Schnelles Internet: Digital-Stammtisch beleuchtet Ausbaustand im Kreis Altenkirchen
Von Katharina Behner
„Schnelles Internet im Kreis Altenkirchen: Aktueller Ausbaustand und geplante Maßnahmen für Glasfaser und 5G“ – darum ging es auf dem jüngsten Treffen des Digital-Stammtischs Westerwald/Sieg im Wissener Walzwerk. Zu Gast war Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreis Altenkirchen. Er berichtete vor rund 30 Gästen zum Thema.
Wissen. Der Bedarf an Internetgeschwindigkeit nimmt stetig zu. Was vor wenigen Jahren noch als rasend schnell galt, ist mittlerweile überholt. Im Jahr 2006 waren 16 Mbit/s noch eine mehr als ausreichende Internetgeschwindigkeit, heute gilt ein Anschluss mit weniger als 100 Mbit/s bereits als offiziell unterversorgt.
Dass dies einer Gesetzmäßigkeit folgt, erkannte zuerst Jakob Nielsen, der berechnete, dass sich der Bandbreitenbedarf beim Endkunden jedes Jahr um 50 Prozent erhöht („Nielsen-Gesetz“). Daher ist davon auszugehen, dass bereits in wenigen Jahren Gebiete mit den derzeit schnellsten DSL-Anschlüsse von 250 Mbit/s auch als unterversorgt gelten werden, wie Lars Kober (Leiter Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen) während seines Vortrages erläuterte.
Höhere Geschwindigkeiten im Netz nur mit Glasfaser
Höhere Geschwindigkeiten seien jedoch nur noch mit Glasfaser oder so genannten HFC-Netzen (Kabelanschlüssen) möglich. Der Ausbau der Glasfaserinfrastruktur bis in die einzelnen Gebäude – zeitintensiv. Daher sollte bereits jetzt mit dem Glasfaser Ausbau begonnen werden, um eine Versorgungslücke in Zukunft zu vermeiden.
In der Vergangenheit habe kein Interesse der privaten Telekommunikationsunternehmen bestanden, den Glasfaserausbau im Kreis Altenkirchen auf eigene Kosten voranzutreiben, so Kober. Es sei aber zu erwähnen, dass sich die Alt-Verbandsgemeinde Betzdorf vor einigen Jahren auf den Weg machte und seitdem ein eigenes Netz betreibt. Aktuell wurde ein eigenwirtschaftlicher Ausbau in der Stadt Altenkirchen angekündigt. Dort baut die Telekom flächendeckend das gesamte Stadtgebiet auf eigene Kosten aus.
Die Wirtschaftsförderung des Kreises habe bereits in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich Fördergelder beantragt, Ausbaumaßnahmen begleitet und unterstützt, so Kober. Mittlerweile seien alle Schulen, die Teil des Fördergebietes sind, mit Glasfaser versorgt. Aktuell erfolge die hausinterne Verkabelung, damit das volle Potential in den Klassenräumen genutzt werden könne. Frühere Ausbauprogramme hätten zudem zu einer sehr guten Grundversorgung des Kreises mit benötigten Bandbreiten geführt.
Kober zeigte anschaulich auf, wie bürokratisch die Antragstellung und der Bezug von Fördergeldern war und ist. Auch weiterhin müssten umfangreiche Vorschriften und Regularien beachtet werden, um die Verbandsgemeinden und Gemeinden beim geförderten Ausbau zu unterstützen.
Glasfaser-Kompletterschließung: Kober geht von Ende 2028 aus
Aktuell wird eine Förderantragstellung im Rahmen des „Graue Flecken“ - Programms vorbereitet. In der ersten von zwei Ausbaustufen sollen insbesondere Gewerbegebiete sowie eine Vielzahl von Anschlüssen, die über Bandbreiten von weniger als 100 Mibt/s im Downlodbereich verfügen, ausgebaut werden.
Umfangreiche Vorarbeiten seien bereits geleistet. Man hofft damit, große Gebiete des Kreises mit Glasfaser versorgen zu können. Obwohl Kober annimmt, dass im nächsten Jahr eine Beauftragung für den geförderten Ausbau erfolgen kann, geht er von einer Kompletterschließung bis Ende 2028 aus. „Durch den nationalen Glasfaserausbau wird es einen enormen Bedarf an Personal- und Tiefbaukapazitäten geben, der gedeckt werden muss. „Stellen Sie sich vor, die ländlichen Regionen in Deutschland beginnen zeitgleich mit dem Glasfaserausbau. Da ist es unrealistisch, eine Fertigstellung bis Ende 2025 zu erwarten. Um uns vor diese große Auftragswelle setzen zu können, müssen wir zeitnah die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und in das Antragsverfahren einsteigen.“
In der anschließenden Fragerunde wurde die Bedeutung von schnellem Internet für die Region mehr als deutlich. In zahlreichen Wortmeldungen wurden auf Probleme und Unzulänglichkeiten insbesondere in der Finanzierung des Ausbaus und im Bereich des Förderrechts hingewiesen. Eine rege Diskussion folgte.
Nächster Stammtisch im ursprünglichen Format Anfang 2022
Im Anschluss gaben die beiden Gründer des Stammtischs, Marc Nilius und Markus Bläser, bekannt, dass nun auch der Jungunternehmer Jonathan Schulte Teil des Organisations-Teams des Stammtischs geworden ist. Gemeinsam wird der Stammtisch im kommenden Jahr fortgesetzt, jedoch wieder im ursprünglichen Format in einer Gaststätte und nicht als Vortragsveranstaltung. Details dazu werden Anfang 2022 bekannt gegeben. (PM/KathaBe)
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