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Nachricht vom 06.07.2021    

THW-Ortsverband Betzdorf braucht mehr Platz und Raum

Vom Tal hoch auf den Berg möchte der THW-Ortsverband Betzdorf seinen Standort innerhalb von Scheuerfeld wechseln: Mit einer Bauvoranfrage für ein Grundstück im Grünstreifen zwischen Scheuerfeld und Bruche befasst sich nun der Ortsgemeinderat der Sitzgemeinde der Katastrophenhelfer.

Seit Jahrzehnten ist der THW-Ortsverband Betzdorf an der Industriestraße in Scheuerfeld (oben) beheimatet. Expansionsmäßig ist hier längst schon alles ausgeschöpft. Der Grünzug zwischen Bruche und Scheuerfeld entlang der Maximilian-Kolbe-Straße (unten): Hinter den Weideflächen möchte das THW sich gerne mit einer neuen Unterkunft auf rund 5500 Quadratmetern (hinten, grüne Fläche) ansiedeln. (Fotos: tt)

Scheuerfeld/Region. Pferde stehen auf der Weide. Der Grünzug liegt zwischen den Nachbargemeinden Bruche und Scheuerfeld. Am Ende des Streifens, in Höhe des Gerätehauses des Löschzuges Scheuerfeld und unmittelbar am Sportplatz, wächst Mais. Auf eben jener Fläche würde der THW-Ortsverband Betzdorf gerne sein neues Domizil aus dem Boden wachsen sehen. Nach den Vorstellungen sollen auf einer Fläche von circa 5500 Quadratmetern ein Gebäude für Aufenthalt und Schulung der Katastrophenhelfer entstehen. Dazu noch eine Fahrzeughalle und ein Vorplatz. Seit vielen Jahrzehnten sind die THW-Helfer mit ihrer Unterkunft unten im Siegtal im Industriegebiet Scheuerfeld angesiedelt. Nicht erst mit den neu eingetroffenen Einsatzfahrzeugen ist das THW auf dem angestammten Standort an seine räumlichen Grenzen gestoßen. Das verhältnismäßig kleine und mit Gebäuden und Hallen des THW bebaute Grundstück wird u.a. von der Straßenmeisterei und der Sieg in seine Schranken verwiesen. Auf der verbliebenen Freifläche an der Unterkunft steht mittig ein Strommast einer Überlandleitung. Eine Expansion bzw. das Errichten neuer Räumlichkeiten sind gleich Null.

Und so hat sich die örtliche Leitung der Katastrophenhelfer auf die Suche nach einem neuen Grundstück in der Ortsgemeinde begeben. Fündig wurde man oben auf dem Berg. Um zu klären, ob hier eine Realisierung prinzipiell möglich erscheint, wurden eine Bauvoranfrage an die Kommune gestellt. Das Thema stand nun auf der Agenda bei der Sitzung des Ortsgemeinderates. Wie viel Aussicht hat es, den Gedanken für eine neue Unterkunft vis-á-vis zum Feuerwehrhaus zu realisieren? Um diese Frage drehte es sich bei der Sitzung in der Turnhalle. Um es vorwegzunehmen: Unisono erklärten die Redner, dass man sich freut, die Institution THW im Ort zu haben und auch dort gerne weiterhin erhalten möchte. Ein Neubau, worauf es ja schlussendlich hinausläuft, scheint aber gar nicht so ohne Weiteres machbar zu sein, und auch nicht so schnell. Im ersten Schritt müsste dafür der Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain geändert werden. Daraus müsste sich der Bebauungsplan entwickeln. Das erfordert Zeit, wie bei der Sitzung zu vernehmen war. Andererseits sehe sich die Leitung der Hilfsorganisation unter einem gewissen Druck, gab Ortsbürgermeister Harald Dohm weiter, der auch herausstellte: „Der THW-Ortsverband ist räumlich nicht gut aufgestellt.“

