Pressemitteilung vom 15.09.2021
Kreis Altenkirchen: 246 Bauarbeiter mehr im ersten Pandemie-Jahr – aber…
Gegen den Trend ist es im Pandemie-Jahr 2020 mit dem Bau im Landkreis Altenkirchen bergauf gegangen. Doch für die übrigen Wirtschaftszweige zusammengenommen sieht es längst nicht so gut aus. Und auf die Baubranche warten laut Gewerkschaft große Herausforderungen.
Region. Gegen den Trend ist es im Pandemie-Jahr 2020 mit dem Bau im Landkreis Altenkirchen bergauf gegangen: Die Zahl der Baubeschäftigten lag am Jahresende bei 3.420. Damit gab es im ersten Corona-Krisen-Jahr im Landkreis Altenkirchen 246 Bauarbeiter mehr – ein Plus von 7,8 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) zur Beschäftigung in der Corona-Zeit. „Der Bau hat in der Pandemie für Stabilität gesorgt. Er hat der Krise die Stirn geboten wie kaum eine andere Branche. Vom Wohnungs- bis zum Straßenbau hat der Bau eine gute Job-Perspektive geboten", sagt Walter Schneider. Der Bezirksvorsitzende der IG Bau Koblenz-Bad Kreuznach sieht die Bauwirtschaft als „Motor in der Krise".
Während der Bau zulegen konnte, sah es für die übrigen Wirtschaftszweige zusammengenommen längst nicht so gut aus: Dort ging die Zahl der regulär Beschäftigten bis Ende 2020 auf 35.272 zurück. Gegenüber dem Vorjahr – und damit der Zeit vor Corona – ist dies ein Rückgang um 651 Beschäftigte und damit ein Minus von 1,8 Prozent.
„Besonders stark hat die Krise bei den Mini-Jobs reingehauen", so Walter Schneider. Außerhalb der Baubranche sei die Zahl der Mini-Jobber im ersten Corona-Krisenjahr im Landkreis Altenkirchen um 712 auf 12.014 Ende 2020 gesunken – ein Rückgang um 5,6 Prozent. Auf dem Bau dagegen gab es Ende des vergangenen Jahres 828 Mini-Jobber – ein Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl der Bau „alles andere als eine typische Mini-Job-Branche" sei. Walter Schneider beruft sich dabei auf eine regionale Arbeitsmarkt-Analyse, die das Pestel-Institut (Hannover) mit Zahlen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der IG Bau gemacht hat.
„Die Situation im Landkreis Altenkirchen ist damit typisch für die bundesweite Beschäftigung. Und der Trend wird anhalten: Der Bau braucht Leute. Vor allem Fachkräfte", sagt der IG Bau-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Bauindustrie und Bauhandwerk müssten sich hier „ins Zeug legen" und für Nachwuchs sorgen. Der Bau habe eine Mammutaufgabe vor sich: „Allein beim Wohnungsbau schiebt die Branche einen enormen Berg von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen vor sich her: Über 780.000 Wohnungen – so groß ist der aktuelle Bauüberhang. Allein in Rheinland-Pfalz stehen rund 37.000 Wohnungen auf der ‚Bau-Warteliste'", so Feiger.
Darüber hinaus müsse sich die Baubranche auf ein „starkes Jahrzehnt der Sanierungen" einstellen. Die neue Bundesregierung werde alles daransetzen müssen, deutlich mehr Klimaschutz-Sanierungen zu schaffen. „Auch der seniorengerechte Umbau von bestehenden Wohnungen drängt enorm. Es werden künftig viel mehr Seniorenwohnungen gebraucht als heute schon. Denn bald geht die Baby-Boomer-Generation in Rente", sagt IG BAU-Chef Robert Feiger.
Auf den Bau komme eine Menge Arbeit zu. „Und dafür brauchen wir ordentliche Regeln: Die Arbeitsbedingungen und der Lohn müssen passen", fordert Feiger. Die IG Bau setze sich genau dafür am Tariftisch ein. Trotzdem sei hier auch der Staat gefordert: Von den Arbeitszeiten über den Arbeitsschutz bis zum Kampf gegen Lohn-Dumping – die neue Bundesregierung habe wichtige Instrumente in der Hand, um „Wildwuchs im Arbeitsalltag" zu bekämpfen. (PM)
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