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Nachricht vom 23.09.2021    

Autofreies Jugenddeck: Ein Bolzplatz mitten in Betzdorf

Die untere Etage des Parkdecks an der Viktoriastraße in Betzdorf ist nun autofrei: Kinder und Jugendliche dürfen dort künftig spielen und das Leder dreschen. Das Projekt „Jugenddeck“ stellten die Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain und Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer vor.

Hier parkt nun ein halbes Jahr lang kein Auto mehr: Das Projekt Jugenddeck wurde von Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer und der Jugendpflege vorgestellt. (Fotos: tt)

Betzdorf. Stadtkinder müssen vor der Haustür die Möglichkeit haben zu spielen, sagte Jugendpflegerin Jenny Müller, als das „autofreie Jugenddeck“ jetzt vorgestellt wurde. Das Parkdeck an der Ecke Viktoria-/Auguststraße in Betzdorf ist schon längere Zeit doppelt genutzt - sowohl als Parkmöglichkeit als auch für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Arbeit der Jugendpflege. Nun sind die Parkschilder an der Zufahrt zum unteren Parkdeck abgeschraubt und es steht Kinder und Jugendliche in deren Freizeit zur Verfügung. Täglich. Zunächst für einen Projektzeitraum von einem halben Jahr. Seinen Anfang hatte alles im Vorjahr genommen, als die Jugendpflege der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain für den damals aus der Situation der Pandemie heraus entwickelten Schönwetter-Ferienspaß plante und das Parkdeck als offene, überdachte Fläche als Veranstaltungsort einbezog. Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer hatte die städtische Einrichtung gleich als Option zur Verfügung gestellt. Wie der AK-Kurier berichtete, kam im Juni eine weitere Nutzung hinzu, und zwar als Jugendtreff. Zwischenzeitlich wurde das Banner „Jugenddeck“ angebracht (der AK-Kurier berichtete hier).

Nach dem Schönwetter-Ferienspaß 2021 und dem Schulbeginn war und ist dienstags das Park- und Jugenddeck wieder der Treff für Kinder und Jugendliche. Damit aber nicht genug. „Es wäre schön, wenn für Freizeitbeschäftigungen und Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche eine dauerhafte Fläche eingerichtet werden könnte“ - so umschrieb Müller den Gedanken der Jugendpflege. Zum Beispiel um Ball spielen zu können. Dass es dafür Bedarf gibt, das verdeutlichte Jugendpflegerin Müller gleich: Die Kinder haben in der Vergangenheit am Rampenwendel, vom Volksmund „Elefantenklo“ genannt, in der Fußgängerzone mit dem Ball gespielt. Auch vor Schaufenstern. Das ist dort nicht auf ungeteilte Freude gestoßen. Es habe Beschwerden gegeben, so Müller: „Stadtkinder brauchen irgendwo einen Raum vor der Haustür zum Spielen, das kann nicht kilometerweit weg sein.“

Die Idee reifte, eine autofreie Fläche zu ermöglichen, wo Kinder nur einen Ball mitbringen und kicken können. Das Parkdeck beziehungsweise Jugenddeck hatte sich da bereits für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen als prädestiniert erwiesen. Nicht zuletzt in der Pandemie, weil das Deck offen und überdacht ist. Also war auch ein potenzieller Ort gefunden, der allerdings mit den Ausnahmen Ferienspaßveranstaltungen und dem Jugendtreff am Dienstagnachmittag noch als Parkfläche ausgewiesen war.