Der Ortsverband sei gewachsen, sowohl beim Personal als auch beim Fuhrpark, teilte der Ortsbürgermeister mit. Räumlich wachsen, was im Umkehrschluss erforderlich ist, kann der Ortsverband nicht mehr am gewohnten Standort an der Industriestraße. Um langfristig die Einsatzfähigkeit zu sichern, benötigt die Hilfsorganisation eine Fläche von rund 5500 Quadratmetern. Bei einer Standortsuche sei keine bebaubare Fläche in der Ortsgemeinde gefunden worden, schildert Dohm. Aber im Außenbereich von Scheuerfeld. Dort liegt das ins Auge gefasste Gelände. Der Bebauungsplan reicht jedoch nur bis an das Feuerwehrhaus und jenseits der Maximilian-Kolbe-Straße. Diese verläuft parallel zum Grünstreifen zwischen Scheuerfeld und Bruche. Das anvisierte Grundstück ist außerdem im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche dargestellt. Das sind Gründe, weshalb es nicht möglich ist, dort zu bauen, wie es der Sitzungsvorlage der Verwaltung zu entnehmen ist. Zumindest ist es nicht im Handumdrehen möglich. Stichworte sind der Flächennutzungsplan und das Aufstellen eines Bebauungsplans. Zum zeitlichen Ablauf meinte Dohm, dass das alles nicht von heute auf morgen bewerkstelligt sei. Er informierte das Gremium darüber, dass nach Aussagen des Ortsbeauftragten das THW das Vorhaben zeitnah angehen möchte, am Liebsten noch in diesem Jahr.



„Zwei Herzen schlagen in meiner Brust“, räumte Dohm ein. Er war viele Jahre selbst Feuerwehrmann in Scheuerfeld. In dieser Funktion habe er mit dem Ortsverbands intensiv zusammengearbeitet – und betonte nun: „Ich würde gerne sehen, wenn das THW in Scheuerfeld bleibt.“ Als Ortsbürgermeister sei er gebunden und müsse sich an die geltendes Recht halten, verdeutlichte Dohm: „Ich muss leider sagen, es geht momentan nicht.“ Dementsprechend stimmte er ab. Das heißt, er stimmte für die von der Verwaltung vorgelegte Beschlussvorlage, mit der das gemeindliche Einvernehmen nicht hergestellt wird. Der Ortsbürgermeister betonte, dass das Gremium sich frei entscheiden könne. Stimme eine Mehrheit gegen die Beschlussvorlage, dann würden die erforderlichen Schritte eingeleitet. Zunächst mit der Änderung des Flächennutzungsplanes, dann eventuell mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Bei der Diskussion hatte der Ortsbürgermeister geäußert, dass man eventuell bereits beim Flächennutzungsplan kapitulieren müsse.

Für die CDU-Fraktion betonte Eberhard von Weschpfennig, dass „wir alle gerne das Technische Hilfswerk im Ort behalten möchten“. Der Christdemokrat sieht aber auch, dass kein Baurecht besteht. Für ihn ist es fraglich, ob ein vorhabenbezogener Bebauungsplan „zu einem Satzungsbeschluss kommen wird“. Und er machte deutlich, wo aus seiner Sicht ein solches Objekt hingehört: in ein Industriegebiet. Umliegend habe man allgemeine Wohngebiete. Dazwischen einen Bebauungsplan zu erstellen, der eine ähnliche Nutzung wie ein Gewerbegebiet ermöglicht, darin sieht der Christdemokrat Schwierigkeiten: „Mit diesem Objekt werden wir uns die Möglichkeit für eine spätere Wohnbebauung total zerschießen.“ Aus seiner Sicht werden beispielsweise der Naturschutz, die Kreisverwaltung als Genehmigungsbehörde und die Träger öffentlicher Belang aus ihrer Warte noch die Probleme darlegen. Im Zuge des Verfahrens müsse der Gemeinderat sich auch mit den Bedenken und Anregungen der Anwohner beschäftigen: „Die kann man nicht einfach ignorieren.“ Sein klarer Vorschlag an das THW lautete, sich um eine andere Liegenschaft in der Orts- bzw. Verbandsgemeinde zu bemühen. Entsprechend stimmte von Weschpfennig für die Beschlussvorlage, wie Dohm und im Übrigen Ortsbeigeordneter Matthias Schmidt.

„Wir machen uns ein Türchen für die Zukunftsentwicklung zu“: Das befürchtet Klaus Bürschel von der SPD, der wie die Vorredner herausstellte: „Wir sind froh, eine solche Institution im Ort zu haben.“ Der SPD-Sprecher schaute auf das angrenzende Grundstück, wo heute die Feuerwehr angesiedelt ist. Er zog einen Vergleich. Der Löschzug habe einst am alten Standort auch Probleme mit räumlicher Enge erlebt: „Eine ähnliche Situation, wie heute beim THW.“ Bürschel verwies darauf, dass es „ein mühsamer Weg war, bis für die Wehr eine Lösung gefunden war“.

Nach der Abstimmung steht man nun am Anfang von vielen Verfahrensschritten, denn mehrheitlich hat der Ortsgemeinderat die Beschlussvorlage abgelehnt und damit das gemeindliche Einvernehmen hergestellt. Sechs Ratsmitglieder gaben so ihr Votum und machten den Weg frei, um im ersten Schritt eine Änderung des Flächennutzungsplanes anzustreben. (tt)


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