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Alten Stollen gesucht und gefunden
Es gab keine Aufzeichnungen und keine Pläne, aber alte Überlieferungen. Und die erwiesen sich als richtig. Im Grenzbachtal wurde jetzt ein alter Stollen gefunden und offengelegt. Er eröffnet einen Blick in die Geschichte des heimischen Bergbaus.
Grenzbachtal. Es gibt keine Aufzeichnungen, keine Pläne, keine mündlichen oder schriftlichen Überlieferungen, die sich mit einem Erzbergstollen in der Region Grenzbachtal befassen, aber er ist existent, freigelegt und auch befahren worden. Albert Schäfer (Willroth) und Friedel Müller (Huf) stehen im strömenden Regen und erstellen das Mundloch aus dicken, behauenen Steinblöcken, freiwillig und ehrenamtlich, drei oder vier Stunden am Tag. Müller, 74 Jahre alt, ist ehemaliger Bergmann von der Grube Georg, war die letzten fünf Jahre Fördermaschinist. Er hat den Bergmannsberuf von der Pike auf gelernt. "Da unten mussten wir alles machen, waren Maurer, Zimmermann, einfach alles", erklärt Müller seine Arbeit am Mundloch.
Irgendwann, so erläutert Schäfer, hat man am Berg Hinweise gefunden, die auf eine Tätigkeit im Erzbergbau hinwiesen. In den Karten gab es keinerlei Eintragungen nur im Grubenfeldbuch Blatt Oberlahr von 1910/11 gab es einen Hinweis. Immer wieder habe Schäfer nach dem möglichen Stollen gesucht. Dann, eines Tages habe er fast genau an der Stelle, wo sich jetzt das Mundloch befindet, ein Erzbruchstück gefunden und von dem Tag an stand für ihn fest, dass sich dort der Stollen befand. Hoffmann&Barten trat an und suchte mit der Baggerschaufel. Nichts wurde gefunden, die Hoffnung war schon auf dem Nullpunkt. Noch einmal setzte die Schaufel an, man war schon über zehn, zwölf Meter im Berg. Die Schaufel griff ein letztes Mal zu und plötzlich stand das Fahrzeug in einem dicken Wasserstrahl. Die Schaufel hatte eine große Öffnung freigelegt, aus der nun das Wasser mit einem Durchmesser von einem Meter herausschoss. Von 11 bis 16 Uhr floss das Wasser, dann wurde es zum kleinen Rinnsaal, das auch jetzt noch läuft.
Das Mundloch war so verdichtet durch das lehmhaltige Erdreich, dass sich das Wasser bis unter die Stollendecke gestaut hatte. Bauamtsleiter Martin Fischbach und Steiger Horst Moritz waren nach sorgfältiger Freilegung der Öffnung die Ersten, die vorsichtig in den Stollen gingen. Eine Bohlenbahn wurde dabei gefunden, die auf ein sehr hohes Alter schließen lässt, so Albert Schäfer. Gut 80 Meter weit bewegten sich die Männer in den Stollen, entdeckten hier bereits etliche Seitentriebe. Dem stundenlangen Wasseranfall nach zu urteilen, da sind sich die Fachleute einig, müssen die Vortriebe weit in den Berg hineingehen. Bei den weiteren Arbeiten im Mundlochbereich wurde eine weitere Seltenheit entdeckt. Drei weitere Öffnungen befanden sich neben dem Hauptmundloch, zwei davon mit einer Öffnungsgröße, die auf Kinderarbeit hindeute, so Bergmann Müller. Vermutet wird, dass es sich hier um spätere Abstellgänge handelt. Da diese Gänge sehr niedrig und auch einsturzgefährdet waren, wurden sie wieder geschlossen. Der Hauptstollen lässt sich gut begehen und hat eine Stichhöhe von bis zu 180 Zentimetern.
Mit großen Rohren wurde der Eingangsbereich gegen Einsturz gesichert, ein Wasserablauf unter dem Waldweg hergestellt. Wanderer des Westerwaldsteiges können demnächst hier verweilen und sich an einer Infotafel über die Erzbergbaugeschichte aufklären lassen. Die Heimatforscher der gehen davon aus, dass dieser Stollen nicht im 19ten Jahrhundert angelegt wurde. Alle bisherigen Erkenntnisse deuteten eher auf eine Zeit des beginnenden 18ten Jahrhunderts hin.(wwa)
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Unmittelbar am Westerwaldsteig im Grenzbachtal zeigt sich dem Wanderer ein Stück Geschichte des Westerwälder Erzbergbaus. Fotos: Wachow
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