Fluterscher Cox-Verlag schickt Gewürzdetektivin seit zehn Jahren auf Tour
Emmi Cox lässt sich Zeit, ihre Fälle zu lösen. Fünfmal war die Gewürzdetektivin bislang rund um die Welt in den zurückliegenden zehn Jahren im Einsatz. Alle Bücher erscheinen im Fluterscher Cox-Verlag, der in diesen Tagen genau seit einer Dekade sein Aushängeschild auf Tour schickt.
Altenkirchen/Fluterschen. Wenn sich Emmi Cox auf den Weg macht, weltweit als Detektivin Rätsel um Gewürze zu lösen, weiß sie immer, aus welchem Haus sie „stammt“. Seit nunmehr bereits zehn Jahren verlegt der kleine Cox-Verlag aus Fluterschen die Bücher von Solveig Ariane Prusko, der Autorin und Verlegerin in einer Person und die mit ihrem Mann Klaus-Joachim auch noch geschäftsführende Gesellschafter sind.
Inzwischen wurde die Reihe um das „Emmi Cox Freundebuch“ ergänzt. Nichts mit der Protagonistin zu tun haben „Emil und die unheimlich geheimnisvolle Schatzkiste im blauen Küchenschrank“ und „Das Maskentrallala“, das sich an Mädchen und Jungen in Kindertagesstätten wendet, um ihnen in diesen schweren Corona-Zeiten die Angst vor dem Mund-Nase-Schutz zu nehmen. Emmi hingegen ist für Grundschulkinder gedacht, die ihr zweisprachig (deutsch/englisch) bei den Einsätzen rund um den Globus folgen können und parallel noch Hintergrundwissen an die Hand bekommen.
Idee beim Sommerurlaub
Noch gut erinnert sich Prusko an die Gründung des eigenen Cox-Verlages am 27. September 2011. Die Idee war bei einem Sommerurlaub in Finnland geboren worden, nachdem die Zusammenarbeit mit dem Schlauberger-Verlag in Rheine „in beiderseitigem Einvernehmen“ beendet worden war und mit dem Prusko den Vorläufer der Emmi-Cox-Geschichten, „Felizitas und das Vanille-Geheimnis“, auf den Markt gebracht hatte. Die neue Hauptfigur, so die Autorin, sei älter und frecher. Diese für Prusko so wichtigen, da geänderten Wesenszüge mitzutragen, dazu sei Schlauberger nicht bereit gewesen.
Inzwischen ist Prusko immens froh, den Vornamen Emmi für ihre Heldin gewählt zu haben. „In vielen Ländern wurde und wird dieser und auch in Abwandlungen wie beispielsweise als Emilia sehr, sehr oft vergeben und liegt oft auf Platz eins. Das war ein echter Glücksgriff“, freut sie sich noch immer. Das halbe Dutzend der Emmi-Geschichten will Prusko im August des kommenden Jahres voll machen. „Gefangen im Vanilletempel“ lautet der Titel, der auch die erste Staffel abschließen wird. Und der nächste Zyklus ist bereits geplant - zumindest hat Prusko die Schauplätze der weiteren Storys und die Gewürze, die im Mittelpunkt stehen werden, gedanklich festgezurrt.
Kooperation mit Hueber-Verlag
Zu pass kommt Prusko bei der Fortsetzung der Reihe die neue Kooperation mit dem Hueber-Verlag aus München, die am 1. Oktober startete. Vor allem hofft sie auf eine bessere Vermarktung ihrer Kinderbuchreihe. „Die Zusammenarbeit mit Hueber ist für uns perfekt, denn Hueber ist sowohl national als auch international ein starker Verlag und ein idealer Partner für mehrsprachige Kinderbücher. Er hat ein ganz anderes Standing“, setzt sie große Stücke in die Liaison. So muss Prusko künftig selbst nicht mehr bei Messen mit einem eigenen Stand vertreten sein, sondern wird sich bei Hueber einklinken.
