Neitersen-Niederölfen: Neue Brücke in nur drei Monaten fertig
„Über sieben Brücken musst du gehn“ bedeutete für die Gruppe Karat vor vielen Jahrzehnten einen Tophit. Im Neiterser Ortsteil Niederölfen gibt es nur die Möglichkeit, eine zu überqueren, die ist aber futsch neu.
Neitersen. Wie alt die Vorgängerversion war, vermochte niemand so richtig zu verifizieren. Horst Klein als Ortsbürgermeister von Neitersen sprach von über 100 Jahren, „aber selbst die ältesten Einwohner hätten sich an den Bau nicht mehr erinnern können“. So bleibt ein kleines Kapitel in der Dorfchronik der Gemeinde im Tal der Wied ungeschrieben. Auch vor dem Hintergrund der stetig steigenden Zahl an Mängeln nach Prüfungen war es umso verständlicher, dass der aus Bruchsteinen errichtete Methusalem unter den Gewässerquerungen, im Ortsteil Niederölfen ansässig und über den Ölfer Bach führend, einem zeitgemäßen Bauwerk weichen musste. Mit einem Fest wurde es am frühen Freitagabend (20. August) offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Land erheblich an Kosten beteiligt
Rund 300.000 Euro kostete die nunmehr fast ganz in Beton daherkommende Verbindung am Ende des Lenzbacher Weges. 73 Prozent der Summe hatte das Land über das Dienstleistungszentrum Westerwald-Osteifel locker gemacht, den Rest steuerte die Ortsgemeinde bei. Der Übergang weist nunmehr eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen auf, während der in Schutt und Asche gegangene nach und nach mit jedem Geburtstag herabgestuft werden musste, bis es schließlich nur noch 2,5 Tonnen waren. Auch wurde die Fahrspur um einen Meter verbreitet, um genügend Platz für die großen Maschinen, die in Feld und Wald das Sagen haben, zu generieren.
Behelfssteg für Fußgänger
Klein erinnerte an die fixe Umsetzung des Vorhabens in weniger als drei Monaten. Während dieser Zeit führte lediglich ein Behelfssteg über den Bachlauf, so dass die Anlieger auf der der Niederölfen abgewandten Seite lediglich per pedes unterwegs sein konnten. Die Autos wurden am gegenüberliegenden Ufer abgestellt. Klein sprach angesichts des gerade erst zum Leben erweckten Bindegliedes von „sehr guten Leistungen“ der Firma Strabag aus Hachenburg, die als Generalunternehmer (auch für den Abriss des Vorgängers) aufgetreten war, und des Ingenieursbüros Frings aus Steinebach, das die planerischen Voraussetzungen geschaffen hatte. Erste Überlegungen für einen Neubau, so Klein, seien bereits während des Flurbereinigungsverfahrens vor circa acht Jahren erfolgt. Im Jahr 2019 habe der Ortsgemeinderat das Konzept für gut befunden und genehmigt. In erster Linie dient die Überführung dem land- und forstwirtschaftlichen Verkehr.
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Elf Teile vorgefertigt
Dass die Realisierung so schnell vonstatten gegangen war, lag auch an dem Baukastenprinzip. Die neue Brücke wurde aus elf vorgefertigten Teilen, die alle auf Maß produziert worden waren, im Handumdrehen zusammengesetzt. „Ich hoffe auf viele Jahrzehnte der Standfestigkeit“, gab Klein seinem Wunsch Ausdruck und spannte den Bogen zu den vielen zerstörten Brücken nach der Flutkatastrophe in der Eifel, denn der Reinerlös der Einweihungsparty wird als Spende in Richtung Schuld und wie die betroffenen Gemeinden alle heißen, fließen. In der nächsten Sitzung des Ortsgemeinderates wird dieser Beschluss gefasst.
Symbol der ganzen Welt
„Brücken sind ein Symbol der ganzen Welt“, meinte Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld und erinnerte an die „alten Römer“, die auf diese Weise in neue Gebiete vorgestoßen seien. Das Sprichwort „jemandem eine Brücke bauen“ wandelte er ab und projizierte es auf die zum 1. Januar des Jahres in Kraft getretene Fusion von Neitersen und Obernau. „Die Neiterserer haben den Obernauern und die Obernauer den Neiterserern Brücken gebaut“, blickte Jüngerich auf den Prozess des Zusammenschlusses zurück. So sei der Veränderung im kommunalen Bereich Rechnung getragen worden. (vh)
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