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Pressemitteilung vom 12.08.2021    

Unermüdlicher Steinebacher: 585 Kilometer mit dem Rad für Frieden

Hermann Reeh ist die letzte Etappe seiner Friedensradtour unter dem Motto „Der Frieden braucht einen Schutzschirm“ gefahren. Gestartet war er am 7. Dezember 2020, als sich der „Kniefall von Warschau“ zum 50. Mal jährte. Die letzte Etappe führte von Mönchengladbach zu Misereor in Aachen, wo Reeh den Erlös der Tour übergab.

Vor der Misereor-Zentrale in Aachen wurde Hermann Reeh von Johanna Jung begrüßt. Sie betreut die Afrika-Projekte von Misereor. (Foto: Suzanne Lemken, Misereor)

Region. Hermann Reeh, mittlerweile über 80 Jahre alt, trat wieder in das Pedal für gewaltlose Konfliktlösung und gegen Rüstungswettlauf. In verschiedenen Etappen steuerte der nimmermüde Aktivist Stationen an, die aus seiner Sicht Frieden stiften – oder Krieg fördern. Der Anlass: der Warschauer Kniefall Willy Brandts, der die Biografie des Steinebachers tief geprägt hat.

Insgesamt legte der Steinebacher 585 Kilometer zurück (einschließlich der Fahrten nach und vom Bahnhof Wissen mit dem Fahrrad). Erstes Ziel war das ehemalige Kanzleramt in Bonn. Von hier gestaltete der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt seine Friedens- und Aussöhnungspolitik. Danach steuerte Reeh den Fliegerhorst Büchel an, wo US-Atombomben lagern, die im Kriegsfall von deutschen Kampfbombern ins geflogen werden.

An vergangene Kriegsherren erinnerten die weiteren Ziele des nimmermüden Aktivisten: das Deutsches Eck und das dortige Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmal, die Hindenburg- und Lettow-Vorbeck-Straße in Mönchengladbach. Alle drei hätten laut Reeh nach heutigem Recht Kriegsverbrechen begangen - Generalfeldmarschall Hindenburg als Chef des Großen Hauptquartiers im Ersten Weltkrieg auch nach dem damaligen Kriegsrecht (Haager Landkriegsordnung). General Paul Emil Lettow-Vorbeck nahm an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teil. Als Adjutant von General Lothar von Trotha war er am Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Westafrika, heute Namibia, beteiligt. Während des Ersten Weltkrieges befehligte er die Kolonialtruppen in Ostafrika (heute Tansania, Ruanda, Burundi). Auch dort beging er Reeh zufolge Kriegsverbrechen. In der Weimarer Republik bekämpften Hindenburg und Lettow-Vorbeck die Demokratie. „Angesichts des vermeidbaren Leids, das diese drei Kriegsherren verursacht haben, sollten sie weder durch ein Denkmal noch durch eine Straßenbenennung geehrt werden“, schreibt Reeh in seinem Abschlussbericht über seine Tour.

Zu den aufgesuchten Einrichtungen der Bundeswehr (Wehrtechnik und Beschaffungsamt in Koblenz und Verteidigungsministerium in Bonn) fällt Reeh die Aussage des ehemaligen US- Generals und späteren Präsidenten Eisenhower ein: „Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder.“

Reeh war auch beim Rüstungsunternehmens Rheinmetall in Düsseldorf. „Der Konzern produziert Kriegswaffen (‚Todesmaschinen‘) und liefert sie in alle Welt“, so Reeh. Bei dem Unternehmensvorstand freue man sich schon, wenn der Verteidigungsetat mit dem Ziel von zwei Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für Verteidigung steige. „Das wäre eine Erhöhung auf jährlich ca. siebzig Milliarden Euro“, rechnet der Aktivist vor. „Rheinmetall wittert schon das große Geschäft“, schreibt Reeh und unterstreicht: „Wir sollten diese Forderung ablehnen, denn es gibt globale Probleme (Hunger, Klimawandel, Flucht, fehlende medizinische Versorgung), die man nicht mit noch mehr Waffen lösen kann.“



Bei Eirene in Neuwied und dem Forum Ziviler Friedensdienst in Köln, die Reeh anfuhr, lehrt und praktiziere man andere Wege einer Konfliktlösungen (gewaltlos), wie sie auch Landrat Peter Enders in einer Rede zum Volkstrauertag 2019 in Birken-Honigsessen gefordert habe.

In Verbindung mit seiner Friedensradtour sammelt Reeh Spenden für zwei Projekte von Misereor in zwei Ländern:

Saubere (Solar-)Energie für Krankenhäuser und Gesundheitsstationen im Kongo
„Krankenhäuser benötigen dringend zuverlässigen Strom, um auch nachts medizinische Hilfe zu leisten, um Medikamente und Impfstoffe zu kühlen“, schreibt Reeh über das Projekt.

Schulen für eine bessere Zukunft im Südsudan
In diesen Schulen werde unter anderem die gewaltfreie Konfliktlösung gelehrt und eingeübt.

Reeh konnte Spenden in Höhe von rund 3500 Euro zu Misereor bringen. Davon können Solaranlagen auf fünf Krankenhäuser im Kongo installiert werden, was die medizinische Versorgung verbessere. Er freut sich über weitere Spenden auf das Konto des Aktionskreises „Eine Welt Handel“, Kreissparkasse Westerwald-Sieg IBAN: DE23 5735 1030 0005 0112 67
Stichwort: Schutzschirm für Frieden.

Hermann Reehs Appell:

„Give Peace a Chance“ heißt der Text eines Songs der Beatles (,den auch die heimische Band „The Peteles“ spielen). Die gegenwärtige Diskussion über Kampfdrohnen, die Anschaffung neuer Atombomber, das Zwei-Prozent-Ziel, die Nichtunterzeichnung des Atomverbotsvertrag und das neue geplante Rüstungsvorhaben „Future Combat Air Sytem“, für dessen Entwicklung 100 Milliarden Euro bis 2027 ausgeben werden sollen, schmälerten laut Reeh die Chance für eine friedliche Welt.

Allen, denen Frieden und Abrüstung ein Anliegen der Vernunft und des Herzens sind, sollten hellhörig sein, wenn die Rüstungsindustrie über das Zwei-Prozent-Ziel jubele oder das neue Rüstungsvorhaben(FCAS) begeistert begrüße, ist der Steinebacher überzeugt und appelliert an die Mitbürger: „Schauen Sie sich die führenden Politiker genau an, prüfen Sie mit geschärfter Wahrnehmung, was sie sagen und wie sie Probleme lösen wollen – auch die Wahlkreiskandidatinnen und -kandidaten in unserem Wahlkreis, die bei der Bundestagswahl gewählt werden wollen. Unser Schicksal wird von ihren Entscheidungen abhängen, das gilt für viele Bereiche – die Themen Atomwaffenverbotsvertrag, Abrüstung/Wettrüsten und der Klimawandel - sind die vordringlichsten für unsere Zukunft.“ (PM/Red.)


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