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Nachricht vom 29.06.2021    

„Als Junge im NS-Staat“: Wissener Beiträge ab sofort erhältlich

Von Katharina Behner

Im Heft 41 der Wissener Beiträge schilderte der 2017 verstorbene Günter Hilger als Zeitzeuge und Betroffener seine Kindheit während und nach der Nazi-Zeit in Wissen. Als Co-Autor vervollständigte Heimatforscher Bruno Wagner aus Wissen-Schönstein das Werk, welches nun von der Stadt Wissen herausgegeben wurde.

Wissener Beiträge1: Trafen sich anlässlich der Veröffentlichung der 41. Ausgabe der Wissener Beiträge: v.l. Bürgermeister Berno Neuhoff, Uwe Büch (Technische Bearbeitung) und Co-Autor Bruno Wagner. (Foto: KathaBe)

Wissen. „Der Mensch ist geprägt von der Kontinuität des Vergessens“. Mit diesen Worten verdeutlichte Bürgermeister Berno Neuhoff die Wichtigkeit des Erinnerns, des Nicht-Vergessens und der Aufarbeitung der Vergangenheit anlässlich der Herausgabe der 41. Auflage der Wissener Beiträge mit dem Titel „Als Junge im NS-Staat“ - Brückenkopf Alserberg am Montag, dem 28. Juni.

Zur Herausgabe der Ausgabe von Günter Hilger (1932 - 2017) dankte Neuhoff dem Heimatforscher und Co-Autor Bruno Wagner, sowie Uwe Büch, der die technische Bearbeitung der Schriftenreihe übernahm. Beide steckten viel ehrenamtliche Arbeit in das Projekt. Mit diesem Werk, habe Wissen neben schon vorangegangenen Projekten, die Aufgabe der Aufarbeitung in die Hand genommen, so Neuhoff. Gerade in der aktuellen Zeit mit antidemokratischen Tendenzen, sei es besonders wichtig Geschichte wach zu halten und sauber zu dokumentieren.

Auch Bruno Wagner spannte den Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwart, indem er eingangs die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch mit den Worten zitierte: „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihr Aufarbeitung sind wichtig für den Aufbau der Zukunft.“

„Unverzichtbarer Beitrag zur Wissener Heimatgeschichte“
Günter Hilger, mit 84 Jahren in Windeck-Opperzau verstorben, schilderte in dokumentarischen Erzählungen seine Kindheit in Wissen während der Nazi-Zeit. Dabei, so Bruno Wagner, der das Werk vorstellte, spannt Hilger den Bogen von den Vorkriegsjahren ab 1930 über die Kriegsjahre bis in die Nachkriegszeit.

Während der gemeinsamen Arbeit führte Hilger Bruno Wagner, der die Ausgabe bis zur Erscheinung zwei bis dreimal redigierte, an bestimmte Stätten der Kriegsgeschehnisse in Wissen. Hilger hielt es für geboten, vor dem Hintergrund des unsäglichen Grauens und Leids, der Entbehrungen und der Millionen Opfer, die Geschehnisse seiner Heimat als verkleinertes Abbild von all dem was gewesen sei, zu veröffentlichen, erläuterte Bruno Wagner

Im Hinblick auf die lange Zeit der Bearbeitung bis zur Veröffentlichung sagte Wagner: „Was lange währt, wird endlich gut“, bezog sich dabei im ersten Teil sprichwörtlich auf die lange Entstehungszeit des Buches. Ob es gut geworden sei, möge letztendlich der Leser entscheiden. Vorab schon bescheinigt der Co-Autor jedoch: „Dieses Heft 41 der Wissener Beiträge ist ein unverzichtbarer literarischer Beitrag zur Wissener Heimatgeschichte. Hilger wäre mächtig stolz gewesen, wenn er die Fertigstellung seiner Zeitreise in Buchform hätte erleben können.“ Wagner wünscht dem Buch viele Leser und reichlich Erkenntnisgewinn - besonders hinsichtlich verwerflicher Strömungen die „unsere Demokratie gefährden können“.



Bruno Wagner fasst das Buch wie folgt zusammen:
„Aus der Sicht des Kindes der Familie Hubert Hilger, eines Schuljungen und Pimpfes der Hitlerjugend schildert Günter Hilger seine Lebenswelt. Sein zunächst glückliches und unbeschwertes Leben mündet in eine Schulzeit, in der er täglich in autoritäre Verhältnisse eingebunden ist. Diese erfährt er noch drastischer im militärischen Drill beim Jungvolk und in Anbetracht der Verhaftung seines Vaters durch die Gestapo. Er bewahrt sich jedoch eine andere lebenswerte und -frohe Welt: im Alltag mit seinen Kinderspielen, im Musizieren und Basteln mit seinem Vater, in der Wahrnehmung einer herzensguten Mutter und bei seinen Entdeckungen, Erfindungen und auf seinen Streifzügen. Hautnah und von täglicher Gefahr umgeben schildert Hilger, wie der Krieg in seine Heimat kam und er als Junge die Schrecknisse dieser unheilvollen Zeit miterlebte. Aber auch seine eigene, für ihn erlebnisreiche, manchmal abenteuerliche und auch lebensbedrohliche Welt im Kriegsgeschehen mit all ihren Brutalitäten und Gräueltaten – auch in seiner nahen häuslichen Umgebung – führt er dem Leser drastisch vor Augen.
Dies geschieht vornehmlich in den Frühjahrsmonaten des Jahres 1945. In der gleichen Handlungsdichte stellt Günter Hilger das hiesige Leben in der Nachkriegszeit dar und versteht es, den Leser seiner historischen Dokumentation in Erzählform von Beginn an in seinen Bann zu zeihen.
Eingebettet sind diese Schilderungen in die chronologische Darstellung der Kriegsereignisse mit all den verheerenden Flügen auf den Schlachtfeldern, in den Städten und auf dem Lande.“

Heft 41 der Wissener Beiträge ab sofort erhältlich

Erhältlich ist die neue Ausgabe, die auf 208 Seiten rund 50 schwarz-Weiß Fotos überwiegend aus den Archiven von Hilger und Wagner enthält, ab sofort zum Preis von 10 Euro im Rathaus Wissen (Email an caroline.leidig@rathaus-wissen.de), im Buchladen Wissen und bei Bruno Wagner in Schönstein.



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