Gedenkfeier in Wissen zum Volkstrauertag: Gelebtes Bekenntnis zur Vergangenheit
Von Katharina Behner
In Wissen fand die stille Feierlichkeit zum Volkstrauertag im Gedenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft als zentrale Veranstaltung in der Steinbuschanlage statt. In seiner Ansprache verband Landrat Dr. Enders eine besorgniserregende Beobachtung mit einem Appell.
Wissen. Der diesjährige Volkstrauertag wurde in Wissen erstmals als zentrale Gedenkveranstaltung der Verbandsgemeinde begangen. Dabei beteiligten sich die Stadt Wissen und die Ortsgemeinden Katzwinkel, Hövels und Mittelhof. Birken-Honigsessen und Selbach wollen perspektivisch hinzukommen.
Nachdem die Stadt- und Feuerwehrkapelle Wissen in die stille Feierlichkeit eingestimmt hatte, brachte Pfarrer Marcus Tesch seinen geistigen Impuls mit der Bitte um Frieden und ein fortschreitendes Ingangsetzen der Friedensprozesse weltweit ein.
Bürgermeister Berno Neuhoff hob in seiner Ansprache die Bedeutung der Steinbuschanlage als Begegnungsort hervor, der gleichzeitig ein Ort des Gedenkens darstellt. Bewusst integriert, erinnern die Denkmäler den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges und an die der Deutsch-Französischen Kriege. Eine weitere Skulptur mit dem markanten Titel „Unheilvolle Kriege und beginnende Freundschaft“ gedenkt der langen Feindschaft aber auch Freundschaft zwischen den Deutschen und Franzosen.
Gleichzeitig ging Neuhoff auf neuerliche Geschehnisse ein, etwa den Rückzug der Nationen aus Afghanistan, wobei die politische Frage aufzuarbeiten sei, ob die Entscheidung hinsichtlich von Frieden und Stabilität klug gewesen sei. Neben den Opfern der beiden Weltkriege gelte das Gedenken auch den Männern und Frauen, die sich dort am Hindukusch für Sicherheit einsetzten, ihr Leben ließen oder seelisch und körperlich verwundet zurückkamen.
Der Blick auf „Die Topografie des Terrors“ wichtiger denn je
Landrat Dr. Peter Enders ging auf die humanitäre Verpflichtung des Gedenkens der zahllosen Opfer der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts ein. Dabei handele es sich um einen integralen Bestandteil unseres Lebens und Seins. Erst das gelebte Bekenntnis zur Vergangenheit und der dunklen Seiten der Vergangenheit „macht uns zu dem, was wir sind“.
Dabei sei es wichtig, nicht nur an die gefallenen Soldaten aller unterschiedlicher Kriegsparteien ohne Ansehen ihrer Herkunft zu erinnern, sondern auch derer Menschen, die jahrelang an den Rand gedrängt und verschwiegen wurden. Die „Topografie des Terrors" sei noch genauer als bisher in den Blick zu nehmen.
„Wenn wir vor den Gräbern stehen, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen den Nationalitäten und Uniformen – sie wurden alle zu Opfern des Krieges“, so Enders. Dabei dürfe nicht die besondere Verantwortung und Schuld vergessen werden, die gerade Deutschland auf sich geladen habe.
Besorgniserregend sie jedoch, dass aus den Katastrophen der Vergangenheit offenbar wenig gelernt worden sei. Die Sprache des Hasses und der Abgrenzung gegenüber dem Anderen sei keineswegs verstummt – im Gegenteil: Sie scheine gerade heute erneut an Überzeugungskraft zu gewinnen, wie ein Blick auf die politische Landkarte zeige, zudem auf dem gesamten Kontinent und darüber hinaus.
Dies dürfe nicht achselzuckend hingenommen werden. „Wir dürfen nicht müde werden“, auf die Tatsache hinzuweisen, dass es Strömungen gibt, die wütend alles bekämpfen, was nicht in ihr enges Weltbild passe, etwa Andersdenkende, Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe, politischer oder religiöser Überzeugung.
Abschließend mahnte Enders mit deutlichen Worten: Es gelte für die Demokratie, als wichtigsten Schutz gegen solche Entwicklungen einzustehen und sich mit allen Kräften gegen ein Vergessen und Verdrängen anzubieten, um auf diese Weise die liberale Demokratie vor Schaden und „uns die Freiheit“ zu bewahren. „Das sind wir den Opfern schuldig, aber auch uns selber und unseren Nachkommen, die im wachen Wissen um die Geschichte aufwachsen mögen.“
Oberstleutnant Hans-Jürgen Merten vom Kreisverbindungskommando gedachte in seiner kurzen Ansprache den gefallenen und vermissten Soldaten der Kriege mit den Worten „Der Tod macht keinen Unterschied – er ist endgültig.“
Anschließend legten Landrat Dr. Peter Enders für das Land Rheinland-Pfalz, Bürgermeister Berno Neuhoff für die Stadt Wissen und Verbandsgemeinde, Oberstleutnant Hans-Jürgen Merten im Namen des Landeskommandos Rheinland-Pfalz, der Wissener Schützenverein, die Wissener Karnevalsgesellschaft und der VdK-Ortsverband ihre Kränze im Gedenken nieder. Im kommenden Jahr soll die zentrale Gedenkfeier der Verbandsgemeinde Wissen zum Volkstrauertag in Katzwinkel stattfinden. (KathaBe)
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