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Nachricht vom 24.07.2021    

Reinhold Beckmann bereicherte den Kultursommer in Altenkirchen

Keine Sekunde lang brauchten die Besucher dieses Konzertes ihr Kommen bereuen, denn Reinhold Beckmann nahm sie alle mit, auf eine wandelbare Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Jeder Song hatte beim genauen Zuhören eine Message.

Reinhold Beckmann nahm von Anfang an alle Zuschauer mit auf eine musikalische Reise. (Alle Fotos: Wolfgang Rabsch)

Altenkirchen. Reinhold Beckmann ist in Altenkirchen beileibe kein Unbekannter, denn vor rund zwei Jahren gab er ein fulminantes Konzert in der Galerie von Marlies Krug. Beim Betreten der Bühne wurde die Band mit viel warmen Beifall begrüßt. Ein lockerer Reinhold Beckmann, zusammen mit seinem Bass-Gitarristen Thomas Biller und Robin McMinn am Schlagzeug, legten ohne langes Vorspiel gleich hurtig los.

Veranstalter Helmut Nöllgen hätte sich sicherlich erhofft, dass ein ausverkauftes Zirkuszelt Reinhold Beckmann bei dessen Konzert zujubeln würde. In seiner Begrüßung sprach Nöllgen die Flut-Katastrophe an, und erwähnte, dass die unsichere Wetterlage viele vom Besuch abgehalten haben könnte, zumal zuerst geplant gewesen sei, das Konzert Open-Air durchzuführen.


Jeden einzelnen Song des zweistündigen Konzertes zu beschreiben, würde zu weit führen, jedoch hatte jeder Song beim genauen Zuhören eine Message. Im Vordergrund standen immer Geschichten aus dem Leben, die Reinhold Beckmann durch eigenes Erleben, oder durch Beobachtungen in seinem Umfeld in seinen Texten zu Papier brachte. „Der Lack ist ab“, beleuchtete das (Liebes)Leben von Paaren, die lange Jahre miteinander ausgekommen sind, oder noch auskommen müssen. Da fühlte sich so mancher im Publikum angesprochen. In dem Song „Ich bin der fünfte Beatle“ beschrieb Beckmann die Versuche eines verliebten Jünglings, seiner Angebeteten zu imponieren.

Den Wire-Card-Skandal glossierte Beckmann auf der ihm zu eigenen süffisanten, ironischen Art, als er das harte Leben der CEO´s (Chief Executive Officer) beschrieb, die über starkes Sodbrennen klagen würden, weil sie dauernd Hummer essen müssten, Austern schlürfen, und dann alles mit Champagner runterspülen würden.

Dann schilderte Beckmann eine Geschichte, die er selbst in einem Bus in Hamburg erlebt habe. Dort stritt sich ein Paar vor allen Fahrgästen wie die Kesselflicker, laut und erbarmungslos. Plötzlich wurde er ganz still, vielleicht, weil es ihm peinlich wurde. Sie hatte aber noch keine Lust auf Frieden und brüllte ihn an: „Du bist so fürchterlich neutral, du bist wie die Schweiz.“ Beckmann sagte, er hätte sich zuhause sofort an seinen Schreibtisch gesetzt und das Lied „Du bist immer nur die Schweiz“ geschrieben.

Mit dem „Hypochonder-Song“ beschrieb Beckmann die Wehleidigkeit der Männer, die bei einem leichten Schnupfen bereits die gesamte Verwandtschaft ums Bett versammeln, denn das Ende wäre nicht mehr weit. Es folgten zwei Liebeslieder auf seine Geburtsstadt Twistringen, und auf Bremen, die Stadt fernab der Provinz.



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Seiner ersten Liebe Charlotte, übrigens eine Tochter des ortsansässigen Metzgers, widmete er den Song „Charlotte“, er war in sie verliebt, weil sie ihm als Kind von sieben Jahren in der Metzgerei immer eine Scheibe Fleischwurst gab. Mit „Merle, der Perle aus Brakel“, hatte er so einiges in seinem VW-Käfer erlebt. Auch „Evelyn“ hatte wohl in Beckmann´s Vita eine Rolle gespielt, denn auch ihr schrieb er ein Lied auf den Leib. Als Beckmann von dem Leid seiner Mutter erzählte, die im letzten Krieg alle ihre vier Brüder verlor, herrschte atemlose Stille im Zelt.

Beckmann nutzte die Gelegenheit, um sich den Spruch von Gauland vorzuknöpfen, „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.“ Er beklagte, dass seine Strafanzeige gegen Gauland wegen der „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ von einer Staatsanwältin aus Thüringen eingestellt wurde, weil Gauland`s Aussage zur Meinungsfreiheit eines Jeden gehöre.

Zum Ende des Konzertes animierte Beckmann das Publikum immer mehr, sich zu beteiligen. Das war wie ein Startschuss, denn plötzlich sprangen alle auf, machten gymnastische Übungen, tanzten, sangen, beteten ihre Liebsten an, und schwoften zu Reggae-Rhythmen. Na klar, ohne Zugaben, und frenetischen Beifall konnte Beckmann die Bühne nicht verlassen. Ein Star ohne Allüren, wer wollte, konnte mit ihm in der Lounge noch ein Bier trinken, oder ein Schwätzchen halten.

Beckmann erwies sich wieder einmal als ein genialer Talker, Showmaster, Entertainer, Sänger und Musiker, der natürlich von seiner unglaublichen Medienerfahrung profitiert. Er kommt aber absolut authentisch rüber, spricht die Sprache der „Normalos“. oder der „Mitte“, sucht ständig den Kontakt zum Publikum, und begeistert zusammen mit seiner Band durch ausgeprägte Spielfreude, die jeden Besucher irgendwie in seinen Bann zieht.

Ein Spruch gehört eigentlich zum Repertoire von Reinhold Beckmann, den er bei seinem letzten Konzert zum Besten gab. Um eine Lebenserfahrung zu verbreiten, zitierte Beckmann Heinz Erhardt: „Wenn ich morgens zerknittert aufstehe, dann habe ich tagsüber immer noch Entfaltungsmöglichkeiten“, so kann man es auch sehen. (Wolfgang Rabsch)


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