Altenkirchener Synagoge: Gedenktafel auf erhöhter Position
Sie ist nicht mehr zu übersehen: Die Gedenktafel, die an die Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Altenkirchens erinnert, hat nunmehr ihren „erhobenen“ Platz in der Frankfurter Straße eingenommen. An Ort und Stelle wird am 9. November an die Reichspogromnacht von 1938 erinnert.
Altenkirchen. Die Sanierung der Frankfurter Straße in Altenkirchen ist längst abgeschlossen. Einher mit ihr ging die Umgestaltung des Bereiches, in dem die Gedenktafel für die Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde von Altenkirchen in den Boden eingelassen war. Nunmehr ist sie auf einem Basaltblock platziert, der die von Architekt Erich Thomas entworfene Platte samt Inschrift, stilisiertem Gotteshaus und Menora (siebenflammiger Leuchter) deutlich besser zur Geltung bringt. Das Areal rundherum hebt sich dank Pflasterung mit Westerwälder Basaltsteinen von der angrenzenden Parkfläche ab. „Es fehlt noch die Beleuchtung, die Begrünung wird erst dann realisiert, wenn ein auf dem Grundstück geplantes Bauvorhaben abgeschlossen ist“, sagt Jan Thiel vom Fachbereich Infrastruktur, Umwelt und Bauen der Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen-Flammersfeld, der das Projekt begleitet. Somit ist gewährleistet, dass die Mahnwache vor dem Hintergrund der Reichspogromnacht im Jahr 1938, in der jüdische Gotteshäuser in ganz Deutschland niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht wurden, am Dienstag, 9. November, 17 Uhr, beginnen kann. Die Plakette war 1988 genau an der Stelle, an der die Synagoge gestanden hatte, von der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt verlegt worden. In den Gehweg eingelassen, weisen sieben Kreuze nach der klassischen Theologie auf die sieben Todsünden hin.
Basaltblock aus der Eifel
Das Podest, knapp vier Tonnen schwer, stammt aus einem Basaltbruch bei Mayen, wurde von der örtlichen Firma Scherer gebrochen und in die gewünschte Form gebracht. Der Lieferant verband zudem die Gedenktafel mit dem Stein. Die Tiefbauer der Firma Müller aus Hemmelzen sorgten für das Fundament, wobei ein Betonklotz, der beim Ausschachten gefunden worden war (ehemals Basis eines Vorwegweisers), zusätzlich spezielles Gerät für die Bearbeitung verlangte. Auch die Pflasterarbeiten gingen auf das Konto der Müllers, die die Steine noch in ihrem Bestand hatten. Mit dem Blick auf das Ensemble sagte Thiel: „Es sieht gut aus.“ Ein Baum und gegebenenfalls eine von drei Seiten das Terrain umgebende Hecke sollen die Komplettierung ausmachen.
Im Mai 1884 eingeweiht
Die ehemalige Synagoge war im Mai 1884 nach einer Bauzeit von zwei Jahren in der Mackenstraße 5 (heutige Frankfurter Straße) eingeweiht worden. Sie war nach Osten ausgerichtet, um symbolisch Richtung Tempel in Jerusalem zu weisen. Am Portal an der Westseite, so beschreibt es die Internet-Präsenz „KuLaDig“ (Landschaftsverband Rheinland), wurden die mosaischen Gesetzestafeln in Goldschrift angebracht, und an der Ostwand im Innenraum hing der Torah-Schrein mit den Schriftrollen. Die Fenster in Rosettenform erhellten das Innere, in dem 120 Menschen Platz fanden. Das Gebäude war 16 Meter lang (plus drei Meter lange Apsis), 12 Meter breit und 16 Meter hoch (inklusive Dach). Ein Modell im Maßstab 1:20 steht nach vielen Jahren im Altenkirchener Rathaus nunmehr in den Räumen von Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt in der Stadthalle.
„Flammenmal“ 1978 installiert
Seit 1978 bereits, also zehn Jahre vor der Verankerung der Gedenktafel in der Frankfurter Straße, macht das „Flammenmal“ des international renommierten Künstlers Erwin Wortelkamp (Hasselbach) in der Nähe des Haupteingangs zur Christuskirche auf dem Schlossplatz auf den Holocaust aufmerksam. Aus einem Davidstern erheben sich die Flammen. In ihren Spitzen erscheinen die hebräischen Buchstaben für „Feuer“, wie es Günter Fleischer (Gieleroth-Amteroth) in seiner „Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in Altenkirchen/Westerwald“ beschrieb. Das rund drei Meter hohe Mahnmal ist aus Stahlblech gefertigt, der Sockel trägt die eingeschweißte Inschrift „Synagoge Altenkirchen, vernichtet am 9. November 1938“. Es war eine Auftragsarbeit des „Initiativkreises zum 40. Jahrestag des 9. November 1938“ und der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Siegerland“. Die Stadt Altenkirchen beteiligte sich mit einem Zuschuss von 5000 Mark.
Empörung über Ländergrenzen hinweg
Laut Fleischers Ausführungen war der Initiativkreis entstanden, nachdem der Stadtrat Altenkirchen im Oktober 1976 einstimmig beschlossen hatte, der Truppenkameradschaft „Hohenstaufen“ (1943 hervorgegangen aus der Leibstandarte Adolf Hitler), deren Mitglieder sich regelmäßig in Altenkirchen trafen, den Bau eines Denkmals zur Erinnerung an deren im Krieg gefallenen Kameraden oberhalb des städtischen Ehrenmals im Waldstück „Auf dem Dorn“ zu genehmigen. Dieser Schritt sorgte über Ländergrenzen hinweg für Empörung, so dass die Truppenkameradschaft im Januar 1977 ihren Bauantrag zurückzog, um „Schaden von der Kreisstadt Altenkirchen“ abzuwenden. (vh)
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