Buchtipp: „Rupert Undercover - Ostfriesische Jagd“ von Klaus-Peter Wolf
Von Helmi Tischler-Venter
Wer die Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf, seine Kriminalkommissarin Ann-Katrin Klaasen und deren Kollegen Rupert bereits kennt, weiß, dass im neuen Kriminalroman wieder eine ganze Menge Lesespaß steckt. Packende Urlaubslektüre für Strand und Meer, Flachland, Berge und das heimische Sofa.
Dierdorf/Frankfurt am Main. Gangsterboss George alias Wilhelm Klempmann weint, denn Carl und Heiner sind tot. Frederico Müller-Gonzáles, auch „der Kronprinz“ genannt, hat sie auf dem Gewissen. Genau genommen hat seine Miet-Ehefrau, die attraktive Frauke alias Chantal alias Marie-Luise Wunstmann die beiden Gangster erschossen. Die emanzipierte Frauke war „so etwas wie die fleischgewordene Theorie vom Ende einer großen Zeit.“
Hinter dem aufstrebenden südamerikanischen Gangsterboss Frederico Müller-Gonzáles verbirgt sich Hauptkommissar Rupert von der Kripo Aurich, der sein Doppelleben durchaus genießt, denn „Wenn ich Frederico bin, tanzen alle nach meiner Pfeife.“ Im Auftrag seiner Dienst-Vorgesetzten, Kriminaldirektorin Liane Brennecke soll er deren grausamen Peiniger, den sadistischen Folterknecht, der von allen „Geier“ genannt wird, ausfindig machen. Der Geier seinerseits ist nur noch an den beiden Polizistinnen Brennecke und Klaasen interessiert, denn diese Frauen haben „etwas Hochmütiges an sich. Er fühlte sich dann klein und dumm und ausgegrenzt, und er bekam Lust, mit seinem Messer an solchen Frauen herumzuschneiden. Er sah gern Tieren zu, die an ihnen knabberten und er hörte sie gern schreien und um Gnade betteln.“ Für Frederico Müller-Gonzáles interessierte sich Geier nicht, aber George will ihn leiden sehen. Daher erteilt er dem Geier den Auftrag, Fredericos Ehefrau Madonna Rossi abzufangen und zu zerstückeln. Doch Madonna wird Opfer eines Verkehrsunfalls, was niemand glaubt.
Ruperts echte Ehefrau in Norden liebt Reiki, ihren Ehemann und veganes Essen. Rupert liebt seine Gattin auch von Herzen und würde immer dafür sorgen, dass ihr nichts Böses zustößt. „Dieses vegane Essen ist gar nicht so schlecht - wenn man ein bisschen Hack reinwirft oder eine Knackwurst“, meint Rupert gönnerhaft.
Sein Doppelleben aufrecht zu halten, macht dem Kommissar zunehmend Probleme. Hin und wieder verheddern sich die Lebensstränge. Während der Polizist unter den illegalen Aktionen leidet, genießt der Gangsterboss sein Leben mit Geld und Einfluss. Er spielt seine Rolle so gut, dass er sogar Familienmitglieder des Rossi-Clans täuscht und wird schließlich Vorstandschef einer Bank, die Milliarden Drogengeld reinwäscht. In dieser Funktion stellt er alle bankkaufmännischen Regeln auf den Kopf: Frei nach dem Motto “Kompensan! Die Bank, die für ihre Kunden da ist“, erhält jeder Bankkunde bei der Kontoeröffnung tausend Euro überwiesen und Gebühren werden abgeschafft.
Im Krieg der Drogen-Clans muss Frederico Müller-Gonzáles überzeugend den harten Boss spielen und Rupert muss das ganze Gangster-Chaos überleben, ohne verrückt zu werden. Denn es wird immer tragischer: Frauke, die geliebte Miet-Ehefrau, wird vom Geier gekidnappt und gequält und Rupert wird angeschossen. Dann taucht auch noch ausgerechnet Ann-Katrin Klaasens Dauerfeind Dr. Bernhard Sommerfeld auf, um Rupert zu verarzten. Und an der Seehundbankwird ein Anglerboot mit zwei völlig erschöpften nackten Gangstern angespült.
Grund zur Vorfreude haben die Leser, denn Klaus-Peter Wolf kündigt an, dass das Abenteuer weitergeht, denn im nächsten Band „Ostfriesisches Finale“, der im kommenden Jahr erscheinen wird, wird Rupert wieder undercover ermitteln.
Der Band „Ostfriesische Jagd“ ist erschienen bei Fischer Taschenbuch, ISBN 978-3-596-70007-3. (htv)
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