„Ich hoffe, dass die Verkaufszahl in die Höhe schnellen wird“, lächelt sie und weiß, dass die Sachbuchanhänge der ersten fünf Bände durchaus überarbeitet werden müssen, weil sich im Laufe der Zeit Gegebenheiten ganz einfach verändert haben. Auch andere Sprachkombinationen seien denkbar. Prusko kann sich vorstellen, von Deutsch/Englisch mit Huebers Hilfe beispielsweise zu Deutsch/Spanisch zu wechseln, „ich setze auf deren Marktkenntnis und möchte sie nutzen“.
Mehr Freiräume für sich selbst
Ist die Verbindung mit Hueber richtig auf Touren gebracht, sieht Prusko durchaus mehr Freiräume für sich selbst, schränkt aber ein: „In meinem Kopf passiert so viel, ich kann es nicht abstellen.“ Will nichts anderes heißen, dass neue Ideen entstehen und kanalisiert werden möchten. Aber: Da ist ja noch die Wäller Buchhandlung, die sie und ihr Mann seit gut zweieinhalb Jahren in der Altenkirchener Fußgängerzone betreiben.
„In ihr hat der Cox-Verlag auch sein öffentliches Zuhause“, zeigt Prusko auf die extra gestaltete Ecke auf der Hochparterre. Dieser Bereich habe sich sehr bezahlt gemacht. „Für manchen ist es schon etwas Besonderes, wenn die Autorin eines der Emmi-Bücher selbst verkauft und es noch signiert“, berichtet sie. Natürlich liegen hinter den Pruskos auch harte „Corona“-Zeiten. „Wie bleibt man am Ball?“ Diese Frage hätten sie sich in der Familie, zu der noch Sohn Leonhard gehört, diverse Male gestellt. So verlegten sie ihr Geschäft ins weltweite Netz, garantieren Liefer- und Versandservice, richteten eine Abholstation ein und standen sehr oft in Kontakt mit der ehemaligen rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, um möglichst rasch und umfassend über neue Pandemiemaßnahmen Kenntnisse zu erlangen.
Die Anstrengungen waren offenbar von Erfolg gekrönt. Die Zahl der Stammkunden habe sich leicht erhöht, bilanziert Prusko, aber eine Erweiterung des Geschäftsareals ist nicht spruchreif. „Der Laden ist schön, und er ist absolut ausreichend. Wir sind froh, dass wir ihn halten können“, spricht sie sich für den Fortbestand des geschäftlichen „status quo“ aus.
„Tiefgründige Werke mit Gehalt“
Solch eine Auswahl von Büchern tagtäglich vor Augen, müsste Prusko sich doch selbst kaum von gedruckten Lektüren losreißen können. Dem ist aber nicht so. „Ich nehme mir weniger Zeit zum Lesen“, kritisiert sie sich ein wenig selbst. Und wenn doch die eine oder andere Minute einmal abfällt, sind es zeitgeschichtliche Romane, gerne aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, naturwissenschaftliche Romane, „tiefgründige Werke mit Gehalt, ich bin halt wissbegierig“, zählt Prusko ihre Favoriten auf, „um was dazu zu lernen. Aber bloß keine Krimis.“
Froh ist sie, dass es immer mehr Autoren im Westerwald gibt, die sie auch gerne fördert. Dazu nutzt Prusko ihre Verbindungen zu 800 privaten Buchhändlern, die sich regelmäßig austauschen und sich immer gegenseitig auf interessante regionale und lokale Neuerscheinungen aufmerksam machen.
Als Quereinsteigerin unterwegs
Mit ihrer Karriere als Autorin im Genre Kinderbuch ist Prusko ziemlich zufrieden. Sie habe als „Quereinsteigerin so viel gelernt, offenbar eine Menge richtig gemacht, obwohl ich nicht vom Fach bin“. Dennoch bleibt sie selbstkritisch, blickt sie mit einem gewissen Abstand auf Emmis Abenteuer. „Manchmal ist das eine oder andere Wort zu anspruchsvoll“, glaubt sie, „das Vokabular der Kinder hat sich verändert.“ Das sei schade, denn die deutsche Sprache in ihrer ganzen Vielfalt sei doch eine schöne Sprache. (vh)
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