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Nachricht vom 27.08.2021    

„Street Life“ spielte in Betzdorf für die Flutopfer an der Ahr

Von Wolfgang Rabsch

In der Betzdorfer Stadthalle erlebten die Besucher ein Konzert der Superlative. Der Hintergrund war ein ernster. Frontmann Lück wohnt im Ahrtal und trieb die Idee für eine Benefizveranstaltung voran, dessen Einnahmen den Flutopfern zugutekommen.

"Street Life" gaben alles für ein besonderes Konzert mit ernstem Hintergrund. Mehr Eindrücke vom Konzert unter dem Artikel. (Fotos: Wolfgang Rabsch)

Betzdorf. Für Patrick Lück, selbst im Ahrtal wohnend, aber von der Katastrophe verschont geblieben, stand sofort fest, dass er mit seiner Band „Street Life“ etwas tun muss, um den Menschen angesichts der Tragödie beiseite zu stehen. Seine Bandmitglieder brauchte er nicht lange zu überzeugen, und so wurde rasch die Idee realisiert, in Betzdorf in der dortigen Stadthalle ein Konzert zu organisieren, dessen Einnahmen den Flutopfern zugutekommen sollen.

Obwohl die Band wegen der Pandemie lediglich zwei virtuelle Konzerte gespielt hatte, und auch Proben fast unmöglich waren, konnten die Zuschauer in der Stadthalle ein Konzert erleben, zu dem man nur ein Superlativ finden kann: grandios.

Patrick Lück begrüßte das Publikum und schilderte mit eindringlichen Worten die Situation an der Ahr. Er appellierte an die Großzügigkeit der Menschen, ihre Herzen, und ihre Portemonnaies zu öffnen, da wirklich jeder Cent an der Ahr benötigt wird. Er hatte noch eine Überraschung in petto, denn er kündigte das A Capella Quintett „Rondo Vocal“ an, die aus dem Ahrtal stammen. Die Formation war über Nacht sehr bekannt geworden, weil sie gleich nach der Katastrophe an mehreren Orten kleine Konzerte gaben, um den traumatisierten Menschen etwas Freude und Ablenkung zu schenken.

Jemand hatte ein Video von „In unserem Veedel“ von den Bläck Föss aufgenommen und auf auf Facebook eingestellt, innerhalb kürzester Zeit wurde dieses Video rund eine Million Mal geliked, sogar die Bläck Föss haben sich bei „Rondo Vocal“ gemeldet, und ihre Anerkennung ausgedrückt.

Das Quintett legte einen gesanglich unglaublichen Auftritt hin, der bereits während der Songs für wahre Jubelstürme in der Stadthalle sorgte. Nur mit ihren Stimmen erzeugten sie mit Interpretationen bekannter Hits, wie zum Beispiel „Afrika“ von Toto, „She loves you“ (Beatles), „Für de Iwigkeit“ (Bläck Föss) und „House of he rising sun“ (Eric Burdon and the Animals) ungläubiges Staunen im Saal, zumal sie mit ihren Stimmen auch noch die begleitenden Instrumente nachahmten. Das war ein gelungener, sensationeller Auftakt zu dem Konzert von „Street Life“, welches unter einem besonderen Stern stand.

Wenn die als Partyband die Säle zum Kochen bringt, dabei Patrick wie ein Derwisch über die Bühne springt und hüpft, so war dieses Mal alles ganz anders. Vielleicht war dadurch die Stimmung noch intensiver, weil die Musik regelrecht aufgesaugt werden konnte. Bei seiner Begrüßung nannte Patrick Lück, der Mastermind der Band, den Auftritt „Favourite Music Session“. Mit dieser Bezeichnung sollte ausgedrückt werden, dass jeder der Musiker seine eigenen Lieblingssongs vorstellen durfte, dadurch wurde diese unglaubliche Vielfältigkeit erreicht.

„Street Life“ traf bei der Auswahl der Songs voll ins Schwarze, der gesamte Auftritt lebte von der Abwechslung und Spontanität der Interpretationen. Mal standen absolute Welthits auf der Set-Liste, dann wieder eher unbekannte Songs von Weltstars. Die Band bot das gesamte Spektrum moderner Musik an: Rock, Pop, Classic, Country, Soul und Balladen.

