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Sind wir unfähig zur Zuversicht?
Den deutschen Horizont beleuchtet Pro AK mit dem Schriftsteller Richard Wagner. Er stellt die provokante Frage, ob unser Land noch immer über seine Verhältnisse lebe.
Kreis Altenkirchen. Lebt Deutschland immer noch über seine Verhältnisse? Brauchen wir neue Werte, mehr Eigenverantwortung, den Abschied von 68? Um provokante Thesen ist der Schriftsteller Richard Wagner nicht verlegen. Am Samstag, 29. September, ist er zu Gast beim Forum Pro AK, und zwar ab 10.30 Uhr im Waldhotel Imhäuser Imhäuser in Marienthal.
Mit seinem Vortragsthema "Der deutsche Horizont - Vom Schicksal eines guten Landes" unterzieht er die deutsche Befindlichkeit und die Deutschen einer konsequenten Diagnose und liefert einen wichtigen Beitrag zur Heilung eines eingebildeten Kranken. "Seit 1989, als alle Werte plötzlich untauglich wurden, herrscht eine große Verunsicherung. Mit der Wiedervereinigung wurden alle Kategorien auf einen Schlag ungültig - Gleichheitsdoktrin des Ostens wie der Individualismus des Westens. Auch die viel beschworene Formel von der Berliner Republik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem vereinigten Deutschland an Identität und Visionen mangelt. Die Unfähigkeit zur Zuversicht ist offenbar, sie liegt im kollektiven Bewusstsein seit 1945 begründet", so der Autor.
Richard Wagner, geboren 1952 im rumänischen Banat, studierte Germanistik und Rumänistik in Temeswar/Rumänien. Er war Mitglied der "Aktionsgruppe Banat", einer literarisch-politischen Vereinigung junger Autoren der deutschen Minderheit, die 1975 von der Geheimpolizei Securitate zerschlagen wurde. Er arbeitete als Deutschlehrer und Journalist, veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten in deutscher Sprache. Nach Berufs- und Publikationsverbot erfolgte 1987 die Ausreise in die Bundesrepublik, seither lebt er als freier Schriftsteller und Publizist in Berlin. Im Jahr 2000 erhielt er den Neuen Deutschen Literaturpreis.