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Nachricht vom 20.09.2021    

Exkursion „Die Befreiung Wissens“ mit fand großen Anklang

Von Katharina Behner

Die Befreiung durch die Amerikaner in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges war ein Segen. Doch sie kostete noch in diesen Kriegstagen bis zur Befreiung von Wissen auf beiden Seiten viele Opfer. Die Exkursion in Wissen mit Ralf Anton Schäfer zu diesem Thema fand großen Anklang und führte auf rund sieben Kilometern an Orte des Geschehens.

Die Erinnerungen an die dunklen Zeiten während des Zweiten Weltkriegs gilt es wach zu halten. Die Exkursion am Samstag, dem 18. September mit dem Thema „Die Befreiung Wissens“ trug dazu bei. (Fotos: KathaBe)

Wissen. Zu einer fachkundigen Exkursion mit dem Thema „Die Befreiung Wissens“ hatte die Kreisvolkshochschule zusammen mit Bürgermeister Berno Neuhoff eingeladen. Rund 30 Interessierte nahmen am Samstag, dem 18. September, an diesem rund vierstündigen Streifzug in die letzten Tage und Schauplätze des Zweiten Weltkrieges im Wisserland teil. Ralf Anton Schäfer aus Betzdorf begleitete die Wanderung sachkundig, erläuterte die Einzelheiten während der Exkursion und stieß dabei auf wissbegierige Zuhörer.

Wissen: Bahnlinie und Kriegsmaschinerie von großer Bedeutung
Das ebenfalls stark in den Nationalsozialismus verstrickte Wissen war in den letzten Kriegstagen in besonderer Weise ein Kriegsschauplatz und ein hart umkämpfter Raum. Auf beiden Seiten kosteten die Kämpfe um Wissen viele Opfer. Besonders um die Brückhöfe und die Alte Hütte wurde verbissen und verlustreich gekämpft. Berno Neuhoff erläuterte während der Begrüßung der Teilnehmer die Gründe, warum das Wisserland nicht zuletzt mit seinem Walzwerk von großer Bedeutung war.

Als entscheidender Industriestandort für die Kriegsmaschinerie galt auch der Bahnlinie und den Brückenbauwerken in Wissen ein besonderes Augenmerk der Zerstörung. In diesen letzten Tagen bis zur Befreiung am 6. April 1945 sprach man in Berlin von der „Siegfront“, so Ralf Anton Schäfer, der sich seit vielen Jahren intensiv mit den Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges im gesamten Kreisgebiet beschäftigt und auskennt. Während seiner Recherchen trug er umfangreiche Materialien zu den Infanteriekämpfen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges zusammen und verfasste darüber mehrere Bücher, unter anderem „Das Kriegsende in der Heimat“.

Gabione zeugt von Aufarbeitung und Gedenken
Während der knapp sieben Kilometer langen Exkursion, die am Wanderparkplatz im Frankenthal startete, kamen die Teilnehmer an zahlreichen Schauplätzen der Kriegswirren vorbei. Dass in Wissen eine hohe Zahl an Zwangsarbeitern beschäftigt wurde, belegen nicht zuletzt die Reste des Zwangsarbeiterlagers „Auf der Bornscheid“. Ähnlich der Bauweise eines Konzentrationslagers wurden die fast 1500 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen dort entsprechend behandelt und in den letzten Kriegstagen unter anderem als lebende „Schutzschilde“ missbraucht.

Wenige Unterlagen zeugen von ihrer Existenz. Eines der wenigen Zeugnisse, erläuterte Berno Neuhoff, sei eine Kiste mit Karteikarten der Zwangsarbeiter. Zu ihrer Ehren und im Gedenken wurde in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Latrinen ein Gedenkstein angelegt. 2015 zur fünften „NachtSchicht“ (Industriekultur Westerwald und Sieg) erfolgte eine besondere Art der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Geschichte des ehemaligen Walzwerkes durch die Wissener „eigenART“ und Schüler des Kopernikus-Gymnasiums. Die Galione aus Stahl, in die für jeden Zwangsarbeiter ein Stein (Rheinkies) eingelegt wurde, zeugt von dieser wichtigen Arbeit der Aufarbeitung.



Nicht zu vergessen allerdings, dass es trotz der stetig steigenden Aggressivität in der Nationalsozialistischen Diktatur und unter drohenden Strafen Menschen mit Zivilcourage in Wissen gab, die bis zur Auflösung des Lagers am 24. März 1945 den Zwangsarbeitern unter anderem mit Nahrungsmitteln halfen und so auch Freundschaften entstanden.

Kampfgeschehen beim Gasometer in Siegenthal
Auf der Strecke des Natursteig Sieg ging die Exkursion den Kucksberg hinauf vorbei am Sandberg, der durch die Hochofenschlacke aus der 1873 in Betrieb genommenen Alfred-Hütte entstand und ebenfalls einen Ort des Kampfgeschehens darstellte. Weiter auf der Alten Poststraße führte die Exkursion schließlich wieder hinab nach Siegenthal.

Beim Gasometer (1971 gesprengt) stießen die Amerikaner auf heftige Gegenwehr, wie Ralf Anton Schäfer berichtet. Im Bahntunnel in unmittelbarer Nähe wurden noch nach Kriegsende knapp acht Wagons mit Munition gefunden, so wie auch verschiedene weitere Munitionslager in den Wäldern auf dem Kucksberg. „Viele Tonnen von Munition und Sprengstoff wurden in den Nachkriegsjahren im Wald gefunden“, weiß Anton Schäfer. Eines davon umfasste fast 10 Tonnen Munition und gerade einige Jugendliche der Nachkriegszeit, die solche Lager auftaten, wurden durch die „vergessene“ Munition verletzt. Noch heute gibt es solche Funde. Erst 2019 wurden 16 Amerikanische Handgranaten auf dem Kucksberg geborgen.

Schließlich endete die sachkundige Wanderung nach knapp vier Stunden wieder am Wanderparkplatz im Frankenthal. Berno Neuhoff betonte nochmals auch im Hinblick auf die aktuellen Kriegsbilder von Leid, Elend und Unterdrückung, die davon zeugen, dass Krieg immer sinnlos sei. Zudem gelte es, die Erinnerungen an die dunklen Zeiten des Zweiten Weltkrieges im Zeichen der Aufarbeitung wach zu halten. Weitere Exkursionen sind für die Zukunft geplant.

Wer Interesse an weiterer Literatur zum Thema Zwangsarbeit im ehemaligen Wissener Walzwerk hat, kann sich die DVD zur „Nachtschicht 5“ (Industriekultur in Westerwald und Sieg) für 18 Euro per Email bei mail@kulturwerk-wissen.de bestellen. Weiterführende Literatur zum Kampfgeschehen im Kreis Altenkirchen und Wissen gibt es von Ralf Anton Schäfer, zudem Informationen auch auf seiner Internetseite hier. (KathaBe)


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