Die Jugendpfleger suchten das Gespräch mit Hausherr Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer und stellten ihren Wunsch vor, das Parkdeck autofrei zu machen, und die Idee, wie man es künftig vielfältig nutzen könnte. Stadtbürgermeister Geldsetzer musste nicht lange überzeugt werden. „Wenn die Jugendpflege mit einem Vorschlag an mich herantritt, dann ist das Überzeugung genug“, sagte das Stadtoberhaupt und betonte: „Was die Jugendpflege anpackt, das gelingt und funktioniert.“ Zwölf Stellplätze fallen damit weg, aber Geldsetzer winkt ab: „Wir haben genug Parkplätze.“ Schon einen Tag nach dem Gespräch waren die Jugendpfleger überrascht: Der städtische Bauhof hatte Fakten geschaffen. Ein Blumenkübel versperrte die Zufahrt zur unteren Ebene. Die Parkbeschilderung war abgeschraubt. „Zack, da war es autofrei und eine Freizeitfläche“, freute sich dankend Jugendpflegerin Müller. Ziel sei es, hier eine dauerhafte Lösung zu schaffen, so Geldsetzer. Zunächst soll es ein halbes Jahr laufen. Nach dem Projektzeitraum will man alles bewerten und schauen, wie es danach weiter geht.



Die seitlichen Öffnungen des Parkdecks sollen mit Netzen geschlossen werden, damit Bälle nicht über das Ziel hinaus auf die Straße fliegen, berichtete Müller. Veränderungen sollen so vorgenommen werden, dass sie stets rückbaubar sind. Im gleich angrenzenden Jugendbüro gibt es Pop-up-Tore, Bälle und weitere Outdoorspiele zum Ausleihen, so die Jugendpflege: „So kann die Fläche zu Nichtveranstaltungszeiten frei bespielt werden.“ Müller erinnerte, dass das Jugenddeck bereits von der Ökumenischen Stadtbücherei für Veranstaltungen genutzt wurde. Sie kann sich auch vorstellen, was künftig noch alles dort stattfinden kann, auf der überdachten und offenen Freizeitfläche. Exemplarisch nannte sie das Stichwort Krabbelgruppentreff. Die Jugendpflege setzt hier auf Kooperationspartner, die auch die Fläche nutzen könnten.

„Die Innenstadt muss definitiv wieder attraktiver werden“, betonte der Stadtbürgermeister. Die Leute würden etwas erleben wollen. Da passe das autofreie Jugenddeck als ein kleiner Baustein, meinte Geldsetzer, der auch daran erinnerte, dass in der Verlängerung der Viktoriastraße gleich am Parkdeck vorbei der Weg zum ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk führt. Das hat bekanntlich die Stadt erworben und hat – wie der hier AK-Kurier berichtete - einiges damit vor. An der Fußgängerzone hätten sich Gewerbetreibende über die mit dem Ball spielenden Kinder beschwert. Das Stadtoberhaupt hofft nun, die Kinder an das Parkdeck zu ziehen, und, dass es eine Art „zentraler Bolzplatz“ in der Innenstadt wird.

Offiziell starten soll das Projekt Jugenddeck mit einer Eröffnungsparty, am Freitag, 8. Oktober, von 16.30 bis 20 Uhr für alle Kinder und Jugendlichen. Als „Special Guest“ wird DJ Hiko erwartet, der für Musik und Stimmung sorgen wird. Es stehen dann unter anderem auch Kicker, Tischtennisplatte und vieles mehr bereit. Eben die klassischen Spielmöglichkeiten, die auch beim Kids- und Jugendtreff dienstags aufgebaut sind.

Der Kids- und Jugendtreff hat sich bereits vor den Sommerferien mehr als bewährt. „Wir sind von den Kindern überrannt worden“, so die Jugendpfleger. Bis zu 55 Kinder und Jugendliche über den Nachmittag verteilt. Die beiden Altersgruppen haben inzwischen ihre eigenen Öffnungszeiten. „Bei so vielen Wuselkindern haben die Jugendlichen sich nicht so wohl gefühlt“, sagte Müller. Die Kleinen treffen sich nun immer dienstags von 16 bis 17.30 Uhr, die Jugendlichen anschließend von 18 bis 19.30 Uhr. Die Kinder seien zwar traurig gewesen, dass sich ihre Zeit etwas reduziert habe, aber den Jugendlichen tue es gut, ihre eigene Zeit zu haben. (tt)



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