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Nachricht vom 05.10.2021    

Wolf versus Weidetiere: Kundgebung in Neitersen zog viele Nutztierhalter an

Von Klaus Köhnen

Die Diskussion über die Frage, ob der Wolf in unsere Region gehört, setzt sich nach weiteren, wenn auch unbestätigten Nutztier-Rissen fort. Dies zeigte sich am Dienstag, 5. Oktober, bei einer Kundgebung in Neitersen. In der Wiedhalle trafen sich zeitgleich die Ortsbürgermeister und der Bürgermeister der VG Fred Jüngerich zu einer Dienstbesprechung.

Provozierende Plakate gehörten zur Kundgebung (Bilder: kkö)

Neitersen. Bei dieser Versammlung waren auch Vertreter des Landes anwesend, stand doch die Thematik Wolf auf der Tagesordnung. Draußen machte sich Reiner Kramer aus Mehren in einer manchmal sehr kabarettistisch angehauchten Rede Luft. Kramer, der Initiator der Kundgebung, stellte fest, dass die zuständigen Stellen der Kreisverwaltung innerhalb weniger Stunden die Veranstaltung genehmigt hätten. Rund 100 Nutztierhalter und andere Interessierte hatten sich zu der Kundgebung eingefunden.

„Ein wenig dieses Engagements und der Schnelligkeit wünschte ich mir bei den Dienststellen des Landes“, so Kramer weiter. Kramer nannte dann Fakten zum Wolf in Rheinland-Pfalz. Die neu eingerichtete Koordinierungsstelle Luchs und Wolf (KLUWO) hat ihren Sitz in Trippstadt. Bei Rissen durch einen Wolf reist ein Koordinator zur Begutachtung in das AK-Land, einfache Strecke 210 Kilometer. Laut Ministerium für Umwelt ist die Aufgabe, Luchse und Wölfe zu betreuen, sowie Nutztierhalter zu beraten. So wurde es auch in einer Veranstaltung, die im Juli in Schöneberg (VG Asbach) stattfand, von der Ministerin erklärt.

Kramer nannte weitere Zahlen: Im Jahr 2020 wurden 18 Schafe gerissen, die Ausgleichszahlungen belaufen sich auf 4.782 Euro. Im Jahr 2021 gab es mindestens 34 „Schadensereignisse“ mit mehr als 52 getöteten Tieren. Die Anzahl der Risse durch Wölfe ist noch nicht durch die Stiftung Umwelt- und Naturschutz (SNU) bestätigt. Mehr als 70 Prozent der Schäden ereigneten sich, laut Kramer, im Bereich der VG Altenkirchen-Flammersfeld. Es sei ein Unding, so Kramer weiter, dass auf der kleinen Fläche von rund 440 Quadratkilometern, die sich über große Teile der VG Altenkirchen-Flammersfeld, der VG Asbach sowie die Gemeinden Eitorf und Windeck (beide NRW) erstreckt, wahrscheinlich mehr als zwölf Wölfe aufhielten.

Nach der Rede von Reiner Kramer ergriff der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Altenkirchen, Markus Mille, das Wort. Seine These: „Der Wolf jagt sich zurück an die Spitze der Nahrungskette!“ Der Wolf unterscheide nicht zwischen Nutz- und Wildtier, so Mille: "Er nimmt das, was er kriegen kann." Der Bauernverband fordert seit langem die „Entnahme“ des männlichen Wolfs „GW 1896 m“, der als besonders intensiv auf Nutztiere spezialisiert angesehen wird. Die viel zu engen gesetzlichen Regelungen verhindern dies bisher, so Mille weiter. Bei Rissen in einem Bereich, der durch einen geförderten Zaun gesichert wurde, wird seitens der zuständigen Stellen sprichwörtlich „das Haar in der Suppe“ gesucht. Das Problem, so Mille, besteht darin, dass bei einer Anerkennung des Risses in einem, nach den Vorgaben des Landes, gesicherten Bereich, eine wichtige Voraussetzung für die „Entnahme“ erfüllt wäre.



„Durch die unangemessen hohen Hürden beginnt ein Schneeball zu rollen, der zur Lawine wird“, so Mille. "Wir fordern, dass das Land die Zäune errichtet und unterhält. Die Weidetierhaltung, die für den Naturschutz eminent wichtig ist, wird sich zurückziehen, da kein Nutztierhalter bereit ist, diese Lasten weiter zu tragen. Die Bürokratie wird immer mehr“, so Mille.

Die Forderungen des Bauernverbandes lauten daher:

Der Schutz der Weidetiere muss Vorrang vor dem Schutz des Wolfes haben!
Auf Nutztierrisse konditionierte Wölfe müssen konsequent und schnell getötet werden!
Das Land muss wolfssichere Zäune für Weidetiere selbst errichten und unterhalten!
Der Schutzstatus des Wolfes muss, angesichts der exponentiellen Bestandsentwicklung überprüft werden! (KKÖ)


Aktulisiert mit Informationen des VG-Bürgermeister

Fred Jüngerich stellt klar, dass die Verbandsgemeinde keine Entscheidungskompetenz hat. Es handelt sich hier um anzuwendendes EU-Recht. Desweiteren habe er das Ansinnen zwischen den Nutztierhaltern und den Vertretern des Landes vermittelt, Also den zuständigen Ministerien und der KLUWO und der SNU. Dies sei bereits zweimal geschehen. Das erste Mal im Juni und am gestrigen Abend. Gestern wurde das Thema auf Wunsch der Ortsbürgermeister auf die Tagesordnung genommen. Jüngerich erthofft sich, dass die Nutztierhalter wertvolle Informationen bekommen haben. Die erforderlichen Maßnehmen müssten jetzt aber auch umgesetzt werden, so Jüngerich.


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