Eis und Schnee sorgen für Winterflaute am Arbeitsmarkt
Der bisherige harte Winter hat zu einer Flaute am Arbeitsmarkt geführt. Dennoch: Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit im Dezember hat sich insgesamt eine deutliche Entspannung abgezeichnet. Statt Wirtschaftskrise gibt es inzwischen ein Fachkräftemangel. Das hat am Dienstag, 4. Dezember, die Arbeitsagentur in Neuwied in ihrem aktuellen Arbeitsmarktbericht mitgeteilt. Besonders erholt hat sich im Gegensatz zum gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr die Arbeistmarktlage im Kreis Altenkirchen.
Kreis Altenkirchen/Neuwied. Eis und Schnee lassen die Arbeitslosenzahlen nach Monaten der Entspannung im Dezember deutlich ansteigen. Diese Winterflaute komme zwar früh, sei aber ansonsten ein völlig normales Phänomen, beruhigt Ulrike Mohrs, die Leiterin der Agentur für Arbeit Neuwied. Verglichen mit den Zahlen des Vorjahres zeige sich nämlich sehr deutlich, dass sich nun auch die Landkreise Neuwied und Altenkirchen mit Riesenschritten aus der Krise heraus bewegen.
9136 Frauen und Männer sind Ende Dezember bei der Agentur für Arbeit Neuwied arbeitslos gemeldet - 421 mehr als vier Wochen zuvor, aber 1455 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote klettert um 0,2 auf 5,6 Prozent; im Dezember 2009 lag sie noch bei 6,5 Prozent. Gleichzeitig sind bei der Agentur 920 offene Stellen gemeldet - 190 mehr als vor einem Jahr. Unterschiedlich ist die Entwicklung in den beiden Rechtskreisen, in denen sich die Arbeitslosigkeit abbildet. Während sich die aktuelle Steigerung bemerkenswert gleichmäßig auf die Versichertengemeinschaft nach Sozialgesetzbuch (SGB) III und die Empfänger von Grundsicherung nach SGB II (Hartz IV) verteilt, profitieren erstere deutlich stärker von der saisonunabhängigen Entspannung am Arbeitsmarkt. So zählten die Statistiker für den Rechtskreis SGB III vor einem Jahr noch 832 Arbeitslose mehr, im Rechtskreis SGB II sank die Zahl dagegen "nur" um 623. Damit sind derzeit 3332 Menschen nach SGB III arbeitslos gemeldet, während 5804 Frauen und Männer als Langzeitarbeitslose von den Jobcentern der Grundsicherung betreut werden. "Auch wenn jene, die noch nicht so lange arbeitslos sind, stärker von der Belebung des Arbeitsmarktes profitieren konnten, ist es ein großer Erfolg, dass wir die Arbeitslosigkeit auch bei den Langzeitarbeitslosen so deutlich reduzieren konnten", meint Agenturleiterin Mohrs. Schließlich wisse man längst, dass die Vermittlung schwieriger werde, je länger jemand arbeitslos ist.
Ein Blick auf die beiden Landkreise, die den Agenturbezirk bilden, zeigt, dass sich vor allem der seinerzeit von der Wirtschaftskrise besonders betroffene Landkreis Altenkirchen erholt hat. 3690 Arbeitslose sind dort Ende Dezember registriert; 134 mehr als vor vier Wochen, aber 1032 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,3 Prozent. Im Dezember 2009 lag sie noch bei 6,8 Prozent. Außerdem sind aus dem Landkreis Altenkirchen derzeit 277 offene Stellen gemeldet. Ebenfalls auf Entspannung - wenn auch nicht so deutlich - stehen die Zeichen im Landkreis Neuwied. Hier weist die Statistik für Ende Dezember 5446 Arbeitslose aus, 287 mehr als im November und 423 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ist im Jahresverlauf von 6,3 auf nun 5,8 Prozent gesunken. Allerdings liegen der Arbeitsagentur mit 643 offenen Stellen aus dem Landkreis Neuwied deutlich mehr Stellenangebote vor. Sehr ausgewogen verteilt sich der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit in beiden Landkreisen auf die Arbeitslosenversicherung und die Grundsicherung.
Alles in allem ist Mohrs mit der Entwicklung trotz Winterflaute sehr zufrieden. Insgesamt, erklärt sie, zeichne sich im Vergleich zum Krisenjahr 2009 für 2010 eine deutliche Entspannung ab. Das belegten auch die von der Statistik zum Jahresende gelieferten Vergleichswerte. Demnach lag die durchschnittlich Arbeitslosenzahl 2010 im Landkreis Altenkirchen bei 4278, im Jahr 2009 dagegen bei 4690. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 6,8 auf 6,2 Prozent; und während die Agentur 2009 im Schnitt 133 offene Stellen zu vermelden hatte, waren es 2010 immerhin 223. Nur ein wenig hinkt der Landkreis Neuwied dieser Entwicklung hinterher: Hier waren 2010 im Jahresdurchschnitt 5897 Menschen arbeitslos gemeldet; 2009 waren es noch 6.265. Die Quote sank von 6,7 in 2009 auf 6,3 im Jahr 2010. Gleichzeitig steigerte sich die Zahl der offenen Stellen von 371 auf 528. "Angesichts dieser Zahlen gehe ich fest davon aus, dass sich die Belebung des Arbeitsmarktes fortsetzen wird, sobald der Schnee schmilzt. Dann kann auch der Agenturbezirk Neuwied 2011 verkünden: Die Krise am Arbeitsmarkt ist endgültig überwunden."
Allerdings, betont die Agenturchefin, stehen die neuen Herausforderungen bereits vor der Tür. In einigen Branchen wie zum Beispiel der Pflege, sei der lange angekündigte Fachkräftemangel bereits angekommen. Aber nicht nur dort, wo es schon heute schwer falle, in ausreichender Zahl qualifiziertes Personal zu finden, sollten die Weichen für die Zukunft rechtszeitig gestellt werden, rät die Arbeitsmarktexpertin. "Wir können absehen, dass es 2011 deutlich schwieriger wird, alle angebotenen Ausbildungsstellen adäquat zu besetzen. Wir haben darauf reagiert und schon früh im Herbst mit der Vermittlungsarbeit begonnen. Allerdings nutzt der Zeitvorteil, den wir dadurch haben, natürlich nur jenen Betrieben, die ihre Stellen ebenfalls zeitig bei uns melden. Je früher wir ins Gespräch kommen, um so eher können wir helfen. Wer erst kurz vor Ausbildungsbeginn kommt, könnte dagegen in diesem Jahr leer ausgehen."
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