Werbung

Nachricht vom 15.11.2021    

Gedenkfeier in Wissen zum Volkstrauertag: Gelebtes Bekenntnis zur Vergangenheit

Von Katharina Behner

In Wissen fand die stille Feierlichkeit zum Volkstrauertag im Gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft als zentrale Veranstaltung in der Steinbuschanlage statt. In seiner Ansprache verband Landrat Dr. Enders eine besorgniserregende Beobachtung mit einem Appell.

Kranzniederlegung zum Volkstrauertag in der Steinbuschanlage Wissen. Von links: Dr. Peter Enders, Berno Neuhoff, Hans-Jürgen Merten. (Fotos: KathaBe)

Wissen. Der diesjährige Volkstrauertag wurde in Wissen erstmals als zentrale Gedenkveranstaltung der Verbandsgemeinde begangen. Dabei beteiligten sich die Stadt Wissen und die Ortsgemeinden Katzwinkel, Hövels und Mittelhof. Birken-Honigsessen und Selbach wollen perspektivisch hinzukommen.

Nachdem die Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen in die stille Feierlichkeit eingestimmt hatte, brachte Pfarrer Marcus Tesch seinen geistigen Impuls mit der Bitte um Frieden und ein fortschreitendes Ingangsetzen der Friedensprozesse weltweit ein.

Bürgermeister Berno Neuhoff hob in seiner Ansprache die Bedeutung der Steinbuschanlage als Begegnungsort hervor, der gleichzeitig ein Ort des Gedenkens darstellt. Bewusst integriert, erinnern die Denkmäler den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges und an die der Deutsch-Französischen Kriege. Eine weitere Skulptur mit dem markanten Titel „Unheilvolle Kriege und beginnende Freundschaft“ gedenkt der langen Feindschaft aber auch Freundschaft zwischen den Deutschen und Franzosen.

Gleichzeitig ging Neuhoff auf neuerliche Geschehnisse ein, etwa den Rückzug der Nationen aus Afghanistan, wobei die politische Frage aufzuarbeiten sei, ob die Entscheidung hinsichtlich von Frieden und Stabilität klug gewesen sei. Neben den Opfern der beiden Weltkriege gelte das Gedenken auch den Männern und Frauen, die sich dort am Hindukusch für Sicherheit einsetzten, ihr Leben ließen oder seelisch und körperlich verwundet zurückkamen.

Der Blick auf „Die Topografie des Terrors“ wichtiger denn je
Landrat Dr. Peter Enders ging auf die humanitäre Verpflichtung des Gedenkens der zahllosen Opfer der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts ein. Dabei handele es sich um einen integralen Bestandteil unseres Lebens und Seins. Erst das gelebte Bekenntnis zur Vergangenheit und der dunklen Seiten der Vergangenheit „macht uns zu dem, was wir sind“.
Dabei sei es wichtig, nicht nur an die gefallenen Soldaten aller unterschiedlicher Kriegsparteien ohne Ansehen ihrer Herkunft zu erinnern, sondern auch derer Menschen, die jahrelang an den Rand gedrängt und verschwiegen wurden. Die „Topografie des Terrors" sei noch genauer als bisher in den Blick zu nehmen.
„Wenn wir vor den Gräbern stehen, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen den Nationalitäten und Uniformen – sie wurden alle zu Opfern des Krieges“, so Enders. Dabei dürfe nicht die besondere Verantwortung und Schuld vergessen werden, die gerade Deutschland auf sich geladen habe.



Besorgniserregend sie jedoch, dass aus den Katastrophen der Vergangenheit offenbar wenig gelernt worden sei. Die Sprache des Hasses und der Abgrenzung gegenüber dem Anderen sei keineswegs verstummt – im Gegenteil: Sie scheine gerade heute erneut an Überzeugungskraft zu gewinnen, wie ein Blick auf die politische Landkarte zeige, zudem auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus.
Dies dürfe nicht achselzuckend hingenommen werden. „Wir dürfen nicht müde werden“, auf die Tatsache hinzuweisen, dass es Strömungen gibt, die wütend alles bekämpfen, was nicht in ihr enges Weltbild passe, etwa Andersdenkende, Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe, politischer oder religiöser Überzeugung.

