Gedenken an die Reichspogromnacht: Hamm bewahrt das Erinnern
Von Klaus Köhnen
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörte in vielen deutschen Städten, aber auch in kleinen Gemeinden, die Pogromnacht ganze jüdische Familien. Auch in der Ortsgemeinde Hamm wurde das jüdische Gotteshaus zerstört und zahlreiche jüdische Mitbürger verschleppt. An dieses Ereignis erinnert die Ortsgemeinde alljährlich am 9. November.
Hamm. Die Synagogen und Geschäfte der jüdischen Bevölkerung wurden in jener Nacht 1938 systematisch zerstört und angezündet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde offenbar, dass Antisemitismus und Rassismus staatsoffiziell geworden waren. Auch 2021 waren wieder Bürger in Hamm zum Synagogenplatz gekommen, um ihrer Betroffenheit Ausdruck zu verleihen.
Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen eröffnete die Gedenkveranstaltung. Wichtig, so Niederhausen, sei es, das Vergessen zu verhindern: „Die sogenannten Zeitzeugen werden immer weniger, was für uns heißen muss, die Erinnerung zu bewahren. Leider wissen immer weniger vor allem junge Mitbürger um die Geschehnisse jener Zeit“, so Niederhausen weiter.
Er machte deutlich, dass diese Geschehnisse sich, egal von welcher Seite, nicht wiederholen dürften. "Unsere Gesellschaft muss sich darüber im klaren sein, dass es nur miteinander gehen kann", so Niederhausen. Aus seiner Sicht sei dieser Zeitabschnitt Deutscher Geschichte immer mehr zum „Tabuthema“ geworden. „Viele Schüler haben diese Information in ihrer Schullaufbahn nicht oder nur am Rande gehört. Dies muss geändert werden. "Wir brauchen eine Erinnerungskultur, die diesen Namen verdient. Ohne wie auch immer gearteten Verbrämungen oder Unterschlagungen“, so Niederhausen.
Niederhausen verlas dann die Namen der Mitbürger aus der Ortsgemeinde, die dem damaligen Treiben zum Opfer fielen. Dies waren: Heinrich Bär und seine Frau Berta sowie die Söhne Erwin und Werner. Emil Bär und seine Frau Jenny. Edith Helga Bär, Helene Bär, Bernhard Bär. Heinrich David und seine Frau Hedwig sowie die Tochter Ilse. Frank Max sowie die Töchter Lieselotte und Elsbeth. Arnold Gunzenhäuser und Julie Gunzenhäuser. Michel Sally und seine Frau Bettty sowie die Tochter Ruth. Louis Simon, seine Frau Erna und die Tochter Hermine. Simon Simon, seine zweite Ehefrau Amalie und der Sohn aus erster Ehe David.
Für jedes der Opfer dieser Nacht entzündete Niederhausen am Denkmal auf dem Synagogenplatz ein Licht und es wurde eine weiße Rose abgelegt. Niederhausen wünschte sich, dass im nächsten Jahr auch Jüngere den Weg zu dieser Gedenkveranstaltung finden. Im Anschluss gab es im Kulturhaus noch eine Lesung aus Briefen der Deportierten. (kkö)
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