plakat „Atomwaffen sind verboten“. Dabei war er offensichtlich von einer Militärstreife beobachtet worden, vermutet Reeh. „Jedenfalls kam die Streife, eine Soldatin und ein Soldat, mit dem Streifenwagen aus dem Lager gefahren. Es entspann sich dann ein interessanter Dialog“, schreibt der Aktivist in seinem Rückblick über die Friedenstour-Etappe.

Die Soldatin, offensichtlich ein höherer Dienstgrad, fragte Reeh offenbar, was er denn hier mache: „Wie Sie sehen“, antwortete er, „ich packe meine Sachen ein.“ Die Soldatin wies Reeh laut seinem Bericht darauf hin, dass das Fotografieren von militärischen Einrichtungen verboten sei. Diese Auskunft kommentierte er nicht, betont Reeh in seinem Rückblick. Die Streife fuhr dann weiter um einen Kreisel, der sich vor der Einfahrt befindet, und hielt dann wieder bei ihm. Die Soldatin forderte ihn dann auf, seine Sachen einzupacken und weiterzufahren. Was er laut eigener Aussage in seinem Bericht ohnehin vorhatte. „Das Gespräch verlief ruhig, ohne gegenseitige Vorwürfe“, stellt der Aktivist heraus.

Auf dem Fliegerhorst Büchel sind mehrere Atombomben unter der Aufsicht der US-Armee in Spezialbunkern deponiert. Im Kriegsfall würden diese Nuklearwaffen von deutschen Tornados ins Zielgebiet transportiert, schreibt Reeh.


Umso wichtiger könne aus seiner Sicht das Zeichen sein, das die Vereinten Nationen mit dem Atomwaffenverbotsvertrag setzen. Damit würden Atomwaffen wie bereits biologische und chemische Waffen völkerrechtlich geächtet.




Der Vertrag über ein Verbot von Atomwaffen sei während der UN-Generalversammlung am 7. Juni 2017 von 122 Staaten aus der Taufe gehoben worden. „Wir haben dafür den Friedensnobelpreis bekommen – wir, einfache Bürger mit einer Vision, die sich entschlossen haben, etwas zu tun“, zitiert Reeh die Schwedin Beatrice Fihn, Direktorin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen, kurz Ican. Ican macht sich für völkerrechtliches Verbot von Atomwaffen stark. Laut diesem UN-Vertrag sind Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und Einsatz von Kernwaffen verboten. 51 Staaten haben den Vertrag bislang ratifiziert, die Bundesrepublik und auch die anderen NATO-Staaten gehören nicht dazu. Österreich und der Vatikanstaat haben den Atomwaffenverbotsvertrag ratifiziert. Am 22. Januar ist das Verbot nun in Kraft getreten. Damit würden Atomwaffen wie bereits biologische und chemische Waffen völkerrechtlich geächtet. Würde Deutschland dem Abkommen beitreten, müssten die Atombomben aus Büchel weggeschafft werden, schlussfolgert Reeh. „Dann bräuchte Deutschland auch keine neuen Atombomber in den USA kaufen“, so der Friedensaktivist weiter. Die Verteidigungsministern Kamp-Karrenbauer setze sich für den Kauf von 30 Atombomber („Growler“ und „Super Hornet“) als Ersatz für die alternde „Tornados“ ein. Die Anschaffung dieser Atombomber würde 7 Milliarden Euro kosten.

In Deutschland gibt es die Initiative: „100 Städte für das Atomwaffenverbot“. Über 100 Städte, Gemeinden, Landkreise und Bundesländer haben sich bereits dem Ican-Städteappell angeschlossen. Darunter auch Rheinland-Pfalz und Städte wie Mainz, Neuwied, Siegen. Ican ruft weltweit Städte dazu auf, den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen zu unterstützen.

„Empört Euch“ heißt ein Essay, den der französische Widerstandskämpfer, Diplomat und Schriftsteller Stèphane Hessel im hohen Alter verfasst hat. Darin übt er harsche Kritik an verschiedenen aktuellen politischen Entwicklungen und ruft zum Widerstand auf. Seine Friedensaktionen möchte Hermann Reeh als Empörung gegen den Rüstungswahn, den Rüstungswettlauf, das 2-Prozent-Ziel für den Verteidigungsetat, die Anschaffung neuer Atombomber, die Anschaffung von Kampfdrohnen verstanden wissen. Er fordert die Unterzeichnung des Atomverbotsabkommen durch die Bundesregierung und mehr Geld für zivile Konfliktlösungen. Die Bürgermeister und Stadt-, und Gemeinderäte im Kreis Altenkirchen bittet er, den Appell „100 Städte für das Atomwaffenverbotsabkommen“ zu unterstützen.

Die Bundestagswahl im September biete die Gelegenheit, die Wahlkreiskandidaten und die Parteien nach ihren Aussagen zum Atomwaffenverbotsvertrag und zum Wettrüsten zu befragen. (PM)


Spenden sammelt Hermann Reeh für das Projekt von Misereor „Saubere Energie für Krankenhäuser und Gesundheitsstationen im Kongo. IBAN: DE23 5735 1030 0005 0112 67, Stichwort: Schutzschirm für den Frieden.

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