Ein Auftakt nach Maß: Sinfonisches Blasorchester gab sein Debüt
Das war ein Auftakt nach Maß. Klangvoll und wie aus einem Guss. Das neu initiierte sinfonische Blasorchester des Kreismusikverbandes Altenkirchen gab sein Debüt. Unter dem Motto „Auftakt“ spielten 43 Musiker aus 17 Vereinen in der Stadthalle Betzdorf und begeisterten die Besucher.
Betzdorf. Sönke Lenz von der Daadetaler Knappenkapelle hatte seinen Platz als erster Klarinettist neben dem Pult der Kreisdirigentin Nadine Reuber eingenommen. Die Musiker vom Klangwerk aus dem oberbergischen Morsbach haben ihre Instrumente auf der Stadthallenbühne in Betzdorf parat.
Aus dem Pulk der 43 Musiker ragt imposant die Kontraklarinette von Jörg Wellnitz, den man vom Musikverein Wehbach kennt, empor. Die Konstellation an unterschiedlichen Musikvereinen - summa summarum waren es 17 - zeigt, dass es am späten Sonntagnachmittag etwas Besonderes in der Stadthalle gab. Einen Auftakt. Und das im doppeldeutigen Sinn: Das von Nadine Reuber, Kreisdirigentin des Kreismusikverbandes Altenkirchen, angestoßene sinfonische Blasorchester des Kreismusikverbandes lieferte klangvoll sein Debüt ab.
Eben ein Auftakt. So war auch das Konzert in der Stadthalle überschrieben. „Es sind zwei Motive, die hinter Auftakt stehen“, erläuterte Michael Bug, Vorsitzender des Kreismusikverbandes. Zum einen war bei der Planung die Premiere des sinfonischen Blasorchesters als ein kultureller Auftakt nach der Pandemie gedacht. „Das hat nicht so funktioniert“, räumte Bug ein: „Leider kann man pandemiebedingt nicht von einem Ende sprechen.“
Auftakt aber eben auch, weil es genau das für das sinfonische Blasorchester war. Der erste öffentliche Auftritt überhaupt. Um es vorwegzunehmen: Der Auftakt hat perfekt funktioniert und verdient mehr als nur Anerkennung und Respekt. Das war eine Klasse für sich, mit der Nadine Reuber und die 43 Musikerinnen und Musiker die Besucher fesselten.
Es sei auch so etwas wie eine Wiedergründung, sagte Bug. Bis 2009 habe es im Kreismusikverband ein Auswahlorchester gegeben. Es habe auch der Wunsch bestanden, dies wiederzubeleben. Für das sinfonische Blasorchester war die Initiative von Nadine Reuber ausgegangen, die seit Oktober das Amt der Kreisdirigentin mit Leben erfüllt. „Heute darf ich mal zu hören“: Das war am Sonntag vor dem Konzert zum Beispiel von Hornist Michael Henseler zu hören, der dem Musikverein Scheuerfeld vorsteht, und ähnlich sah es auch Marco Lichtenthäler, der ohne Dirigentenstab sich auf einem der Besucherplätze niederließ und lauschte.
Mit „Glück auf“ begrüßte zum „Auftakt-Konzert“ Kreisvorsitzender Bug die Besucher und erläuterte kurz die Intention des Motto. Unter den Gästen begrüßte er auch Landrat Dr. Peter Enders, der sich auch als Impfarzt eingebracht habe, wie Bug anmerkte. Apropos Arzt: Den Medizinern, dem medizinischen Personal sowie Mitarbeitern der DRK-Krankenhäuser in Altenkirchen und Kirchen hatte der Kreismusikverband kostenlos Karten für das Konzert zur Verfügung gestellt. „Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und ein Dankeschön“, betonte Bug. Auch der Erlös des Konzertes geht in diese Richtung: Der Reingewinn wird an den Förderverein der Kinderstation im DRK-Krankenhaus in Kirchen gespendet. Dessen Vorsitzenden Georg Becker begrüßte Bug unter den Gästen.
Mit Beifall waren Nadine Reuber und die Musikerinnen und Musiker des sinfonischen Blasorchesters empfangen worden. Vor den offiziellen Worten gab das Orchester dem Tag bereits einen festlichen Klang: Mit Richard Strauss' „Festmusik der Stadt Wien“ hatte das Ensemble eröffnet. Die Komposition ist dem Wiener Stadtrat gewidmet, wie Uwe Fischer berichtete.