Geniale Interpretationen von Welt-Hits

Sozusagen als Intro für die Session diente „Change the world“ von Eric Clapton, musikalisch und gesanglich absolut top. „Ain´t no sunshine“ von den Neville Brothers folgte der Tina Turners Monsterhit „What´s love got to with it“, wobei der Gesang beider Sängerinnen Laura Zaydowicz und Sabine Kraft absolut faszinierte. „Wild Horses“ von den Rolling Stones kennt jeder, doch dieses Mal war der Song Charlie Watts, dem kürzlich verstorbenen Drummer der Stones, gewidmet. „Calm after the storm“ von den Common Linnets ist ein Lied, welches Ruhe in die eher hektische Zeit bringt. Dann stellte Patrick Lück seinen Lieblingssong vor: „Little Patience“ von Guns ´N Roses, ein relativ unbekannter Song der Band, doch von genialer Musikalität.



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Weitere Highlights des Konzertes: „Top of the World“ von den Chicks, einer Girlie-Countryband aus den USA, erzeugte Gänsehautatmosphäre bei den Zuhörern, der Einklang und die Stimmgewalt der beiden Sängerinnen beeindruckte zutiefst. Bei „While my guitar gently weeps“, im Original von den Beatles, glänzte Carlos Müller als Gitarren-Virtuose, dessen Solo mit Szenenbeifall honoriert wurde.

„Don´t stop believin´“ von Journey ist wegen der sehr hohen Stimme des Sängers Steve Perry einer der schwierigsten Songs des Rocks. Dem Gesang von Laura Zaydowicz konnte man nur staunend und bewundernd zuhören. Eric Clapton kam als Lieblingssong von Elmar Hüsch zum Zuge, er hatte dessen Song „River of tears“ (frei übersetzt „Ein Fluss voller Tränen“) eingespielt. In diesem Lied verarbeitete Clapton den Tod seines vierjährigen Sohnes, der aus dem 48. Stockwerk seines Appartements in New York in den Tod gestürzt war. Patrick Lück meinte, dass dieser Titel tragischerweise auch das Leid der Menschen im Ahrtal und an der Erft beschreibt.

Das Konzert wurde von zwei unter die Haut gehenden Songs beendet: „Belfast Child“ von den Simple Minds, in welchem der unselige Religionskrieg in Nordirland verarbeitet wird. Den krönenden Abschluss setzte „Street Life“ mit dem Gefühlssong „Don´t give up“ (Gebe niemals auf) von Peter Gabriel und Kate Bush, ein Song, der ebenfalls genau zu der Situation passte, sozusagen ein Mutmacher.

In seinem Dank am Ende des Konzertes nahm Patrick Lück gerade diesen Song zum Anlass, dass man auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben soll, das Leben geht halt immer weiter. Er bedankte sich bei allen Menschen, die es ermöglichten, das Benefizkonzert zu veranstalten. Die Band selbst würde ohne Gage auftreten, die Stadthalle sei von der Stadt Betzdorf ohne Pacht zur Verfügung gestellt worden. Alle vereinte das große Ziel, eine möglichst große Summe für die Menschen in der Ahr-Region zu akquirieren.

Bei dieser Performance stimmte einfach alles: Die Band spielte trotz weniger Proben wegen der Pandemie so überzeugend, dass man sich glücklich schätzen kann, Zeuge dieses Konzerterlebnisses gewesen zu sein. In der Stadthalle herrschte eine besondere Atmosphäre – nicht bedrückt, aber dennoch voller Hoffnung. Die Katastrophe wurde den Besuchern nochmals durch ein Statement von Patrick Lück eindringlich vor Augen geführt, die Anteilnahme im Saal war zum Greifen. Standing Ovations und Riesenjubel war das Mindeste, was das Publikum den glücklichen Musikern als Dank schenken konnte. (Wolfgang Rabsch)

Street Life trat in folgender Besetzung auf:
Patrick Lück (Moderation und Gesang), Laura Zaydowicz und Sabine Kraft (Gesang), Nico Deppisch (Bass), „Carlos“ Müller (Gitarre), Elmar Hüsch (Piano-Keyboard), Dominik Weitershagen (Gitarre) und Marco Bussi (Drums).


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