Rat Gebhardshain gegen Windkraftanlagen auf dem Hümmerich
Ein klares Nein zu den geplanten Windkraftanlagen auf dem Hümmerich kommt vom Ortsgemeinderat Gebhardshain: Das Gremium sprach sich einstimmig gegen die zwei Windräder aus, für die eine Baugenehmigung beantragt wurde und die vis-á-vis zu der Höhengemeinde errichtet werden sollen.
Gebhardshain. Wenn es allein eine Entscheidung des Ortsgemeinderates Gebhardshain wäre, dann wären die zwei Windkraftanlagen, die auf dem Hümmerich errichtet werden sollen, bereits ad acta gelegt. Bei seiner Sitzung hat sich das Gremium einstimmig gegen das Aufstellen von zwei Windkraftanlagen auf dem Berg ausgesprochen. Für den Bau der Anlagen wurde eine Baugenehmigung beantragt.
Die Bürgerinitiative (BI) Hümmerich veranstaltet am Freitag, 13. August, eine Informationsveranstaltung auf dem Berghof in Dauersberg. Unter Mitteilungen des Ortsbürgermeisters wollte Ortschef Jürgen Giehl bei der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates im Sitzungssaal des Rathauses über die Veranstaltung unterrichten. Die geplanten Windräder wurden auf Antrag von CDU-Sprecher Joachim Brenner dann aber gleich nachträglich auf die Tagesordnung gesetzt, weil man so auch Beschlüsse fassen könne, hieß es in der Begründung. Hintergrund: Wie stellt man sich als Ortsgemeinde auf?
Bis 13. September hat auch die Kommune Gebhardshain die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben, sagte Brenner. In seinen Ausführungen stellte er heraus, dass die Windmühlen in einem mehrfach geschützten Gebiet aufgestellt werden sollen. Er listete Landschaftsschutz-, FFH- und Natura 2000-Gebiet auf. Er erwähnte als weiteren Aspekt das Vogelschutzgebiet und merkte an, dass der Schwarzstorch dort angesiedelt sei. Es sei auch ein zusammenhängendes Waldgebiet.
Man ist nicht grundsätzlich gegen Windkraftanlagen in Gebhardshain
Dass man in Gebhardshain nicht gegen regenerative Energien sei, das machte der Christdemokrat an Beispielen fest – nicht zuletzt an den Windkraftanlagen, die bereits in Gebhardshain entstanden sind. Auf dem so genannten „Spielstück“, ein Bereich zwischen Gebhardshain und Fensdorf, stehen sechs Anlagen. An dieser Vorrangsfläche knüpfte er auch gleich an. Es sei seinerzeit geäußert worden, dass bei einem Aufstellen von Windrädern auf besagter Vorrangsfläche in einem bestimmten Umkreis es eben keine weiteren Anlagen geben soll, schilderte der Sprecher und wurde deutlich: „Das soll jetzt plötzlich ausgehebelt werden.“
Brenner vertrat die Meinung, dass die eigene Kommune bei regenerativen Energien ihren Teil getan habe. Als Ortsgemeinde müsse man sich auch weiter entwickeln dürfen. Er nannte das Stichwort Abstandsflächen, die man bereits einhalten müsse und die nach dem Koalitionsbeschluss „noch näher an uns ranrücken“. In seinen Ausführungen führte er auch das Höhenniveau zwischen dem Hümmerich und Gebhardshain an. Das sei das gleiche, konstatierte Brenner. Er folgerte daraus „eine enorme Beeinträchtigung“ für diejenigen, die darauf schauen müssten. Aus seiner Sicht wird es eine „tatsächliche Zerstörung der Landschaft“. Für seine Fraktion sprach er sich gegen Windkraftanlagen auf dem Hümmerich aus.
Keine Stimme für Windkraftanlagen auf Hümmerich, aber…
Es war schließlich ein klares und einstimmiges Votum, welches der Gemeinderat nach der Beratung abgab. Lediglich Jannik Blähser von der gemeinsamen Fraktion von FDP und Wählergruppe Birk enthielt sich. Er hatte sich zu Wort gemeldet und Kritik anklingen lassen und herausgestellt, dass hier Umwelt- und Klimaschutz aufeinandertreffen. Selbst die „schwärzeste“ CDUler würden zum Naturschützer, wenn Windräder vor der eigenen Tür entstünden. Er warb dafür, das nicht zu blockieren, wobei er abschließend ankündigte, dass er sich selbst enthalten werde.
Blähsers Redebeitrag blieb nicht unkommentiert. Christdemokrat Josef-Georg Solbach griff das postwenden auf und sprach Blähser direkt an. Er hielt entgegen, dass Gebhardshain den Plan erfüllt habe, nämlich „für den gesamten Landkreis Altenkirchen“. Das sagte der Christdemokrat mit Verweis auf das, was schon entstanden ist. Erwartungsgemäß blieb es nicht bei einer Wortmeldung auf Blähsers Äußerung, und es wurde betont, dass man für Klimaschutz sei. So äußerte sich CDU-Mandatsträger Wolfgang Groß, der jedoch befürchtet, dass mit den bereits bestehenden Anlagen „Spielstück“ und neuen auf dem Hümmerich die Ortsgemeinde in ihrer Entwicklung zu stark behindert werden könnte. Als man auf dem „Spielstück“ die Windräder zugelassen habe, habe man eine Verspargelung verhindern wollen, erklärten Ortsbürgermeister Giehl und CDU-Sprecher Brenner einmütig. „Wir haben hier den größten Windpark im Kreisgebiet“, unterstrich der Christdemokrat, der auch anführte, dass Ratsmitglieder und andere erneuerbare Energien in Form von Photovoltaik- oder Solaranlagen auf den eigenen Dächern installiert hätten.
„Wir stecken in einem Dilemma“, brachte sich FWG-Sprecher Wolfgang Gerhards in die Diskussion und Beratung ein. Gerhards schilderte, was er damit meint: Die Fläche, auf der die Anlagen entstehen sollen, liege auf Wissener Terrain. Für Gebhardshain selbst sieht er deshalb nur wenig Einflussmöglichkeiten. Man könne wohl nur unterstützend agieren, befand der FWG-Sprecher, der anführte, dass Mittelhof schön länger gegen die Windmühlen kämpfe. Gerhards: „Der Fürst will es, und es ist Wissener Gebiet.“ Einstimmig bei der besagten Enthaltung von Blähser sprach sich der Ortsgemeinderat gegen die Errichtung von zwei Windmühlen auf dem Hümmerich aus. Zunächst soll die Veranstaltung der Bürgerinitiative abgewartet werden. Ihre Stellungnahme muss die Kommune bis 13. September eingereicht haben. (tt)
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