Fischer, einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden des Kreismusikverbandes und Musiker der Bindweider Bergkapelle, führte durch das vielfältige Programm. Mit launigen Worten näherte er sich den Stück, die Nadine Reuber sich für den „Auftakt“ vorgenommen hatte. So auch das zweite Stück, das wie kein anderes Werk, das an diesem Tag in der Stadthalle zu hören war, mit dem Kreismusikverband Altenkirchen verbunden ist: Metalla.
Zum 25-jährigen Bestehen des Kreismusikverbandes hatte Jan van der Roost als Auftragskomposition „Metalla“ in eine Partitur gegossen. Uraufführung war im März 1999 in der Stadthalle Betzdorf. Am Dirigentpult stand damals nicht Nadine Reuber, sondern der Komponist Jan van der Roost gab den Ton beim Kreisjugendorchester des Kreismusikverbandes an. Und wer saß damals hinter dem Schlagzeug, als „Metalla“ musikalisch vom AK-Land mit Eisenbergwerken und dem Fluss Sieg erzählte? Richtig! Nadine Reuber, die heutige Kreisdirigentin.
Sie kommt aus dem Oberbergischen und ihr Stammverein ist das Klangwerk Morsbach. Jenseits der Landesgrenze in NRW gelegen, gehört es musikalisch dennoch zum Kreismusikverband Altenkirchen. Und so verwundert es auch nicht, das im sinfonischen Blasorchester auch Musiker aus dem Oberbergischen mitwirken. Auch bei der Filmmusik, die mit „Jurassic Park Highlights“ von John Williams dargeboten wurde.
Drehort waren im Übrigen hawaiianische Inseln, berichtete Moderator Fischer, der schmunzelnd meinte: „Wer braucht bei diesem Wetter hawaiianische Inseln.“ Von Williams stammt auch „Liberty Fanfare“, was sich das sinfonische Blasorchester ebenfalls vorgenommen hatte. Reubers Idee, ein solches Orchester ins Leben zu rufen, hatte beim Kreismusikverband buchstäblich offene Ohren und guten Anklang gefunden. Nachdem die Musikerinnen und Musiker sich gefunden hatten, nahmen die Instrumentalisten sich ihre Partituren vor. Es gab nur zwei gemeinsame Probenwochenenden, berichtete Reuber, die mit ihrem Ensemble einen bunten Reigen an Melodien und Kompositionen darbot, bei denen auch die Solisten durch die Register gefordert waren.
Sicher eine Herausforderung dürfte es gewesen sein, bei der Auswahl der Werke mit Stilistik und Schwierigkeitsgrad allen gerecht zu werden. Das ist Kreisdirigentin Nadine Reuber gelungen. Und so war es ein facettenreicher Querschnitt, mit dem sich das sinfonische Blasorchester zum „Auftakt“ präsentierte und Lust auf mehr machte. Da waren Klassiker der Blasorchestermusik zu hören, wie beispielsweise „Suite form the Hymn of the Highlands“ des bekannten zeitgenössischen Komponisten für Blasmusik, Philip Sparke, oder auch eine Auswahl an Liedern, die Frank Sinatra gesungen hat. Nachdem offiziellen Programm entrichtete Vorsitzender Bug vielfältigen Dank, an Reuber, an die Musikerinnen und Musiker, aber auch an Kreisgeschäftsführer Hubert Latsch. Letzteren bezeichnete Bug als den „guten Geist des Kreismusikverbandes“.
Das sinfonische Blasorchester wird nun nicht inflationär auftreten, denn man will ja den Musikvereinen nicht in die Quere kommen. Ein Konzert im Jahr, vielleicht auch mal zwei Konzerte sind angedacht. Der nächste Auftritt steht jedoch jetzt schon fest: Am 25. Juni 2022 wird das Orchester musizieren, zugunsten der Stiftung Fly & Help von Reiner Meutsch, berichtete der Kreisvorsitzender.
Konkret für die künftige Partnerschule des Landkreises Altenkirchen, die noch gebaut werden muss. Das Konzert wird unter dem Thema „Afrika“ stehen. Bug verabschiedete sich mit einem „Glück auf“ - und das sinfonische Blasorchester mit einer Frank-Sinatra-der Zugabe. Aber in noch nicht mal einem Jahr gibt es ja schon ein Wiederhören mit dem sinfonischen Blasorchester. (tt)
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