Pressemitteilung vom 05.11.2021
Altenkirchen: Opfern des nationalsozialistischen Terrors ein Gesicht geben
Neben dem Pfarrkonvent greifen zwei weitere Veranstaltungen des Schulreferates der evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen und Wied rund um den 9. November, dem Holocaust-Gedenktag, auf unterschiedliche Weise die wichtige Erinnerungsarbeit auf.
Altenkirchen. Am Dienstag, 9. November, 17 Uhr, kommen – wie seit Jahrzehnten in Altenkirchen – Menschen zu einer Mahnwache am Platz der ehemaligen Synagoge in der Frankfurter Straße zusammen. Im Anschluss (17.30 Uhr) gibt es für alle Interessierten eine Gedenkveranstaltung „Stolpersteine schaffen Erinnerungen“. Mitwirkende bei diesem Gedenken in der Christuskirche sind auch Schüler und Lehrkräfte der FOS der August-Sander-Schule und Schüler der Klassenstufe 7 von deren Realschule plus. Mit unterschiedlichen Stilmitteln wollen die jungen Menschen den Opfern des nationalsozialistischen Terrors ein Gesicht geben. So soll deren Lebenswege in Altenkirchen vorgestellt, die Geschehnisse der Pogromnacht 1938 anhand der historischen Quellen lebendig und den Schicksalen nach der Vertreibung nachgespürt werden.
Bislang sind 18 Stolpersteine in Altenkirchen verlegt, im Februar 2022 sollen weitere folgen. Rund 80 werden es 2023 schlussendlich sein, schätzt Schulreferent Martin Autschbach.
Viele engagierte Menschen haben über die Jahre sehr viel Recherchearbeit in und rund um Altenkirchen geleistet. Wie Puzzlesteine kommen immer weitere Ergebnisse beieinander. Auch Pfarrer Martin Autschbach hat schon seit Jahrzehnten gesammelt, recherchiert und ist froh, dass er in früheren Jahren noch Zeitzeugen befragen und deren Erzählungen sichern konnte.
Aus all diesen Recherchen sind nun schon viele „greifbare Bilder“ der Opfer zusammengekommen.
Den Stolpersteinen, die aktuell schon in der Markstraße, zum Weyerdamm und in der Rathausstraße verlegt wurden, werden weitere folgen. Dazu soll es auch jeweils entsprechende QR-Code-Tafeln geben, die intensiver darstellen können, was auf den Bronzesteinen nicht erwähnt werden kann.
Solche Erinnerungsarbeit für Generationen haben das Schul- und Jugendreferat des evangelischen Kirchenkreises gemeinsam mit Schülern und anderen jungen Menschen schon seit vielen Jahren intensiv betrieben. Entstanden ist dabei unter anderem eine Ausstellung zur Lebensgeschichte des Geschwisterpaares Ruth und Artur Seligmann.
Unter dem Titel „Ihr seid die Schande unserer Schule“ – angelehnt an den Ausspruch eins Nazi-Lehrers in 1935 – werden vom Montag, 8. bis Freitag, 12. November, in der Aula der August-Sander-Realschule in Altenkirchen die Ausstellungstafeln zu sehen sein.
Ab dem 9. November (am 8. November ist die Eröffnung der Ausstellung mit Impulsvortrag zum pädagogischen Konzept) können Schulklassen, Konfirmanden-, Jugendgruppen, aber auch andere Geschichtsinteressierte und Einzelpersonen die Ausstellung besuchen. Anmeldungen dazu und weitere Informationen zur Ausstellung (es gibt auch Begleitfilme, Ausstellungskataloge etc.) müssen – auch wegen der Corona-Prävention - im Schulreferat des Kirchenkreises (Stadthallenweg 16 in Altenkirchen, 02681/800827 erfolgen.
Dankbar ist Schulpfarrer Martin Autschbach, dass das „Historische Quartier“ in Altenkirchen sich um die Organisation und Patenschaften der Stolpersteine kümmert. Beim Pfarrkonvent im Gedenkmonat November führte er die Gruppe aus dem Kirchenkreis deshalb auch in die Räumlichkeiten des Historischen Quartiers. Hier gab es intensive Einblicke in die Heimatgeschichte. Details zu den Schicksalen der jüdischen Menschen, die einst in Altenkirchen lebten und von denen viele ihr Leben in den Vernichtungslagern verloren.
„Es ist gut, dass wir mit den jetzigen und künftigen Stolpersteinen weitere Gedenkorte an ehemalige jüdische Mitbürger und Menschen mit jüdischer Vergangenheit haben!“ Martin Autschbach verwies auf die anderen Mahnmale und Gedenkorte in Kreisstadt, wie den jüdischen Friedhof in der Kumpstraße, das Theodor-Maas Haus und der Grabstelle der Familie Maas auf dem Waldfriedhof, an die Gedenktafel und die sieben Kreuze am Synagogenplatz in der Frankfurter Straße, das Synagogenmodell im Rathaus oder die Gedenktafeln ermordeter jüdischer Mitbürger am „Dorn“. (PM)
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