SSI Schäfer-Shop Mitarbeiter wollen um Arbeitsplätze kämpfen
"Lohndumping ohne Not sind der Geschäfte Tod" - unter diesem Motto gingen die SSI-Schäfer-Shop Mitarbeiter erneut auf die Straße. Auf dem Betzdorfer Wochenmarkt sammelten sie Unterschriften, um die geplanten Umstruktierungen zusammen mit der Gewerkschaft ver.di und der Bevölkerung sowie dem Handel in Betzdorf möglichst in sozial verträgliche Bahnen zu bringen. Ziel ist unter anderem ein Überleitungstarif für die Beschäftigten, die nach Burbach gehen sollen.
Betzdorf. Gegen Lohndumping und weitere Massenentlassungen bei SSI Schäfer-Shop gingen rund 80 Mitarbeiter mit Unterstützung der Gewerkschaft ver.di auf den Betzdorfer Wochenmarkt. Sie sammelten trotz strömenden Regens Unterschriften und ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie für ihre Arbeitsplätze kämpfen wollen.
Erneut sollen die Mitarbeiter von SSI Schäfer in Betzdorf bluten und eine Versetzung in eine neue Gesellschaft nach Burbach mit gleichzeitigen Lohnkürzungen hinnehmen. Am 3. Februar gab es bereits einen Warnstreik in Betzdorf, an dem die rund 300 Beschäftigen ihre Arbeit niederlegten.
Die Schäfer-Mitarbeiter sind ziemlich sauer auf ihre Geschäftsleitung. Sie haben in der Vergangenheit schon viel hinnehmen müssen und die jetzt geplante Verlegung nach Burbach diene nur dem Ausstieg aus den Tarifverträgen. "Lohndumping ohne Not sind der Geschäfte Tod" - steht unter anderem auf den Transparenten. Denn dem Unternehmen geht es ja nicht schlecht, immerhin zählt die Unternehmensgruppe zu den weltweit führenden Anbietern in der Logistikbranche. Das wissen auch die Beschäftigten.
Die Mitarbeiter wollen sich wehren, sie erhielten unter anderem bereits Unterstützung von Ministerpräsident Kurt Beck und Bürgermeister Bernd Brato. "Betzdorf top – Burbach flop" - so steht es auf den Unterschriftenlisten, mit denen die Frauen und Männer auf dem Wochenmarkt unterwegs waren. Dieses System des Lohndumpings müsse gestoppt werden, denn die Folgen wäre ein Kaufkraftverlust für die ganze Region, war zu hören. "Dann brauchen wir demnächst auch keinen Markt mehr", meinte ein Marktbesucher und erinnerte an die Massenentlassungen von Schäfer Shop vor noch nicht allzu langer Zeit und auch an das Geschehen bei Wolf-Garten im letzten Jahr.
Den Weg, mit immer wieder neuen Gesellschaften die Beschäftigten kündigen zu können oder dann zu Niedriglöhnen zu beschäftigen, ist ja scheinbar bei den angeblich so ehrenwerten Familienunternehmen seit langem ein Renner. Schlecker ist ein Beispiel, aber es gibt viele andere, so auch in der Medienbranche. Immer wieder kleine GmbHs gründen, die Leute zu schlechteren Lohnbedingungen einstellen oder kündigen – ein übles Treiben, dass aber auch große Auswirkungen in den betroffenen Regionen nach sich zieht. Denn der Verlust der Kaufkraft führt zum Sterben der Geschäfte in den Innenstädten und damit zu weiterer Arbeitslosigkeit.
Die SSI Schäfer-Shop Beschäftigten wehren sich, sie wollen unter anderem erreichen, dass ein Überleitungstarif mit der Gewerkschaft ver.di abgeschlossen wird.
Es muss den SSI-Schäfer-Mitarbeitern in Betzdorf wie der blanke Hohn vorkommen, wenn das Familienunternehmen auf der Homepage mit den selbst definierten Wertvorstellungen auf sich aufmerksam macht. Da heißt es unter anderem: „Wir übernehmen soziale Verantwortung, wo immer es möglich ist“ - und „Wir wollen wachsen, aber nicht um jeden Preis“. Des Weiteren ist da zu lesen, dass Wertschätzung, Vertrauen und Verlässlichkeit den Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartner prägen. Soweit Auszüge aus der Homepage, wo sich das Unternehmen als führende Adresse für attraktive Arbeitsplätze darstellt.
Die Betzdorfer Belegschaft sieht das mit den angekündigten Entlassungen und Auflösung von Teilbereichen des Standortes völlig anders. Weitere Aktionen sind geplant und kampflos aufgeben wird man nicht. Auch ver.di-Gewerkschaftssekretärin Maria Rinke kündigte weitere Maßnahmen an. (hw)
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