Vorsicht, Waschbären sind Plagegeister!
Von Helmi Tischler-Venter
Von Hessen aus haben sich die Kleinbären mit der Gangsterlarve durch den Westerwald bereits bis in den Kreis Neuwied verbreitet. Waschbären wurden zuletzt auch mehrfach in der VG Dierdorf beobachtet. Katzenfutter außerhalb des Hauses und Obst im Garten lockt sie an. Waschbären sehen niedlich aus, die Raubtiere richten jedoch großen ökologischen und wirtschaftlichen Schaden an.
Region. Der Waschbär (Procyon lotor) ist ein in Nordamerika heimisches mittelgroßes Säugetier. Als Neozoon ist er seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch auf dem europäischen Festland, im Kaukasus und in Japan vertreten, nachdem er dort aus Gehegen entkommen ist oder ausgesetzt wurde.
Seinen Namen hat der Marderverwandte von seiner Vorliebe für die Jagd an Gewässern. Er erbeutet dort kleine Fische, Krebse und Frösche. Dabei tastet er oftmals mit den Vorderpfoten unter Wasser nach Beutetieren. Das wirkt so, als würde er sein Futter waschen.
An Land können auch schon mal Vögel, Eier, Echsen, Salamander und Mäuse zu seiner Nahrung zählen. Waschbären sind überwiegend nachtaktive Raubtiere, die bevorzugt in gewässerreichen Laub- und Mischwäldern leben. In der Dämmerung kommen die Tiere aus ihren Tagesverstecken in Baumhöhlen, alten Fuchsbauten und menschlichen Behausungen hervor. Markant sind neben der schwarzen Gesichtsmaske die gräuliche Fellfärbung, der geringelte Schwanz sowie die buckelige Körperhaltung beim Laufen. Mit einer Körperlänge zwischen 41 und 71 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 3,6 und 9 Kilogramm ist der Waschbär der größte Vertreter der Familie der Kleinbären.
Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit leben die Allesfresser zunehmend auch in urbanen Gebieten. Waschbären verschmähen aber auch pflanzliche Nahrung nicht, so fressen sie beispielsweise auch gern Obst und Nüsse. Essensreste im Müll und auf dem Kompost, Fallobst und gefüllte Futternäpfe für Haustiere kommen für den Waschbären einer Einladung gleich. Als anpassungs- und lernfähiges Tier hat er somit in Gärten, Parks und Grünanlagen keine Probleme mit dem Überleben.
Nach einer Tragezeit von etwa 65 Tagen bringt das Weibchen im Frühling zwei bis fünf Junge zur Welt. Die Welpen werden anschließend von ihrer Mutter bis zur allmählichen Trennung im Herbst alleine aufgezogen. Obwohl in Gefangenschaft gehaltene Waschbären über 20 Jahre alt werden können, liegt ihre Lebenserwartung in freier Natur nur zwischen 1,8 und 3,1 Jahren. Jagd und Verkehrsunfälle sind in vielen Gebieten die beiden häufigsten Todesursachen.
Als Pelzlieferant wurde der Waschbär in den 1920/30er Jahren aus Nordamerika zu uns gebracht und lebte danach hauptsächlich in Pelzfarmen. Mit dem Ziel ihn bei uns anzusiedeln, wurde der Waschbär 1934 in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt und unter Naturschutz gestellt, inzwischen nahm Hessen den Kleinbären als erstes Bundesland in das Jagdrecht auf. Aktuell fällt er in fast allen Bundesländern unter das Jagdrecht. Der Umgang mit dem Waschbären als Neubürger in Deutschland wird kontrovers diskutiert.
Während von Geschädigten eine vehemente Bejagung gefordert wird, sind Tierfreunde der Meinung, der Waschbär gehöre mittlerweile zu unserer Tierwelt dazu und habe somit das Recht auf eine friedliche Existenz. Wie bei Ratten und Mardern hat sich gezeigt, dass Bejagung oder Fang mit dem Ziel, die Populationsdichte zu reduzieren, zumeist ohne Erfolg bleibt: Waschbären können Populationsverluste durch eine vermehrte Fortpflanzungsrate ausgleichen.
Es gibt durchaus Belege über schädigende Auswirkungen des Waschbären auf die heimische Tierwelt. So kann er beispielsweise örtlich ein Problem für den bodenbrütenden Kiebitz, Amphibien oder auch den Rotmilan darstellen. Aber wie so oft gilt auch hier: Je vielseitiger und strukturierter die Natur, umso geringere Auswirkungen hat der Beutegreifer Waschbär. In einigen Regionen Deutschlands wie beispielsweise im Großraum Kassel weist der Waschbär hohe Bestandsdichten auf. Hört man es nachts mal wieder rumpeln und klappern auf dem Dachboden, kann dies darauf hinweisen, dass Waschbären dort eingezogen sind.
Um den Tieren den Zugang und Aufenthalt im eigenen Heim oder Garten nicht allzu leicht zu machen, sollten folgende Hinweise des NABU beachtet werden:
Schneiden Sie Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurück.
Bringen Sie glatte Blechmanschetten (ein Meter hoch, ein Meter breit) über den Fallrohren der Regenrinne an.
Lassen Sie ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen.
Verschließen Sie mögliche Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien.
Verschließen Sie nachts die Katzenklappe.
Bewahren Sie Mülltonnen und Abfälle unzugänglich auf oder sichern Sie Behältnisse mit starken Spanngummis. Stellen Sie die Mülltonnen nach Möglichkeit mindestens einen halben Meter von Zäunen, Mauern und Zweigen entfernt auf.
Werfen Sie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst nicht auf den Kompost, Garten- und Gemüsereste sind hingegen unproblematisch.
Hinterlassen Sie keine Nahrungsreste in öffentlichen Papierkörben.
Futter für Haustiere nicht über Nacht im Garten oder auf der Terrasse belassen.
Ganz wichtig: Waschbären nicht anfüttern! Vorbeugen ist allemal besser als abschießen. Sie sind und bleiben Wildtiere. (htv)
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