Abschließend mahnte Enders mit deutlichen Worten: Es gelte für die Demokratie, als wichtigsten Schutz gegen solche Entwicklungen einzustehen und sich mit allen Kräften gegen ein Vergessen und Verdrängen anzubieten, um auf diese Weise die liberale Demokratie vor Schaden und „uns die Freiheit“ zu bewahren. „Das sind wir den Opfern schuldig, aber auch uns selber und unseren Nachkommen, die im wachen Wissen um die Geschichte aufwachsen mögen.“

Oberstleutnant Hans-Jürgen Merten vom Kreisverbindungskommando gedachte in seiner kurzen Ansprache den gefallenen und vermissten Soldaten der Kriege mit den Worten „Der Tod macht keinen Unterschied – er ist endgültig.“

Anschließend legten Landrat Dr. Peter Enders für das Land Rheinland-Pfalz, Bürgermeister Berno Neuhoff für die Stadt Wissen und Verbandsgemeinde, Oberstleutnant Hans-Jürgen Merten im Namen des Landeskommandos Rheinland-Pfalz, der Wissener Schützenverein, die Wissener Karnevalsgesellschaft und der VdK-Ortsverband ihre Kränze im Gedenken nieder. Im kommenden Jahr soll die zentrale Gedenkfeier der Verbandsgemeinde Wissen zum Volkstrauertag in Katzwinkel stattfinden. (KathaBe)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
Lokales: Wissen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
     


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Letzte Chance: Nur noch wenige Plätze für die Advents-Stadtführung in Wissen

Wissen. Der Tourismusverband des Wasserlandes verkündet, dass nur noch wenige Plätze für die Advents-Stadtführung am Freitag, ...

Unverantwortliches und riskantes Überholmanöver auf der B 414: Polizei sucht Zeugen

Sörth/B 414. Gegen 11.45 Uhr überholte der Fahrer eines schwarzen Opel Mokka einen langsamer fahrenden Lkw kurz nach der ...

Blutspende-Aktion des DRK Wissen zeigt Bedarf an Negativpräparaten auf

Wissen. Die DRK-Bereitschaft Wissen verzeichnete bei ihrem jüngsten Blutspendetermin im heimischen Kopernikus-Gymnasium 87 ...

Unbekannte versuchen, Diesel aus geparktem Fahrzeug in Kirchen (Sieg) zu stehlen

Kirchen. Wie die Polizei berichtet, ereignete sich der Vorfall zwischen 19.30 Uhr am Montagabend und 9.15 Uhr am Dienstagmorgen. ...

Großer Reifendiebstahl in Kirchen Euteneuen: Polizei sucht Zeugen

Kirchen. Auf einem Anwesen in Kirchen Euteneuen kam es am Wochenende zu einem umfangreichen Diebstahl. Wie die Polizei mitteilt, ...

Alkohol- und Drogeneinfluss bei Fahrern in Betzdorf und Kirchen festgestellt

Bezdorf/Kirchen. Dienstagnacht (3. Dezember) führte die Polizei mobile Verkehrskontrollen durch. Gegen 0.30 Uhr stoppten ...

Weitere Artikel


VG-Feuerwehr Daaden-Herdorf: Rekordeinsätze und Fahrzeugübergaben

Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf. Durch Corona konnte dieses Jahr keine gemeinsame Dienstveranstaltung der Verbandsgemeindefeuerwehr ...

Vortrag in Altenkirchen: Nutzen von Luftfilteranlagen in Klassenräumen

Altenkirchen. Vehement diskutieren die Träger und das Personal von und in Schulen und Kindertagesstätten sowie Eltern, deren ...

Martinsumzug in Köttingerhöhe sorgte für leuchtende Kinderaugen

Wissen-Köttingerhöhe. Während über viele Jahre der einheimischen MGV „Zufriedenheit“ die Organisation übernommen hatte, kümmerte ...

Nicole nörgelt – über Impf-Kuhlen und die Macht des G

Was? Darf die das? Wahrscheinlich schon, denn in Sachen Einschränkungen oder auch nicht macht doch eh grade jeder, was er ...

Beirat für Migration und Integration mit vorweihnachtlichen Angeboten für Kinder

Altenkirchen/Kreisgebiet. „Auf die Kekse, fertig, los!“ – Backnachmittage für Kinder
Wer hat Lust auf einen gemütlichen ...

Vorbildhafte Aktion in Daaden: Schüler richten nach Unterricht Denkmal her

Daaden. Mit Heckenscheren, Rechen, Schubkarren und Freischneider ausgerüstet, setzten die Jugendlichen aus den Klassen 9 ...

Werbung