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Nachricht vom 29.07.2021    

Altenkirchener Traditionsgaststätte Hirz wird abgerissen

Es wird bald aus dem Stadtbild verschwunden sein: Das Haus in der Altenkirchener Rathausstraße mit der Gaststätte Hirz in Parterre fällt in den kommenden Tagen der Baggerschaufel zum Opfer. Die Erinnerungen an die traditionsreiche Schankwirtschaft aber werden weiterleben.

Die Gaststätte Hirz wird in den nächsten Tagen aus dem Altenkirchener Stadtbild „verschwinden“. (Foto: vh)

Altenkirchen. Sie war über Jahrzehnte nicht nur Anlaufpunkt für viele Schüler auf dem Weg zum und vom Bildungszentrum auf der Glockenspitze Richtung Heimat oder Bahnhof, sondern auch für so manchen Einheimischen, der inzwischen ein gesetzteres Alter erreicht hat: Die Gaststätte Hirz in der Altenkirchener Rathausstraße, ohne Schnick und Schnack möbliert und über Dekaden hinweg im gleichen Outfit daherkommend, wird in den kommenden Tagen abgerissen.

Von dem Haus wird nichts übrigbleiben, die Erinnerungen der ehemaligen Gäste an so manche feucht-fröhliche Stunde, für die die Geschwister Hans hinter der Theke mit gut gezapftem Bier und Elsbeth Hirz in der Küche mit kleinen Köstlichkeiten sorgten, aber bleiben. Auch diejenigen, die sich auf die Schnelle ein Eis zum Lecken eines großen deutschen Produzenten kauften, das immer nach Bezahlung durch das kleine Fenster neben dem Eingang herausgereicht wurde, werden diesen Vorgang wohl im Gedächtnis behalten.

Kneipe schloss 1994
Die Geschichte der Kneipe reicht bis in die 1930er-Jahre zurück. Über viele Jahre gehörte noch eine Tankstelle zum Ensemble, die zwischen der Schankwirtschaft und der Zentrale der ehemaligen Kreissparkasse (heute Büros der Zulassungsstelle der Kreisverwaltung und der Kreisvolkshochschule) ihren Dienst versah. 1994 schloss die Gaststätte. Elsbeth Hirz diente das Objekt in der Rathausstraße 10 auch nach dem Ableben ihres Bruders weiterhin als Wohnung bis zu ihrem Tod. Sie wurde am 21. Dezember 2019 auf dem Altenkirchener Waldfriedhof beigesetzt.

Käufer aus Delmenhorst
Das Grundstück samt Immobilie kaufte die Tönjes Holding AG aus Delmenhorst, die nunmehr die Abbrucharbeiten der Firma Müller Tiefbau GmbH aus Hemmelzen, die mit ihrem Bauhof im Altenkirchener Gewerbegebiet an der B 414 angesiedelt ist, übertragen hat. „Das Haus ist einsturzgefährdet“, nannte Gerd Kämena, Vorstandsvorsitzender des neuen Eigentümers, den Grund für den Knock-out. Vorerst wird das rund 2000 Quadratmeter große Grundstück nicht bebaut.

„Es entstehen geschotterte Parkplätze“, ergänzte er und verwies auf die Tatsache, dass sein Unternehmen bereits seit 1989 das kleine Ladenlokal in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gaststätte besitze, in dem vor allem Kfz-Kennzeichen geprägt werden. Für eine weitere Entwicklung des Areals bestehe derzeit keine Eile.



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Vorliebe für Kfz-Kennzeichen
Tönjes Holding wurde im Jahr 2001 von Gerd und Bernd Tönjes gegründet und gilt bundesweit als zweitgrößter Produzent von Kfz-Kennzeichen. Quer durch die Republik werden über 240 Filialen betrieben, hinzu kommt seit 1993 die Dienstleistung der Kfz-Zulassung und Abmeldung an 35 Standorten, die, so ein Videoclip der Firma, 25 Prozent des Gesamtumsatzes der Unternehmensgruppe erwirtschafte. Über 1000 Mitarbeiter sind beschäftigt.

Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis ins Jahr 1832 zurück, als Johann Hinrich Tönjes sich die Produktion von Stoffen aus Kork auf die Fahnen geschrieben hatte. Im Laufe der Zeit wurde unter anderem auch auf die Herstellung von Korkverschlüssen für Flaschen umgestellt.

Entkernung hat begonnen
Die ersten Vorboten des Abrisses sind bereits sichtbar. Das Grundstück ist zum Teil schon mit einem Bauzaun umgeben, die Entkernung hat begonnen. „Wir wurden von Tönjes gebeten, ein Angebot für die Arbeiten abzugeben“, beschreibt die Chefin im Büro des Handwerksbetriebs, Gabriele Müller, das Zustandekommen des Auftrages, während ihr Mann Rainer fürs Handwerkliche verantwortlich ist. Die Müller Tiefbau GmbH ist im Großraum Altenkirchen eine bekannte Größe. Unter anderem arbeitet sie seit 13 Jahren für die Verbandsgemeindewerke Altenkirchen-Flammersfeld (im Bereich der Alt-VG Altenkirchen) und kümmert sich um die Reparatur von Wasserrohrbrüchen oder die Installation von Hausanschlüssen.

Darüber hinaus zählt auch die Westerwald-Netz GmbH als 100-prozentige Tochter der Rhenag (Rheinische Energie AG Köln) und Gasnetzbetreiber zu den Kunden. Mit dem Umzug des Firmengeländes von Hemmelzen über Birnbach nach Altenkirchen konnten zudem eine Recyclinganlage und eine Betontankstelle in Betrieb genommen werden. Derzeit sind drei Mitarbeiter mit zwei Lastwagen und einem Bagger ins Überflutungsgebiet an der Ahr auf ehrenamtlicher Basis „abkommandiert“. (vh)


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