Gedanken zum Totensonntag: Grabschmuckraub empört Altenkirchener Floristin
Gepflegte Gräber setzen ein bewusstes Zeichen gegen das Vergessen. Für die Altenkirchener Christine Reifenrath ist die Grabpflege das tägliche Brot. Mit Sorgfalt und viele Liebe fürs Detail setzt die gelernte Floristin Akzente für die Erinnerung.
Altenkirchen. In einer Zeit des Wandels sind Friedhöfe und Gedenkstätten wichtiger denn je. Orte, die ein Innehalten ermöglichen und Raum für Erinnerungen eröffnen. Wer nach vorne schaut, braucht auch den Blick zurück oder mit anderen Worten gesprochen: „Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er geht."
Friedhöfe dürfen nicht zum Ablageort für Tote verkommen oder zum Pflichtprogramm für die Hinterbliebenen werden, findet die Floristin: „Der Friedhof ist ein lebendiger Ort, an dem die Erinnerung gepflegt wird. Die Alternative, Trauern ohne Grab, ist für viele Menschen gar nicht vorstellbar."
Rituale und Zeichen, wie das Niederlegen und Pflanzen von Blumen auf den Ruhestätten, zeigen Ausdruck einer Verbindung. Auch nach dem Tod fühlt man sich den Verstorbenen näher, wenn man die Lieblingsblumen erblühen sieht, gießt und pflegt. Die Gedanken wandern, die Grabstätte wird zum Ort der inneren Einkehr, an dem man langsam zu sich selbst finden kann.
Umso trauriger, wenn die innere Einkehr abrupt ein Ende findet. Auch im Kreis Altenkirchen nimmt der Grabschmuckraub zu: „Ganz schön dreist", findet Reifenrath den gezielten Diebstahl auf den von ihr hergerichteten Gräbern: „Während des Jahres werden nur vereinzelt Blumen oder Gestecke entwendet, aber im November, wenn die Gräber zu Allerheiligen und für den Totensonntag hergerichtet werden, steigt die Zahl,“ so die Floristin.
Der November ist der Monat des Gedenkens. Den Abschluss bildet traditionell der Totensonntag. Die Kirche selbst spricht lieber vom Ewigkeitssonntag und nimmt damit Bezug auf den Glauben an Auferstehung und ein ewiges Leben. Viele evangelische Christen gedenken an diesem Tag der Menschen, die gestorben sind.
Friedhofsschmuck ist kein Mitnahmeartikel und Gräber kein Selbstbedienungsladen: Um Friedhöfe auch in Zukunft als lebendige Orte der Trauer und der Begegnung zu bewahren, gibt es verschiedene Ansätze. „Wenn der Friedhof und damit das Brauchtum verschwindet, wäre das ein großer Verlust für uns alle", so die Betroffene abschließend. (PM)
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