Eindrucksvolle Klima-Demo in Altenkirchen
Von Wolfgang Rabsch
Am Freitag, den 24. September, streikten wieder in über 400 deutschen Städten Menschen für Klimagerechtigkeit. Unter dem Motto „AlleFürsKlima“ ging es dabei vor allem um die Bedeutung der anstehenden Bundestagswahl. In Altenkirchen veranstaltete „WWgoesgreen“ erneut eine groß angelegte Demonstration mit rund 300 Teilnehmern.
Altenkirchen. Ansonsten sieht es im Westerwald eher mau aus, wenn von Klima-Aktivitäten die Rede ist. Doch dieses Mal präsentierte auf dem Altenkirchener Schlossplatz sich ein buntes Bild. Der Begriff „Happening“ trifft die Situation wohl ziemlich genau. Alle Teilnehmer waren bestens gelaunt, viele im „Oldschool-Hippie-Look“ gekleidet, die grauen Haare waren auch nach einigen Jahrzehnten nicht mehr zu kaschieren. Sogar eine Gruppe buddhistischer Mönche aus einem Kloster bei Waldbröhl hatte sich nach Altenkirchen begeben, um für besseres Klima zu demonstrieren. Viele junge Eltern, die natürlich ihre Kleinkinder dabei hatten, waren auch anwesend.
Gerade um die nächsten beiden Generationen ging es bei der Demonstration, denn sie werden am allermeisten unter den Folgen der verfehlten Klimapolitik zu leiden haben, wenn die angepeilten Klimaziele erneut nicht erreicht werden. Viel Fantasie ließen die Veranstalter bei der Gestaltung der Protestplakate walten, hier einige Beispiele: „Wäre das Klima eine Bank, wäre es längst gerettet.“ „Lieber vier Datteln, als einmal Datteln vier.“ „Familiendrama: Vater Staat tötet Mutter Erde, Kinder verzweifeln. Klimaschutz statt Kohleschmutz.“ Oder: „Keine Kohle für Kohle….“
Mit Bedauern muss festgestellt werden, dass kein Politiker aus dem Westerwald, die sich zurzeit um Bundestagsmandate bemühen, es für nötig erachtet hatten, an der Demo teilzunehmen.
Nach der Begrüßung und Einstimmung der Demonstranten auf die Demo durch die Organisatoren setzte sich ein ellenlanger Protestzug durch die Fußgängerzone in der Innenstadt von Altenkirchen in Bewegung. Unterwegs stoppte der beeindruckende Lindwurm hin und wieder, dann schallte aus hunderten Kehlen der „Schlachtruf“ der Demonstranten: „Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“
Parteien mussten Rede und Antwort stehen
Vor dem Bahnübergang, am Ende der Fußgängerzone, kam der Protestzug zum Halten. Dort hatten die Organisatoren ein interessantes „Sechstell“ vorbereitet, bei dem die im Bundestag vertretenen Parteien (Grüne, SPD, FDP, CDU, Linke und AfD) auf Fragen nach ihrem Wahlprogramm antworten mussten. Dabei wurden die Wahlprogramme der Parteien etwa zu Fragen rund um den Kohleausstieg, den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Beendigung der Massentierhaltung, die Abschaffung von klimaschädlichen Subventionen, das Tempolimit auf Autobahnen und die soziale Verträglichkeit der Maßnahmen verglichen. Abhängig von dem Inhalt wurden die Antworten mit Buhrufen oder mit viel Beifall bedacht.
Dann bewegte sich der Zug in Richtung der alten Stadthalle, vor der die eigentliche Schlusskundgebung stattfand. Hier verdeutlichten noch einmal verschiedene Sprecher die Anliegen von „WWgoesgreeen“, um zu einer sogenannten klimagerechten Zukunft zu gelangen, und umgehend die Erderwärmung zu reduzieren.
Der Protestzug endete dann wieder auf dem Schlossplatz. Hier erfolgten noch einmal kurze Statements, die unter anderem Tipps beinhalteten, wie man selbst mitwirken kann – beispielsweise durch Abschalten des Standby-Modus des Fernsehers. Ein schönes Bild entstand, als Hunderte dem Klimaschutz in Deutschland die rote Karte zeigten.
Nachdem die Demo sozusagen beendet war, kam noch Party-Stimmung auf, als die Band „TEUER“ losrockte. Knallharter Rock, aber mit Texten zu Umweltfragen, wie Überproduktion, Plastikmüll, Wegwerfgesellschaft und Ausbeutung der Ressourcen.
Resümee des Reporters
Auch wenn im Jahr 2021 Hitze und Trockenheit nicht wie in den vergangenen Jahren im Vordergrund standen, sind die Menschen doch – nicht zuletzt durch die verehrenden Hochwasserkatastrophen ganz in unserer Nähe – massiv mit den Konsequenzen der Klimaveränderungen konfrontiert. Dabei soll auch bei allem Klima-Aktivismus und Wahlkampfgeschehen nicht vergessen werden, dass die Menschen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auch jetzt und noch lange schwer unter den Folgen zu leiden haben werden und alle erdenkliche Hilfe und Unterstützung aus der übrigen Bevölkerung erhalten sollten. Diese und andere aktuelle katastrophale Folgen des Klimawandels zeigen einmal mehr, dass es keine „kleinen Lösungen“ und kein Aufschieben und Herauszögern sein kann, womit diesen Herausforderungen der Zukunft allen Ernstes begegnet werden soll. (Wolfgang Rabsch)
Infos zum Veranstalter:
„WWgoesgreen“ ist eine Ortsgruppe von „Fridays For Future“ (FFF), die im Westerwald die Ziele von FFF verfolgt, deren Zentrum sich in Altenkirchen im Westerwald-Gymnasium befindet.
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