Touristisches Konzept ist Bedingung für Neubau des Raiffeisenturms
Seit nunmehr 31 Jahren hält er die Wacht über den Großraum Altenkirchen: Der Raiffeisenturm auf dem Beulskopf bereitet seinem Besitzer, der Ortsgemeinde Heupelzen, aber immer mehr Sorgen. Nach einer größeren Reparatur vor wenigen Monaten kann er wieder bestiegen werden.
Heupelzen/Altenkirchen. Er ist ein touristischer Magnet und unmittelbar am Westerwaldsteig gelegen. Der 34 Meter hohe Raiffeisenturm auf dem Beulskopf gewährt von der Aussichtplattform wunderschöne Blicke auf viele Teile des Westerwaldes. In die Jahre gekommen (eröffnet 1990), macht er der Ortsgemeinde Heupelzen, die die Holzkonstruktion ihr Eigen nennt, immer mehr Probleme. Eine größere Nachbesserung vor wenigen Monaten, der ein Verbot des Besteigens vorausgegangen war, kostete knapp über 8000 Euro, die der Besitzer auf den Tisch blättern musste. Um diesen Betrag etwas abzufedern, beteiligt sich die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld mit 2000 Euro, die dessen Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss in der Sitzung am späten Mittwochnachmittag (29. September) ohne Widerspruch gewährte. Grundlage für die Mängelbeseitigung war ein Gutachten eines Fachmannes gewesen, für das der Ortsgemeinde rund 8500 Euro in Rechnung gestellt worden waren.
Touristisches Konzept gefordert
Nach wie vor hält der „Hausherr“ an seinem Plan fest, das Glanzstück der Gemarkung auf anderem und in unmittelbarer Nähe gelegenem Grund und Boden neu zu bauen, wie Heupelzens Ortsbürgermeister Rainer Düngen bekräftigt. Voraussetzung, um das Projekt verwirklichen zu können, sei ein touristisches Konzept, das die Gemeinde erstellen müsse und sie zwischen 19.000 und 21.000 Euro koste. „Deswegen haben wir einen Antrag gestellt, um über die Leader-Möglichkeit gefördert zu werden“, berichtet er weiter. Die lokale Aktionsgruppe habe das Ansinnen bereits positiv beschieden, „jetzt warten wir nur noch auf das Okay der ADD in Trier, so dass die Ausarbeitung des Exposés, die ein Fachbüro vornehmen wird, mit 75 Prozent aus Leader-Mitteln unterstützt wird.“ Düngen rechnet damit, dass die Behörde in der Moselstadt im Spätherbst oder Winter das „go“ gibt, der Auftrag für die Ausarbeitung der Beurteilung nach beschränkter Ausschreibung Anfang des kommenden Jahres vergeben werden und die Ortsgemeinde es im Sommer in Händen halten kann. Apropos 2022: Im September wird sich wieder ein Fachmann des Turmes annehmen, ihn aus nächster Nähe begutachten und für das Urteil erneut rund 8500 Euro verlangen. So ist es durchaus möglich, dass weitere Reparaturen zu erlerdigen sein werden, da der Ortsgemeinde die Verkehrssicherungspflicht obliegt. Auch die übergeordnete Ebene steht hinter den Überlegungen: „Der Raiffeisenturm ist Aushängeschild des Beulskopfs und damit ein touristischer Magnet unserer Verbandsgemeinde. Mir ist es ein besonderes Anliegen, dass die Zukunft des Turms gesichert ist, daher begrüße ich die Absicht eines geplanten Neubaus“, merkt Bürgermeister Fred Jüngerich an.
Im Vorfeld noch viel zu tun
Düngen ist eher vorsichtig in seiner Prognose, wann das Nachfolgemodell eingeweiht werden könnte. „In vier bis fünf Jahren“, hofft er, wohl wissend, dass im Vorfeld einige administrative Dinge abgearbeitet werden müssen. Die grundsätzliche Planung einmal außen vor gelassen, muss der Flächennutzungsplan für den Umzug geändert, muss ein Pachtvertrag mit den Waldinteressenten, auf deren Areal das neue touristische Highlight verwirklicht wird, geschlossen werden, muss die Finanzierung „stehen“: 500.000 Euro, so Düngen, seien eine grobe Schätzung, von denen Ortsgemeinde erneut zehn Prozent tragen wird. Der Rest soll sich aus Zuschüssen, Spenden & Co. zusammensetzen. Für die Praxis bedeutet dies: Der alte Ausguck soll so lange stehen bleiben, bis der neue fix und fertig ist, die Antennen der Mobilfunkbetreiber und für Richtfunk auf der Spitze, für die die Ortsgemeinde Mietentgelte erhält und die in die Rücklage fließen, ohne großen Aufwand von jetzt auf gleich wechseln können. In den Baukosten aber sind die für den Abriss des dann Mittdreißigers nicht kalkuliert. Sie kommen „on top“. Das behandelte Holz kann nicht einfach als Brennmaterial taugen. Es müsse ordnungsgemäß entsorgt werden, weiß Düngen. Vorstellungen, welcher Betrag für diesen Part auf die Ortsgemeinde zukommt, hat er noch nicht. Klar ist indes, dass die aus Beton gegossene Sockelfläche weiter genutzt werden soll - für welche Zwecke auch immer.
Plattform in einer Höhe von 30,50 Meter
Wer die Aussicht von oben genießen möchte, muss 177 Stufen vom Erdboden bis zur Plattform in einer Höhe von 30,50 Meter (und wieder zurück) in Angriff nehmen. Der Bau des Turms, dessen drei Seiten alle gleich lang sind, begann mit den Erdarbeiten im Oktober 1989. Die Grundsteinlegung war im April 1990. An drei Tagen im Juni 1990 folgte bereits die Einweihung, so dass im Juni des vergangenen Jahres der 30. Geburtstag hätte gefeiert werden müssen, was dank der Corona-Pandemie nicht möglich war. Die Ortsgemeinde wurde damals verpflichtet, die Unterhaltung sicherzustellen. Rund 270.000 Mark wurden für die Errichtung ausgegeben. Das Land steuerte allein 105.000, der Kreis 60.000 Mark bei. Viele Spenden komplettierten den Etat. Das „Gerüst" wiegt rund 35 Tonnen, in die Bodenplatte flossen rund 165 Kubikmeter Beton. Legendär sind zahlreiche Feste am Fuße der Struktur und die wettbewerbsmäßigen Läufe bis unters Dach. Die Bestzeit wird laut Wikipedia mit 27,16 Sekunden gehalten. Erste Überlegungen eines Turmbaus reichen laut Birkenbeuler Schulchronik bis ins Jahr 1922 zurück. Letztendlich war es das sagenhafte Kohlenmeilerfest mit rund 25.000 Besuchern über drei Wochen im August 1986, das den finalen Push für die Errichtung der erhöhten Aussicht gab. (vh)
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