Impfzentrum Wissen: Weit mehr als 11000 ehrenamtliche Stunden geleistet
Piks für Piks wird im Landesimpfzentrum in Wissen vorbeugend der Kampf gegen das Corona-Virus geführt – und daran haben die Rotkreuzler aus dem Landkreis Altenkirchen einen wesentlichen Anteil: Allein bis Ende Mai hatte sich das Stundenkonto der 133 Ehrenamtlichen auf 11233 summiert.
Wissen. Es geht unter die Haut. Inzwischen täglich 500 bis 600 Mal, wenn die Rotkreuzler bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit den Impfstoff verabreichen. Im übertragenen Sinn unter die Haut geht dabei auch die beachtliche Leistung, die von den Frauen und Männern aus den DRK-Ortsvereinen im Kreisverband Altenkirchen aus freien Stücken geleistet wird.
Schon allein die Tatsache, dass ein Jahr nur 8760 Stunden zählt, führt eindrucksvoll vor Augen, was die Aktiven aus den DRK-Bereitschaften in der Zeit des Aufbaues des Impfzentrums, dessen Inbetriebnahme Mitte Dezember und dem eigentlichen Impfbeginn im Januar geleistet haben. Es ist mit der Zahl 11233 bislang ein Zeit- und Stundeneinsatz von weit mehr als einem Jahrespensum zusammengekommen – und da sind die Impftage im Juni noch gar nicht berücksichtigt.
Über das ehrenamtliche Engagement sprachen nun Kreisbereitschaftsleiter Udo Schmidt, dessen Stellvertreter Steffen Nilius und Stefan Theis sowie der stellvertretende Katastrophenschutzbeauftragte Christoph Ebener – am Ort des Geschehens. Im Kuppelsaal in Wissen, zentral im Landkreis Altenkirchen gelegen, wurde das Impfzentrum aufgebaut und eingerichtet. Besonders herausfordernd sei der Mai gewesen, der allein mit 3000 Stunden zu Buche schlug, berichtete Theis, der die Helfer für ihre Dienste einteilt. Los ging es aber schon im alten Jahr.
Mai war besonders herausfordernd
Für einen reibungslosen Ablauf im Impfzentrum ist natürlich auch eine große Zahl an Helfern erforderlich, deren Einsätze Theis koordiniert. Es wird zunächst bei den Ortsvereinen nachgefragt, gab Ebener einen Einblick. Aus den Rückmeldungen stellt Theis die Dienstpläne zusammen, immer eine Woche vorausplanend. Sukzessive wurde mehr Personal erforderlich. Waren es anfangs 250 Impfungen pro Tag, wie Kreisbereitschaftsleiter Udo Schmidt erwähnte, sind es inzwischen 500 bis 600 – täglich. Peu á peu gab es den Zuwachs, was mit einer Ausweitung der Impfttage bewerkstelligt wurde. Im Mai war die Spitze erreicht.
Sieben Tag die Woche wurde geimpft, teilweise in zwei Schichten, berichtete Theis und stellte fest: „Der Mai war besonders herausfordernd.“ Es wurde in zwei Schichten von 8 bis 20.30 Uhr geimpft. Am Wochenende wurde die Zeit von 8 bis 18.30 Uhr reduziert. Dafür setzte man mit einem Dutzend Helfern mehr Personal pro Schicht ein. Summa summarum kamen in diesem einen Monat an die 3000 ehrenamtlich Stunden zusammen. Es ist zweifelsfrei ein herausragender und besonderer Einsatz, den die 133 Helferinnen und Helfer aus den Bereitschaften und der Rettungshundestaffel leisten - seit Monaten, freiwillig und ehrenamtlich, neben der normalen Arbeit.
Gab es schon einen vergleichbaren Einsatz im DRK-Kreisverband? Auf diese Frage führt die Kreisbereitschaftsleitung zwei Ereignisse an, die in gewisser Weise vergleichbar mit dem aktuellen Einsatz im Impfzentrum seien. Kreisbereitschaftsleiter Udo Schmidt erinnert sich an die Zeit, als 1989 noch vor der Mauer-Öffnung Menschen aus der damaligen DDR in Zügen in Betzdorf ankamen und auf dem Stegskopf untergebracht wurden. Er war damals mit von der Partie, als das Rotkreuz Hilfe leistete. Auch auf dem Stegskopf waren die Rotkreuzler tätig, als 2015 die Flüchtlinge auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz aufgenommen wurden. Der damalige Einsatz sei vergleichbar mit dem aktuellen im Impfzentrum, sagte Theis. Dennoch: Die Zahl an Stunden hat in Wissen jetzt schon längst die auf dem Stegskopf 2015 um Längen überschritten. Ungefähr 7500 ehrenamtliche Stunden summierten die DRK-Aktiven 2015. In Wissen gehe es nun schon in Richtung 12000.
Wo nimmt man die Motivation her?
Von den bislang geleisteten ehrenamtlichen Stunden habe es für etwa ein Drittel einen Verdienstausfall für die Arbeitgeber der ehrenamtlichen Helfer gegeben. Aber, und das betont die Kreisbereitschaftsleitung, der einzelne Rotkreuzhelfer bekommt nichts für seinen Dienst. Und wo nimmt man die Motivation her? „Da muss man von überzeugt sein“, antwortete Nilius. Schließlich hätten die Aktiven auch noch einen Acht-Stunden-Job. Laut Nilius auch ein Vorteil des Ehrenamtes, denn: „Hier hat man ausschließlich Menschen, die Lust darauf haben, diese ehrenamtliche Tätigkeit zu machen.“ Und das gemeinsam mit den Medizinern und Apothekern, die auch im Impfzentrum tätig sind. „Wir pflegen hier ein kollegiales Verhältnis auf Augenhöhe“, sagte Ebener, und Nilius schält als Kern heraus: „Nur zusammen funktioniert es, so muss es laufen.“ Mit Ausnahme der Posten der Mediziner und Apotheker hatte das Rotkreuz gleich beim Start des Impfzentrums zunächst alle weiteren Positionen entlang der Impftsstraße mit Personal besetzt.
In nächsten Wochen wird DRK-Personal heruntergefahren
Angesichts der beachtlichen Summe an Stunden, die von den Helfern geleistet wurde räumt Theis ein: „Langsam zehrt es an den Kräften.“ Der Planer stellt heraus, dass alle Dienste besetzt werden konnten. Jedoch falle es zunehmend schwerer, diese Aufgabe zu erfüllen. Theis macht das an unterschiedlichen Punkten fest. Zum einen seien da die fast 12000 Stunden, die abgerissen wurden. Andererseits wird das Wetter besser, die Einschränkungen der Pandemie lockern sich und auch das Stichwort Urlaub rückt in den Fokus. „In den nächsten Wochen werden wir das Personal herunterfahren“, blickte Theis nach vorne. Das sei der Kreisverwaltung auch bekannt, und die Behörde könne dies auch nachvollziehen und habe verständnisvoll reagiert. Denn was die 133 Helferinnen und Helfer leisten, das ist etwas für eine Akutphase und zur Überbrückung, aber nicht etwas Andauerndes, schilderte Theis. Unabhängig davon haben die Rotkreuzhelfer, die mit der Tätigkeit im Impfzentrum voll in ihrem Element sind, schon jetzt eine mehr als nur beachtenswerte Leistung für die Allgemeinheit hingelegt. (tt)
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