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Nachricht vom 07.02.2011    

Laufzeitverlängerung für die AKWs: "Empörende Fehlentscheidung!"

Der dritte Montagsspaziergang in diesem Jahr der Atomkraftgegener führte in Betzdorf rund 100 Menschen zusammen. Prominenter Redner war Hermann Graf Hatzfeldt zu Wildenburg, Öko-Manager des Jahres 1998. Er kritisierte heftig den Beschluss zur Laufzeit-Verlängerung der Atommeiler und forderte die Wende hin zu regenerativen Energien.

Beim Montagsspaziergang trafen Generationen aufeinander, das Anliegen ist seit rund 40 Jahren das Gleiche. Horst Vetter (rechts) trug ein Shirt: "Atomkraft - Nicht schon wieder!". Es zeigte allzu deutlich, dass sich nichts geändert hat. Fotos: Helga Wienand

Betzdorf. Der Montag ist Anti-Atom-Tag in der Republik - auch in Betzdorf. Der Protest gewinnt immer mehr Zulauf. Da sind nicht nur die "Alten", die bereits vor mehr als 30 Jahren gegen die Atomkraft demonstrierten, auch die Jugend nimmt vermehrt an den Montagsspaziergängen teil. Die Symbole und Flaggen sind so brandaktuell wie vor 40 Jahren, denn die angekündigte Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke und die Probleme der Lagerung des radioaktiven Abfalls bringt die Menschen auf die Straße. Da ist die Idee, ein T-Shirt mit dem altbekannten Logo und dem neuen Satz "Atomkraft - Nicht schon wieder!" zu tragen, für viele Demonstranten ein absolutes Muss.
Mehr als 100 Atomkraftgegner nahmen am Betzdorfer Montagsspaziergang teil. Sie wurden von Marion Pfeiffer mit dem neuesten Bericht aus dem Untersuchungsausschuss zu Gorleben informiert. "Auch hier wurde die Öffentlichkeit mal wieder belogen", sagte Pfeiffer und las einiges aus den Protokollen des Untersuchungsausschusses vor.
Hermann Graf Hatzfeldt zu Wildenburg, Öko-Manager des Jahres 1998 und engagierter Umweltschützer, sprach zu den Demonstranten. "Die Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke ist nicht nötig und zu Nichts nütze, sie bringt dem Bürger nur Nachteile, zumal die Sicherheit der Meiler nicht gewährleistet ist", so Graf Hatzfeld. Es sei eine empörende Fehlentscheidung der Politik, die angeblich die Versorgungssicherheit gewährleisten solle. "Das ist gelogen, die Versorgungssicherheit wird nicht erhöht. Schon jetzt wird zuviel Strom produziert und exportiert. Es geht nur um Geld und Macht", sagte Graf Hatzfeld unter großem Beifall. Er führte vor Augen, wie mit dem Beschluss der Laufzeitverlängerung die Grundrechte der Bürger verletzt worden seien und hofft auf das bereits eingeleitete Normenkontrollverfahren, das auch von Rheinland-Pfalz unterstützt wird.
Heftig kritisierte er die Subventionen für die vier großen Energiemonopolisten im Land. Dies sei in Verbindung mit dem CO2-Emmissionshandel ein gigantisches Geschäft, und nur so behielten die Stromgiganten die Kontrolle. Graf Hatzfeld führte eindringlich vor Augen, was geschehen würde, wenn es den Strukturwandel hin zu den regenerativen Energien geben würde. "Dann würden sie alle viel Geld verlieren", sagte er.
Die Atomwirtschaft sei nicht mit der regenerativen Energiewirtschaft vereinbar. Die Kernkraft behindere den Ausbau der regenerativen Energieformen. "Da werden jetzt schon Windräder abgestellt, weil es den Bedarf nicht gibt", kritisierte Graf Hatzfeldt. Er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass in den nächsten Jahrzehnten die erneubaren Energien kommen werden, aber es müssten jetzt die nötigen Strukturen geschaffen werden. Dazu zählten die entsprechenden Bauleitplanungen. Die Hemmnisse, die es jetzt immer noch im Planungsrecht gebe, müssten abgebaut werden. "Eine Energiewende ist nötig und möglich, die Wende muss jetzt kommen", forderte Graf Hatzfeldt. Für diese Wende sei jeder gefordert, jeder Bürger, jede Kommune, jeder Landkreis, jedes Bundesland und die internationale Staatengemeinschaft. Dass alternative Energieerzeugung funktioniere, belegten die Anlagen, die mit Holzhackschnitzel bereits in Betrieb seien. Dazu zählte er Projekte im Landkreis auf, unter anderem das Heizkraftwerk Glockenspitze/Schulzentrum Altenkirchen und das Blockheizkraftwerk in Friesenhagen. "Wenn alle es wollten, könnte auch im Landkreis Altenkirchen alternative Energie erzeugt werden", sagte Graf Hatzfeldt und wies auf Flächen für Windräder in den Waldgebieten hin. Zum Schluss gab es das Demo-Lied (Melodie: Kein schöner Land). (Helga Wienand)



Hier der Text des Liedes:
Kein AKW in unserm Land
fordern wir klar und mit Verstand.
Wir wollen Wind, wir wollen Sonne
im ganzen Land.
Wir wollen Wind, wir wollen Sonne
im ganzen Land.

Blockheizkraftwerke überall,
wir haben Holz in großer Zahl.
Wir haben Buchen, musst du nicht suchen,
viel tausend mal.
Wir haben Buchen, musst du nicht suchen,
viel tausend mal.

Drum Brüder schlafet nur des nachts,
ihr Schwestern gebt schön weiter acht!
Dass hier zu Lande die Atombande
kein`Strom mehr macht.
Dass hier zu Lande die Atombande
kein´Strom mehr macht.


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